Essen-Bredeney. Bürgerverein hatte zur Einweihung eingeladen. Historisches Gebäude ist jetzt in Privatbesitz. Essener können den Saal einige Male im Jahr nutzen.
Viel Lob für das aufwendig restaurierte alte Rathaus in Essen-Bredeney: Zur Wiedereinweihung des historischen Ratssaals hatte der Heimat- und Kulturverein „Bredeney aktiv“ zu einem Sektempfang eingeladen. Neben Oberbürgermeister Thomas Kufen waren Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft sowie der Bredeneyer Schulen und Institutionen eingeladen.
Für die Öffentlichkeit zugänglich ist ausschließlich der alte Ratssaal, und das auch nur an wenigen Tagen im Jahr. Dorthin gelangt man über das neue Treppenhaus im gläsernen Anbau auf der Rückseite des in Teilen denkmalgeschützten Gebäudes. Der frühere Zugang über das historische Treppenhaus ist für die Bürger nicht mehr möglich.
Die Bürger können den alten Ratssaal im Rathaus Essen-Bredeney bis zu achtmal im Jahr nutzen
Die Gäste des Empfangs von „Bredeney aktiv“ nutzten die Chance, den restaurierten Ratssaal in Augenschein zu nehmen. Allzu oft wird sich diese Gelegenheit nicht bieten, denn der repräsentative Raum steht laut Vertrag mit der Stadt nur an bis zu acht Terminen im Jahr für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung. Eine Klausel, die Oberbürgermeister Kufen in seinem Grußwort als faire Vereinbarung lobte. Die Hoffnung auf einen Rundgang durch das gesamte Gebäude, die auch das Stadtoberhaupt gehegt hatte, erfüllte sich an diesem Tag indes nicht.
Der Dank der Festredner ging an den neuen Eigentümer, der die Bredeneyer Landmarke wieder zum Leben erweckt habe. Nach 18 Monaten Bauphase war die Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes abgeschlossen worden. Der in enger Absprache mit dem Denkmalschutz neu gestaltete Ratssaal kam bei vielen gut an.
Die alten, etwas plüschigen Möbel, die nicht mehr zu verwerten waren, mussten entsorgt werden. Dunkle Vorhänge wurden durch luftige weiße ersetzt, die Ornamente an Decke und Wänden größtenteils hell gestrichen. Die vielarmigen Kronleuchter sind modernen, kreisförmigen Hängeleuchten gewichen. Der Raum wirkt nun heller und freundlicher, war von den Gästen zu hören.
Das markante Gebäude ist seit Jahrzehnten eine Landmarke im Stadtteil Essen-Bredeney
Seit über 120 Jahren prägt das alte Rathaus an der Bredeneyer Straße 131 das Bild des Stadtteils. Der Fortbestand des markanten Gebäudes stand aber viele Jahre auf der Kippe. Das Rathaus verfiel immer mehr, die Stadt hatte nicht die Mittel, es instand zu setzen, hätte sich auch mit der Verwendung für den monumentalen Bau schwergetan, wie Oberbürgermeister Kufen zugab. So hatte der Rat schließlich den Verkauf beschlossen, der 2019 erfolgte. Heute ist das Gebäude Sitz der Firma DGFO.
Für den Verein „Bredeney aktiv“ begrüßte der langjährige Vorsitzende Michael Bonmann die Gäste. Der ehemalige Bezirksbürgermeister (CDU) hatte viele Jahre für den Erhalt und eine Folgenutzung des alten Rathauses gekämpft, hatte dabei lange Unterstützung im Essener Rathaus vermisst, blickte er in seiner Rede zurück. Ein Gespräch mit Thomas Kufen, damals noch recht frisch im Amt des Oberbürgermeisters, habe die Wende gebracht.
Bemühungen um den Erhalt des Rathauses waren zunächst von wenig Erfolg gekrönt
Dass sich nach dem Ratsbeschluss zum Verkauf und der folgenden Ausschreibung plötzlich sieben Bewerber fanden, habe ihn dann doch sehr überrascht, erinnerte sich Bonmann. Aber nur einer davon, der heutige Eigentümer, habe das mit dem Gebäude vorgehabt, „was wir uns vorgestellt hatten“.
Der neue Eigentümer, der namentlich nicht genannt werden will, betonte die Verbundenheit seiner Familie mit dem Stadtteil Bredeney und die Vorliebe für historische Gebäude. Durch die Revitalisierung anderer Objekte dieser Art habe man bereits viel Erfahrung auf dem Gebiet sammeln können. Er erinnerte an seinen Schwiegervater, der das Projekt Rathaus Bredeney mit angestoßen habe, aber in der Zwischenzeit verstorben sei.
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Der Eigentümer sprach von besonderen Herausforderungen, zum Beispiel die fehlende Heizung in einigen Räumen, und unangenehmen Überraschungen, wie die Treppe zum Haupteingang, die wegzubrechen drohte. Letzteres sorgte bei Michael Bonmann noch nachträglich für Unmut, hatte er doch während seiner politisch aktiven Zeit ausgerechnet für die Instandsetzung dieser Treppe Gelder locker machen können . . .
Das alte Rathaus Essen-Bredeney wurde auch als Standesamt genutzt
Bonmann referierte kurz über die wechselvolle Geschichte des vom Essener Architekten Oskar Kunhenn geplanten Rathauses. Während der kurzen Selbstständigkeit Bredeneys (1902 bis 1915) war es Sitz des Bürgermeisters. Im Laufe der Jahre wurde es dann auch als Standesamt, Einwohnermeldeamt, Gericht, Gefängnis (die Räume habe man leider im Zuge der Sanierung nicht finden können, so der Eigentümer), Dienststelle von Polizei und Feuerwehr, Sitz der Sparkasse und zuletzt einer Schule für Ergotherapie, aber auch als Wahllokal genutzt.
An die Nutzung als Standesamt habe man nun bereits angeknüpft, verriet der Oberbürgermeister: „Eine standesamtliche Trauung hatten wir hier schon.“ Ob es weitere geben wird, blieb offen. Die Ehen jedenfalls, die in früheren Zeiten im Bredeneyer Ratshaus geschlossen wurden, seien offenbar langlebig, verwies Bonmann auf seinen ebenfalls anwesenden Vorgänger als Vorsitzender von „Bredeney aktiv“: Harald Haakshorst und seine Frau wurden dort getraut.
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