Essen. Vor dem ehemaligen „Böhmer“-Schuhgeschäft lagen in der Nacht auf Donnerstag viele Kartons, Verpackungen und Kleidung. Behörden eingeschaltet.

Eine riesige, wilde Müllkippe mitten in Essens Fußgängerzone beschäftigt seit Mittwoch Abend (11. September) mehrere Behörden. Vor dem ehemaligen Schuhgeschäft „Böhmer“ am oberen Ende der Limbecker Straße, Ecke Schwarze Horn, lagen bis Donnerstag Morgen große Mengen Kartons, Verpackungsmaterial, Bekleidung und Schuhe. Fotos von der bizarr anmutenden Situation verteilten sich im Internet in Windeseile.

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Mehrere Bürgerinnen und Bürger meldeten direkt am Mittwoch Abend die Müllkippe den Entsorgungsbetrieben (EBE) über die App „Mängelmelder“. „Bei uns gingen mehrere Hinweise ein“, sagte EBE-Sprecher Christian Herrmanny am Donnerstag Morgen. Noch vor Geschäftsbeginn um 10 Uhr am Donnerstag hatten die Entsorgungsbetriebe alles weggeräumt.

Auch das städische Ordnungsamt und die Essener Polizei sind mit dem Fall beschäftigt: „Wir waren noch am Mittwochabend vor Ort“, berichtet Polizei-Sprecherin Sylvia Czapiewski. Hinweise auf eine Straftat habe es aus Polizei-Sicht jedoch nicht gegeben, für wilde Müllkippen ist das städtische Ordnungsamt zuständig.

Schuhhaus Böhmer in Essens Innenstadt ist seit Sommer 2023 dicht

Was genau ist passiert? Das traditionsreiche Schuhhaus „Böhmer“ schloss im Sommer 2023 im Zuge einer Insolvenz. Das riesige Ladenlokal oder Teile davon sind seit geraumer Zeit von einem indischen Händler angemietet, der unter dem Namen „My Design“ ausgesprochen preiswerte Mode, Accessoires und Schuhe anbietet. Zielgruppe ist vor allem junges, weibliches, arabischstämmiges Publikum.

Doch auch „My Design“ strich jetzt die Segel: „Alles muss raus bis zum 14. September“, verkündete das Unternehmen, das seinen Stammsitz in Gelsenkirchen hat, über die sozialen Medien. Im Umfeld des Geschäftes ist zu hören, dass der Betreiber des Im- und Exporthandels auch eine Wohlfahrtsorganisation unterstützt, die Menschen in Kriegs- und Krisengebieten hilft. „Offenbar sollte der ganze Rest aus dem Laden, der nicht verkauft worden ist, in diese Länder gehen“, sagt die Verkäuferin eines benachbarten Geschäfts.

Augenzeuge: Die Kartons standen zunächst ordentlich gestapelt vor dem Laden

Ob es der Betreiber selbst war, der sämtlichen, nicht verkauften Rest am Mittwochabend vor die Ladentür stellte oder jemand anders, ist unklar. Offen bleibt auch die Frage, ob es Plünderungen gegeben hat, ob also Passanten die Gunst der Stunde nutzten und sich an den Schuhen und der Bekleidung bedienten. Ein Nutzer schreibt der Redaktion am Donnerstag, dass er am Mittwoch noch gegen 18.20 Uhr am ehemaligen Ladenlokal vorbeigegangen sei; zu diesem Zeitpunkt hätten die Kartons noch ordentlich gestapelt auf Paletten gestanden.

Ein anderer Zeuge berichtet: „Wir haben gesehen, dass die Leute ab 20 Uhr zu den ordentlich eingepackten Kartons gegangen sind und die Kartons aufgerissen und die Schuhe anprobiert haben. Sie haben die Schuhe dann einfach mitgenommen. Es wurden immer mehr Leute.“ Das geschah am Mittwoch Abend.

Am Donnerstagmorgen um kurz vor zehn sind sämtliche Spuren beseitigt - nur das Geschäft ist noch nicht ausgeräumt: Im Ladenlokal steht noch kistenweise Ware, und an den Schaufenstern hängen noch Zettel: „Alles muss raus“, „Aktion 10 Euro“, aber auch: „Keine Kartenzahlung möglich, nur Bargeld“. Der Betreiber des Geschäfts war trotz mehrfacher Versuche für die Redaktion nicht zu erreichen.

Am Donnerstag Morgen war alles wieder sauber. Das Geschäft hat geschlossen, es hängen vom Ausverkauf noch Papierzettel an den Fenstern.
Am Donnerstag Morgen war alles wieder sauber. Das Geschäft hat geschlossen, es hängen vom Ausverkauf noch Papierzettel an den Fenstern. © Martin Spletter

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