Essen. Seit 31. Jahren organisiert Ellen Menne den Bücherbasar in Essen-Überruhr für krebskranke Kinder. 82.000 Euro später hat sie einen Wunsch.
Nordseekrimis von Klaus-Peter Wolf, Trilogien für Italienliebhaber, aktuelle Thriller, daneben Kartons voller Koch- und Kinderbücher: All das schleppt, sortiert und packt Ellen Menne gerade, denn am 14. und 15. September ist Bücherbasar in Überruhr – zum 31. Mal. Denn seit genau so vielen Jahren kümmert sich die 74-Jährige nun um die Organisation, um mit dem Erlös die Elterninitiative krebskranker Kinder in Holsterhausen zu unterstützen – und hofft doch, bald einen Nachfolger zu finden.
Die Kisten stapeln sich derzeit in dem Keller, den ihr eine Wohnungsgesellschaft zur Verfügung gestellt hat. Mancher schmunzelt, B8 (weil der Keller am Bruktererhang liegt) laute ihre neue Adresse, denn dort lagert der Lesestoff bis zum Basar. Hier verbringt Ellen Menne Stunde um Stunde, befüllt die Kartons nach Genre oder Alter der gespendeten Bücher und taucht immer wieder selbst ab, vergisst die Zeit, wenn sie ein Buch aufschlägt und anfängt zu lesen. „Die Uhr hängt nicht umsonst hier, die hat mein Mann aufgehängt“, sagt die Überruhrerin lächelnd, die vor allem zwei Eigenschaften auszeichnen: Lesefreude und Hilfsbereitschaft.
Kochbücher von Horst Lichter beim Bücherbasar in Essen-Überruhr
Für den Basar steht nun ab Donnerstag der Aufbau an, dann werden Tische in den Saal des Bürgerzentrums Ruhrhalbinsel getragen, auf denen ab Freitag dann die Bücher landen. Zuvor auf ihren Zustand kontrolliert und wohlgeordnet, gibt es vor allem Aktuelles aus den vergangenen zehn Jahren, aber auch Kochbücher aus verschiedenen Ländern, von Horst Lichter, asiatisch oder mediterran. „Richtig gut laufen Rezepte aus alter Küche, vor etwa 150 Jahren“, sagt sie. Dazu gibt es Unmengen Musik-CDs, Kisten mit Raritäten, auch mal eine Fibel, ein Vogelbestimmungsbuch oder den Koran.
„Harry Potter geht immer“, weiß Ellen Menne längst. Hermann Hesse eher nicht. So muss sie auch immer wieder einfühlsam wie geduldig am Telefon erklären, warum die Sammlung des gerade verstorbenen Großvaters sich nicht für ihren Bücherbasar eignet. Denn Spenden erhält Ellen Menne das ganze Jahr über, sammelt und verteilt diese auch gern in Garagen ihrer Friseurin oder der Schatzmeisterin von der Elterninitiative, wenn sich im Keller schon kein Platz mehr findet.
Tausende Bücher sind es dann, in denen Besucher beim Basar stöbern. Zwei Euro kostet eins. Die aussortierten aus der Stadtteilbibliothek kosten einen Euro und Kinder bestimmen die Preise selbst – und wenn es fünf Cent sind. Das hat Ellen Menne aus Erfahrung und Überzeugung so festgelegt: „Mein Sohn war immer besonders stolz, wenn er irgendetwas angeschleppt hat, das er von seinem Taschengeld bezahlt hat.“
So habe das einen ganz besonderen Wert gehabt. Ihr Sohn war es übrigens, dem seine Mutter das ein oder andere Spielzeug wegschnappte, als in den 1980er Jahren geflüchtete Familien in Überruhr untergebracht wurden. Ellen Menne half immer schon, wenn Bedarf war. Sie war aktiv im Schulausschuss, sammelte Spenden für Misereor und gab dafür seinerzeit Kochbücher heraus. Für ihr Engagement gab es von der Kupferdreher Bürgerschaft sogar eine Auszeichnung (Josef-Götte-Medaille) für die gelernte Großhandelskauffrau.
Die Überruhrerin übernahm im Laufe der Jahre auch Ämter in St. Mariä Heimsuchung, wo im Gemeindezentrum viele Jahre der Basar veranstaltet wurde, bis der Ort im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses aufgegeben wurde. Ellen Menne hat nicht aufgegeben, hat unermüdlich nach Alternativen gesucht – und diese im Bürgertreff schließlich gefunden.
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Heute bietet sie in ihrem Stadtteil weiterhin das Klön-Café ebenfalls im Bürgertreff an, übernimmt alle zwei Wochen samstags den Verkauf im Kupferdreher Weltladen. An ihrer Seite ist dabei Willi Wölting, der an der Marienschule in Steele arbeitete und nach wie vor jedes Jahr beim Bücherbasar an der Kasse sitzt.
„Ellen, ich sorge dafür, dass es über 100.000 Euro werden“, habe er ihr versprochen. Sie sind nah dran: Rund 82.000 Euro sind inzwischen an die Elterninitiative krebskranker Kinder in Holsterhausen gegangen. Dafür brauchen sie nun neben den vielen gespendeten Büchern auch noch Kuchenspenden, die sie dann an dem Wochenende anbieten. „Alle, die nicht schnell genug auf dem Baum sind, müssen Kuchen herausrücken“, sagt die Organisatorin mit Blick auf Basar und das dazugehörende Café.
Dann sind auch wieder alle Helfer aus der Familie, aus der Nachbarschaft, von der Bürgerschaft und aus der Kirche gefragt. Es werden Bücher auf den Tischen präsentiert, reihenweise geordnet nach den Kategorien Romane, Biografien, Krimis, Thriller oder Aktuelles sowie Schallplatten („sogar 33er, nostalgische Dinger“). Gegen eine Spende gibt es frisch gewaschene Kuscheltiere. Und einen großen Wunsch: „Es möge sich zeitnah jemand finden, der den Basar künftig organisiert“, hofft Ellen Menne sehr, ist das doch ihr Herzensprojekt. Sie werde sich weiterhin beteiligen und zeigen, wie sie alles angeht. Dazu gehört auch bereits der Blick auf Basar Nummer 32.
„Der Bücherbasar ist kaum vorbei, da geht es mit dem nächsten weiter“, sagt Ellen Menne, die das ganze Jahr über Bücher bekommt und sammelt und dann bis zum nächsten Jahr aufbewahrt. Manches Buch verschenkt sie auch. „Bei meinem Kardiologen habe ich das Wartezimmer bestückt“, sagt sie lächelnd. Er habe das mitnichten verübelt („er kommt mit seiner Enkelin zum Basar“), denn er sei ein großer Bücherliebhaber – so wie sie: „Ein Leben ohne Lesen: unmöglich.“
Der Bücherbasar Überruhr findet am Samstag und Sonntag, 14. und 15. September, in der Zeit von 10 bis 18 Uhr im Bürgertreff Ruhrhalbinsel, Nockwinkel 64, statt.
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