Essen. Prügel für einen Taxifahrer auf Mallorca, Essener Polizisten stehen unter Verdacht: „Betroffene haben uns den Vorfall völlig anders geschildert.“

Nach dem tätlichen Angriff auf einen Taxifahrer in Mallorca dringt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Essen/Mülheim auf eine „objektive und faire Klärung des Vorfalls“. Wie berichtet, sollen Polizeibeamte aus Essen in die gewalttägige Auseinandersetzung verwickelt sein. „Wir hatten direkten Kontakt zu den betroffenen Polizeibeamten, die uns gegenüber den Vorfall in einer völlig anderen Weise glaubhaft geschildert haben“, erklärt der Essener GdP-Chef Jörg Brackmann.

„ „Wir hatten direkten Kontakt zu den betroffenen Polizeibeamten, die uns gegenüber den Vorfall in einer völlig anderen Weise glaubhaft geschildert haben““

Jörg Brackmann
Vorsitzender der Polizeigewerkschaft Essen/Mülheim

Die Darstellung des Vorfalls in verschiedenen Medien unterscheide sich erheblich von den Schilderungen der betroffenen Beamten. „Es gilt, wie in jedem anderen Fall auch, die Unschuldsvermutung – das muss ebenso für Polizeibeamte gelten“, fügt Brackmann hinzu. „Bevor voreilige Verurteilungen stattfinden, müssen alle Beweise, Zeugenaussagen und Stellungnahmen der betroffenen Personen sorgfältig gesichert und geprüft werden.“

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Nach Taxifahrer-Vorfall auf Mallorca: Beschuldigte durften nach Deutschland reisen

Die spanische Polizei habe nach ihrer Untersuchung entschieden, die Polizeibeamten nicht festzuhalten und keine weiteren Sicherheiten für deren Ausreise zu verlangen. Diese Entscheidung deutet nach Auffassung der Polizeigewerkschaft darauf hin, dass die Straftat, unter Berücksichtigung der Aussagen und Verletzungen des Taxifahrers sowie anderer Zeugen, nicht als schwerwiegend eingestuft worden sei. Die Beschuldigten durften am Mittwoch, am Tag nach der Tat, wieder nach Deutschland reisen.

„Es entsteht der Eindruck, dass hier möglicherweise versucht wird, aus dem medialen Interesse Kapital zu schlagen, anstatt den Sachverhalt wahrheitsgemäß und objektiv aufzuklären.““

Jörg Brackmann
GdP-Chef Essen/Mülheim

Die Gewerkschaft wirft daher die Frage auf, „warum ein solcher Sachverhalt, der in seiner Schlüssigkeit viele Fragen offenlässt, europaweit an die Medien weitergegeben wurde“. Brackmann: „Es entsteht der Eindruck, dass hier möglicherweise versucht wird, aus dem medialen Interesse Kapital zu schlagen, anstatt den Sachverhalt wahrheitsgemäß und objektiv aufzuklären.“

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Wie berichtet, stehen Essener Polizeibeamte unter Verdacht, einen Taxifahrer in auf Mallorca krankenhausreif geprügelt zu haben. Der 71-Jährige soll mehrere Knochenbrüche erlitten haben. Der Sohn des Mannes berichtete im spanischen Fernsehen, seinem Vater drohe eine Erblindung auf einem Auge. „Sie nahmen ihn in die Mitte und schlugen immer wieder zu”, sagte Óscar P. dem TV-Inselsender RTVE. 

Nach Taxifahrer-Vorfall: Gewerkschaft der Polizei erwartet vorbildliches Verhalten auch im Urlaub

Die Polizeigewerkschaft betont, dass sie von ihren Mitgliedern und Polizeibeamten „ein vorbildliches Verhalten, auch im privaten Umfeld und während des Urlaubs“ erwarte. „Sollte sich herausstellen, dass ein Fehlverhalten vorliegt, müssen daraus selbstverständlich Konsequenzen gezogen werden.“

Dem verletzten mallorquinischen Taxifahrer übermittelt die GdP in ihrer Erklärung die „besten Genesungswünsche“: „Wir hoffen, dass er sich schnell und vollständig erholt und bald wieder vollständig genesen ist.“

Abschließend appelliert die Polizeigewerkschaft an alle Beteiligten, voreilige Schlüsse zu vermeiden und die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen abzuwarten.

Das Essener Polizeipräsidium hat mittlerweile offiziell bestätigt, dass mehrere Kollegen aus Essen in den Vorfall verwickelt waren. „Ob als Beschuldigte oder als Zeugen, ist jedoch noch offen“, sagte Polizeisprecherin Sonja Kochem am Freitag.

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