Essen. Die Ökumenische Notfallseelsorge Essen sucht Ehrenamtliche: Sie werden darauf vorbereitet, bei Unglücken, Todesfällen und Katastrophen zu helfen.

Wer aus dem Nichts einen schlimmen Verlust erleidet, wer Zeuge eines Verbrechens oder einer Katastrophe wird, für den bricht eine Welt zusammen. In diesem Moment sind Notfallseelsorger zur Stelle, hören zu, trösten, stützen, sind einfach da. Wenn es der Betroffene wünscht, kommen sie unmittelbar nach Feuerwehr und Rettungsdienst an den Unglücks- oder Tatort. „Wir sind in der Akutphase der Trauer da“, beschreibt ein Notfallseelsorger die anspruchsvolle Aufgabe. Nun sucht die Ökumenische Notfallseelsorge für Essen, Mülheim und Oberhausen weitere Ehrenamtliche.

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Michael Lux, Lehrer und ehrenamtlicher Notfallseelsorger

„ Bei meinen Einsätzen erlebe ich oft, dass die Betroffenen froh sind, nicht allein zu sein.“

Michael Lux, Lehrer, über die Arbeit als ehrenamtlicher Notfallseelsorger

Neben der Telefon- und der Krankenhausseelsorge gilt die Notfallseelsorge als einer der wichtigsten seelsorgerischen Dienste der Kirche. „Sie ist eine ureigene Aufgabe unserer Kirchen und macht Gottes Nähe zu den Menschen erfahrbar – über den Kirchturm hinaus“, betont Herwarth Schweres, Diakon und Katholischer Beauftragter für die Ökumenische Notfallseelsorge. Und jeder, der anderen in einer Notlage helfe, werde immer auch ein wenig selbst beschenkt.

Notfallseelsorger für Essen, Mülheim, Oberhausen gesucht

Seit einiger Zeit leistet die Notfallseelsorge ihre wichtige Aufgabe für Mülheim, Essen und Oberhausen (MEO-Region) im Verbund. Die Notfallseelsorger seien zwar nach wie vor in ihrer Stadt im Einsatz, „doch gibt es ab sofort eine übergeordnete Koordination, eine gemeinsame geistliche Begleitung und auch die Ausbildung und Zurüstung neuer Ehrenamtlicher für diesen Dienst erfolgt in der Gemeinschaft“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. Der neue Kurs startet im Januar 2025, der Info-Abend für Interessierte findet am Mittwoch, 13. November, in Essen statt.

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Wer sich für die Aufgabe interessiert, sollte eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen, gesund und gefestigt sein. „Wir brauchen viel Empathie und ein gesundes Bauchgefühl – für die Situation vor Ort und auch für uns selbst“, sagt Barbara Strunk, Rentnerin und ehrenamtliche Notfallseelsorgerin in der Ausbildung. Die Ehrenamtlichen bekommen während des rund elfmonatigen Kurses und danach eine professionelle Begleitung.

Trost spenden, wenn eine Welt zusammenbricht

Die Notfallseelsorger stehen einem Fremden in einer Ausnahmesituation bei: Wenn Menschen plötzlich vom Tod eines nahen Angehörigen erfahren – egal ob ein Unfall, ein Suizid, ein Herzversagen oder ein Gewaltverbrechen die Ursache war –, ist im Leben nichts mehr so, wie es vorher war. Ähnlich geht es denjenigen, die ein schlimmes Unglück mitansehen mussten. Ehrenamtliche Notfallseelsorger stehen den Betroffenen in den ersten Stunden einer solchen Krisensituation zur Seite.

Ausbildung zum ehrenamtlichen Notfallseelsorger

Der nächste Kurs für ehrenamtliche Notfallseelsorger beginnt im Januar 2025. Ein Info-Abend findet am Mittwoch, 13. November, von 18.30 bis 20.30 Uhr auf der Hauptfeuerwache Essen, Eiserne Hand 45 statt. Die Koordinatorin des Notfallseelsorge-Verbundes für Essen, Oberhausen und Mülheim, Iris Stratmann, spricht über Ausbildung und Aufgabe. Es wird um eine kurze Anmeldung gebeten per Mail an iris.stratmann@ekir.de oder telefonisch: 0160-94 74 47 92.

Die gut 120 Stunden umfassende Ausbildung dauert etwa elf Monate. Es geht um den Umgang mit Belastungsreaktionen, die Förderung der eigenen Resilienz, religiöse Dimensionen des Todes sowie die Strukturen von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei. Es sind mehrere Praktika vorgesehen.

Teilnehmer müssen mindestens 25 Jahre alt sein und eine gute körperliche und seelische Konstitution haben. Sie sollten Teamfähigkeit, persönliche Reife und die Affinität zu einer christlichen Kirche mitbringen. Mit der bundesweit einheitlichen Ausbildung kann man das Ehrenamt grundsätzlich überall ausüben.

„Manchmal hilft eine stille Umarmung. In anderen Fällen sprechen wir ein Gebet oder nehmen, wenn jemand verstorben ist und die Angehörigen dies möchten, eine Aussegnung vor“, sagt Iris Stratmann, die die Ökumenische Notfallseelsorge für Essen, Oberhausen und Mülheim koordiniert. Manchmal reiche es, da zu sein, ergänzt der Lehrer und Notfallseelsorger Michael Lux: „Bei meinen Einsätzen erlebe ich oft, dass die Betroffenen froh sind, nicht allein zu sein.“

Iris Stratmann, Koordinatorin der Ökumenische Notfallseelsorge für Essen, Oberhausen und Mülheim

„Manchmal hilft eine stille Umarmung. In anderen Fällen sprechen wir ein Gebet oder nehmen, wenn jemand verstorben ist und die Angehörigen dies möchten, eine Aussegnung vor.“

Iris Stratmann, Koordinatorin der Ökumenischen Notfallseelsorge für Essen, Oberhausen und Mülheim

In Essen ist die Zahl der Einsätze pro Jahr seit der Gründung der Notfallseelsorge stetig gestiegen: Im Jahr 2001 waren es 63 Einsätze, im Jahr 2006 schon 91, 2016 dann 152 und im vergangenen Jahr bereits 209. Im benachbarten Mülheim gab es im vergangenen Jahr 65 Einsätze, in Oberhausen waren es sogar 133, darunter zwei sogenannte Großeinsatzlagen.

Pfarrer Guido Möller

„Häufig ist es nötig, gemeinsam mit den Betroffenen einfach nur die Stille auszuhalten. Worte reichen oft nicht aus, um das Unfassbare, das geschehen ist, auszudrücken.“

Guido Möller, Pfarrer und Geistlicher Begleiter der ehrenamtlichen Notfallseelsorger in Essen, Mülheim und Oberhausen

Um Betroffene nach einem Unglück seelisch zu unterstützen und emotional aufzufangen, sind in Essen derzeit 42 ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger tätig. Ihre Rufbereitschaft deckt alle 24 Stunden des Tages und das ganze Jahr ab. In der Regel werden sie durch die Feuerwehr alarmiert und mit einem Einsatzwagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zum Einsatzort gebracht. Dort leisten sie eine „Erste Hilfe für die Seele“, die sich an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert – sie hören zu, helfen den Trauernden vielleicht dabei, sich über die nun notwendigen Schritte klarzuwerden.

Manchmal kann man nur gemeinsam schweigen

Gerade bei sehr schlimmen Unglücksfällen brauche es auch die Gabe, schweigen zu können, sagt Guido Möller, Pfarrer und Geistlicher Begleiter der Notfallseelsorger: „Häufig ist es nötig, gemeinsam mit den Betroffenen einfach nur die Stille auszuhalten. Worte reichen oft nicht aus, um das Unfassbare, das geschehen ist, auszudrücken.“

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