Essen. Wie früher sollen Besucher den Blick aus 120 Meter Höhe genießen können. Der Wille ist da, aber es fehlt noch an etwas Entscheidendem.
Er ist wahrlich der „Chef im Ring“, wie schon die Autoren des Buches „Essen entdecken - 100 besondere Orte“ vor einigen Jahren titelten. Mit seinen 127 Metern überragt der RWE-Turm nicht nur die Skyline in der Stadt, sondern das gesamte Ruhrgebiet. An klaren Tagen ist die Aussicht von der 120 Meter hohen Plattform auf dem preisgekrönten Gebäude einfach grandios. Dann reicht der Blick nicht nur über Essen und das Ruhrgebiet, sondern bis ins rheinische Braunkohlenrevier in der Kölner Bucht.
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Westenergie, die in dem schlanken Turm aus Glas und Stahl arbeiten, können die Sicht jeden Tag genießen. Bis vor einigen Jahren war das auch noch regelmäßig Besuchern an den „Tagen des offenen Turms“ gegönnt. Was irgendwann eingeschlafen ist, möchte der Eigentümer nun wieder zum Leben erwecken. „Vom Turm hat man den schönsten Ausblick über die Region“, weiß auch Sven Scharke, Geschäftsführer der Lianeo Real Estate GmbH. Das Berliner Unternehmen verwaltet im Auftrag des Eigentümers Vivion die imposante Immobilie seit etwa fünf Jahren.
Eigentümer des RWE-Turms will Aussichtsplattform öffnen und sucht Betreiber
Die Idee ist es, die Plattform wieder regelmäßig für Besucher zu öffnen. „Wir könnten uns ein Café oder eine Bar dort vorstellen“, sagt Scharke, fügt aber hinzu: „Bislang haben wir keinen Betreiber gefunden, der das Geschäft übernehmen möchte.“ Beerdigt ist die Sache deshalb nicht, die Suche gehe weiter.
Die Plattform wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, ist Teil eines Konzepts, an dem Scharke und sein Team arbeiten. Unter dem Projektnamen „Opernplatz Quartier“ soll der Komplex um den RWE-Turm neu aufgestellt werden. Der bisherige Nutzer, die Eon-Tochter Westenergie, wird aus dem Gebäude bis Ende November 2024 ausziehen. Der Mietvertrag läuft aus. Dann steht nicht nur der Turm mit seinen knapp 20.000 Quadratmetern leer, sondern das gesamte Gebäudeensemble an der Rellinghauser und Gutenbergstraße mit zusammen 56.000 Quadratmetern.
Erster neuer Mieter für RWE-Turm steht bereits fest
Im Frühjahr vergangenen Jahres hat Lianeo deshalb bereits damit begonnen, neue Mieter für den gewaltigen Komplex zu suchen. Zwar ist die generelle Nachfrage nach Büros in Essen gerade nicht sonderlich hoch, im ersten Halbjahr wurden nur etwas über 30.000 Quadratmeter Bürofläche vermietet. Das lag weit unter dem langjährigen Durchschnitt.
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Dennoch ist Scharke für sein Objekt zuversichtlich. „Wir führen viele Gespräche mit ernsthaften Interessenten. Ich denke, wir werden 2026 eine merkliche Vermietung haben“, sagt er. Einen ersten Vermietungserfolg konnte Lianeo vor wenigen Wochen vermelden: Die Wirtschaftskanzlei Luther Rechtsanwaltsgesellschaft wird im Herbst 2025 in die oberen Etagen des Turms auf 3000 Quadratmeter ziehen und hat sich damit die Top-Büros im Gebäude gesichert.
Als die Meldung die Runde machte, war schnell klar: Der RWE-Turm mit seinen Nachbargebäuden wird künftig nicht mehr nur einen, sondern viele Büromieter haben. „Wir können sehr flexibel Büroflächen anbieten“, betont Scharke. Die kleinsten Einheiten beginnen bereits bei 300 Quadratmetern. Der Turm dagegen kann nur etagenweise mit jeweils etwas über 600 Quadratmeter vermietet werden.
Eigentümer des RWE-Turms muss für neues Konzept einiges investieren
Um das Gebäude entsprechend umzunutzen, muss der Eigentümer wohl kräftig investieren. Denn allein die Gebäudetechnik (IT-Verkablung, Verbrauchsmessung etc.) muss auf ein Mehrmieter-Konzept umgestellt werden. 2025 wird deshalb ein Jahr der Bauarbeiten werden, kündigt Scharke an. Wie hoch die Investitionssumme am Ende sein wird, könne er momentan nicht sagen.
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In den Mietergesprächen wirbt Lianeo nicht nur mit der zentrumsnahen Lage und der repräsentativen Erscheinung des Hochhauses. Ein Plus sieht Scharke auch in dem Campus-Charakter mit Außenterrasse und einer parkähnlichen Anlage. Dem Eigentümer dürfte bei seinen Vermarktungsbemühungen in die Karten spielen, dass in Essen der Büroneubau momentan quasi am Boden liegt, und damit kaum noch neue, moderne Flächen zu haben sind. Unternehmen, die sich recht kurzfristig verändern wollen, bleibt damit nur, sich in Bestandsgebäuden umzuschauen. Immobilienexperten erwarten daher, dass im Zuge der Neuvermietung solch großer Komplexe wie um den RWE-Turm vor allem die Randlagen leiden werden.
Neue Gastronomie soll an der Rellinghauser Straße einziehen
Lianeo unterdessen erhofft sich, dass es um den Opernplatz künftig mehr Leben geben wird. Dazu soll nicht nur ein guter Mietermix beitragen, sondern auch eine gastronomische Einrichtung, die ins Erdgeschoss an der Rellinghauser Straße einziehen soll. „Auch dazu sind wir bereits in Gesprächen und haben gute Rückmeldungen“, sagt Scharke.
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