Essen. Das Y-Hochhaus an der Kruppstraße ist weg. Was bleibt, ist eine Brachfläche mitten in der Stadt. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
Mehr als zwei Jahre hat der Abriss des 19-stöckigen Hochhauses und der umliegenden Gebäude an der Kruppstraße/Ecke Huyssenallee gedauert. Was zurückblieb, sind Schuttberge und eine riesige Brachfläche mitten in der Stadt - eingerahmt von einem kilometerlangen Bauzaun.
Sieben Jahre ist es her, dass die Essener Bauunternehmer Marcus Kruse und Stephan Kölbl das riesige Areal südlich der Innenstadt gekauft haben. Drei Hektar in bester Lage, Potenzial für 100.000 Quadratmeter neue Büros, vermarktet unter dem alles andere als bescheidenen Titel „Essen Eins“. Der Bebauungsplan ist genehmigt, das Baufeld nach dem Abbruch der alten Häuser bereitet. Die Pläne, dort für Innogy einen Campus zu bauen, lange geplatzt. Und nun?
Bürokrise trifft auch Projekt von Kölbl und Kruse in Essen
An den eher trostlosen Anblick an dieser prominenten Stelle werden sich die Essener wohl erstmal gewöhnen müssen. Denn wann sich auf dem Baugrundstück die ersten Kräne drehen werden, ist offen. Schuld ist die Krise am Büromarkt. Hohe Zinsen und teure Baukosten bremsen Neubauprojekte derzeit aus.
Hinzu kommt: Kölbl und Kruse gehen geschäftlich getrennte Wege. Längst haben sie eigene Projektgesellschaften gegründet: Kruse die Kruse GmbH; Kölbl die Kölbl Group. Das gemeinsame Unternehmen, die Kölbl Kruse GmbH, stellt zum Jahresende das operative Geschäft ein. Grund seien „verschiedene strategische“ Ansätze, die beide Unternehmer nun weiterverfolgen wollen.
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Auch auf dem alten RWE-Baufeld bedeutet das Trennung: Kruse behält das Grundstück entlang der Huyssenallee, Kölbl den Teil an der Kruppstraße. Noch offen ist, wie sich beide das Flurstück aufteilen werden, auf dem das Y-förmige Hochhaus stand. „Das ist technisch komplexer, aber ich bin zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird“, sagt Stephan Kölbl.
Kölbl und Kruse setzen auf gute Nachfrage in Büro-Toplage
Er und Kruse werden an der Kruppstraße bzw. Huyssenallee künftig also ihre jeweils eigenen Pläne vorantreiben. Trotz der allgemeinen Flaute bei Büroprojekten setzen beide auf die 1A-Lage, wenn die Krise vielleicht in ein, zwei Jahren oder auch erst später überwunden ist. „Unternehmen im Ruhrgebiet werden weiter gute Büros brauchen, wenn sie gute Mitarbeiter für sich gewinnen wollen“, meint Marcus Kruse und ist überzeugt, dass es dann einen „Run“ auf solch zentrale Standorte geben werde. Kölbl spricht gar von den „besten Grundstücken im Ruhrgebiet“.
Kruse hat nach eigenem Bekunden bereits fertige Baupläne in der Schublade. Auch an Interessenten mangele es nicht. Es gebe „ernsthafte Verhandlungen“. Das Problem aber ist: Der Unternehmer kann wegen der unkalkulierbaren Bau- und Zinskosten momentan kein Preisschild an einen Neubau „hängen“ – heißt, er kann potenziellen Mietern keinen festen Mietpreis nennen. Und solange diese Unsicherheiten da sind, wird wohl auch niemand einen Vertrag unterschreiben wollen.
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Eile, die Grundstücke zu bebauen, haben Kruse wie auch Kölbl nicht. „Wir haben keinen Druck, sind gut finanziert“, betont Kölbl. In der Vergangenheit hatten sie Teile des Grundstücks bereits veräußert: Das Hochhaus an der Kruppstraße ging 2021 an einen Fonds von Tristan Capital Partners, ein Teilstück zwischen Huyssenallee und Baedekerstraße kaufte ihnen das Essener Technologieunternehmen ifm ab. Es will dort eine neue Unternehmenszentrale bauen.
ifm verschiebt Baustart für neue Unternehmenszentrale in Essen
Doch auch diese Pläne sind mittlerweile geschoben. „Der genaue Zeitpunkt für den Baubeginn hängt von verschiedenen Faktoren ab – beispielsweise auch von der Entwicklung der Baukosten. Aktuell gehen wir davon aus, dass der Baubeginn Ende 2024 oder Anfang 2025 sein wird“, erklärte eine Sprecherin von ifm. Das wäre ein Jahr später als ursprünglich angenommen.
Hochhaus an der Kruppstraße 5 in Essen steht leer
Derweil deuten sich neue Entwicklungen an der Kruppstraße 5 an. Das Hochhaus wurde als RWE-Hauptverwaltung in den frühen 1960er Jahren erbaut. Mieter ist der Eon-Konzern, worauf auch der Würfel auf dem Dach hindeutet. Allerdings hat der Energieversorger die Immobilie bereits komplett geräumt. Wie lange der Mietvertrag noch läuft, wollte Eon nicht sagen. Nach Informationen der Redaktion will der Eigentümer die Immobilie vor einer neuen Vermietung modernisieren.
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