Essen. Im RWE-Turm droht Leerstand, weil die Westenergie auszieht. Der Besitzer präsentiert nun den ersten neuen Mieter. Der zieht in die Premium-Büros.
Die Wirtschaftskanzlei Luther Rechtsanwaltsgesellschaft will künftig in Essen hoch hinaus. Das Kölner Unternehmen, das bereits seit vielen Jahren einen Standort in Essen hat, hat sich im ehemaligen RWE-Hochhaus am Opernplatz eingemietet und wird dort die ehemalige Vorstandsetage beziehen und damit die höchstgelegenen Büroflächen im gesamten Ruhrgebiet. Das teilte am Dienstag das international agierende Immobilienberatungsunternehmen Cushman & Wakefield mit.
Mit einer Höhe von 127 Metern und 31 Etagen ist das tonnenförmige Gebäude aus Glas eine bekannte Landmarke und prägt die Skyline der Stadt. Es wurde 1996 vom international renommierten Architekten Christoph Ingenhoven als Konzernsitz für den Energieriesen RWE gebaut. Derzeit wird es noch von der Eon-Regionalgesellschaft Westenergie genutzt. Deren Mietvertrag läuft allerdings zum Ende des Jahres aus.
Eigentümer will in RWE-Turm investieren
Damit drohte ein riesiger Leerstand: Immerhin weist allein der Turm knapp 20.000 Quadratmeter Bürofläche auf, plus Nebenflächen, die ebenfalls schon teilweise leer stehen, kommt der gesamte Komplex an der Gutenbergstraße und der Rellinghauser Straße auf 56.000 Quadratmeter. Die kann die Kanzlei Luther auch nur zu einem kleinen Teil füllen: Sie bezieht 3000 Quadratmeter im Hochhaus, wie Cushman & Wakefield weiter mitteilten.
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Bereits 2014 hatte sich der RWE-Konzern von der markanten Immobilie getrennt und war nur noch als Mieter aufgetreten. Eigentümerin des Objekts ist die Berliner Immobilienverwaltung Lianeo Real Estate GmbH. Sie plant nach dem Auszug von Westenergie umfangreiche Investitionen. Die werden schon allein deshalb notwendig, weil das Hochhaus einst nur für einen Nutzer konzipiert wurde und künftig von mehreren Mietern genutzt werden wird.
Luther Rechtsanwaltsgesellschaft wechselt in Essen den Standort
Luther will die Büros voraussichtlich im Oktober kommenden Jahres beziehen. Das Unternehmen beschäftigt in Essen über 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. „Mit dem Umzug in den Opernplatz schaffen wir eine einzigartige Bürowelt, die uns auch den Raum gibt, weiter zu wachsen“, begründete der Essener Standortleiter, Klaus Thönißen, den Schritt. Luther war nach eigenen Angaben schon länger auf der Suche nach neuen Räumen und hat nun einen Mietvertrag über zehn Jahre unterzeichnet.
Die Anmietung dieser größeren Top-Fläche ist zwar ein gutes Signal für den aktuell gebeutelten Büromarkt in Essen. Dem wachsenden Büroleerstand wirkt sie aber kaum entgegen. Denn Luther wird die Büros in der Gildehofstraße 1 mit rund 2000 Quadratmetern aufgeben.
Büromarkt in Essen: Nur wenige neue Vermietungen
Positive Nachrichten kann der Essener Büromarkt derzeit gut gebrauchen, denn im ersten Halbjahr lagen die Vermietungszahlen weit (über 40 Prozent) unter dem langjährigen Mittel. Wie das Maklerunternehmen BNP Paribas Real Estate jetzt meldete, wurden in Essen in den ersten sechs Monaten gerade einmal 33.000 Quadratmeter Bürofläche an neue Mieter übergeben. Die Leerstandsquote kletterte weiter auf 7,1 Prozent und ist damit nach Frankfurt und Düsseldorf die dritthöchste* unter den deutschen Top-Bürostandorten. Die Essener Unternehmen halten sich weiterhin zurück. Gründe sind sicher: mehr Homeoffice seit Corona und die unsichere wirtschaftliche Lage.
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Allein um die Innenstadt herum, also der besten Lage, stehen momentan viele Büros leer. Erst zu Jahresbeginn zog die Postbank aus ihrem Hochhaus am Hauptbahnhof aus. Das Hochhaus schräg gegenüber in der Kruppstraße 5 steht ebenfalls schon länger leer.
Ein Großteil der leerstehenden Flächen befinde sich in einem Zustand, in dem er schwer nachvermietet werden kann, sagte Tobias Altenbeck, Geschäftsführer beim Maklerunternehmen Brockhoff und betonte gleichzeitig: „Eine nachhaltige Sanierung lohnt sich.“ Wenn Besitzer investieren, finden sie aktuell auch Mieter. Denn der Neubau von Büroflächen liegt derzeit quasi am Boden.
*Ursprünglich stand an dieser Stelle, dass Essen die zweithöchste Quote hat. Das haben wir korrigiert.
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