Essen-Kettwig. Der Verein „AGIL“ ist sehr klein, stemmt aber vier bis fünf große Feste pro Jahr in Essen-Kettwig. Was diese Menschen im Stadtteil motiviert.

Der Vereinsname klingt zunächst sehr sperrig: Arbeitsgemeinschaft für innovative Lösungen zum Ausbau des Stadtteilimages und Bekanntheitsgrades. Wer denkt sich so etwas aus? „Unsere erste Wahl war das nicht“, sagt Silvia Schöne lachend. Doch die Eintragung im Vereinsregister beim Amtsgericht Essen sei damals kompliziert gewesen, „weil es halt einen Initiativkreis, so wie wir uns ursprünglich nennen wollten, mit Kett-In bereits gibt“, erklärt die Vorsitzende. So sei man nach einigem Hin und Her auf diesen langen Namen verfallen.

Inzwischen benennt sich der Verein kurz und bündig „AGIL“. Und irgendwie passt das Adjektiv „agil“ auch ganz gut zu dem, was die Mitglieder dieses Vereins ausmacht: beweglich und wendig sein, sich engagieren, Dinge voranbringen in „ihrem“ Stadtteil Kettwig.

Start des Kettwiger Vereins war mitten in der Corona-Pandemie

Angefangen hatte alles im Herbst 2021, noch mitten in der Corona-Pandemie. Das gesellschaftliche Leben lag quasi brach im Stadtteil und die Händlergemeinschaft Kett-In befand sich zum wiederholten Male im Umbruch. Damit fiel ein Veranstalter für die beliebten Festivitäten, die endlich wieder (unter Einhaltung von Hygienevorschriften) stattfinden durften und sollten, erst mal aus. Agentur-Profi Silvia Schöne ergriff daraufhin die Initiative und gründete mit einer Handvoll Leute „AGIL“.

Zum zweiten Mal fand im Mai ein Weinfest in Essen-Kettwig statt. Eine Idee, die der Verein „AGIL“ erfolgreich umsetzen konnte.
Zum zweiten Mal fand im Mai ein Weinfest in Essen-Kettwig statt. Eine Idee, die der Verein „AGIL“ erfolgreich umsetzen konnte. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Erklärte Ziele des Vereins sind unter anderem, die Kultur zu fördern und den Einzelhandel zu stärken, zu bewahren und voranzutreiben. Gedacht wurde dabei 2021 an Feste und Aktionen. Noch im Gründungsjahr wurde der „Wintertreff“ organisiert, der sich schon mal guter Resonanz erfreute und den Aktiven zeigte: Da geht noch mehr.

Mottopartys ließen die 50er und 70er Jahre zurückkehren

Es folgten im Jahr 2022 zwei Mottopartys, die die 50er und 70er Jahre aufleben ließen, der „Rocktober“ und der „Wintertreff“. Im Jahr darauf organisierten Silvia Schöne und ihr Team bereits fünf Veranstaltungen: Erstmals im Stadtteil gab es ein Weinfest, das sich neben einem Sommerfest, dem „Rocktober“ und dem „Wintertreff“ erfolgreich in Kettwig etablieren konnte.

„Obwohl ich die Mottopartys liebe, sind wir davon abgekommen, weil sich damit nicht jeder identifizieren kann“, sagt Silvia Schöne. „Man lernt ja immer wieder dazu. Wir nehmen Anregungen unserer Besucher auch gerne auf.“ So bekam das diesjährige Sommerfest auf vielfachen Wunsch einen Kunsthandwerkermarkt hinzu.

Was verkaufsoffene Sonntage betreffe, so sei die Erfahrung eher zwiespältig, bekennt die 67-Jährige, das sei doch eher das Geschäft von Kett-In. Mit der neu aufgestellten Händlerinitiative im Stadtteil komme man sich im Übrigen nicht ins Gehege. „Jeder macht sein eigenes Ding.“ Terminabsprachen, auch mit dem Heimat- und Verkehrsverein (HVV) Kettwig als weiteren Player auf dem Veranstaltungssektor im Stadtteil, seien selbstverständlich.

Der „Wintertreff“ ist in „Après-Ski-Party“ umgetauft worden

So achte man auch darauf, vom Angebot her „agil“ zu bleiben, betont Rainer Schöne, zweiter Vereinsvorsitzender: „Das Adventsdorf des HVV ist doch sehr besinnlich orientiert, bei unserem Event wollen wir eher ein Partypublikum ansprechen.“ Weshalb der „Wintertreff“ für 2024 erst mal umgetauft worden ist – in „Après-Ski-Party“.

Die soll wieder einmal auf dem Bürgermeister-Fiedler-Platz stattfinden. Alle anderen Events möchte der Verein künftig hauptsächlich auf dem Marktplatz ausrichten. „Die Besucher haben uns erzählt, dass sie es unter den Platanen viel gemütlicher finden“, berichtet Silvia Schöne vom Feedback auf das Weinfest sowie das Sommerfest in diesem Jahr. Das gleichzeitige Bespielen des Märchenbrunnenplatzes habe sich ebenfalls als komfortable Erweiterung herausgestellt.

„Ich bin hier in Kettwig groß geworden. Ich finde es toll, etwas für meine Heimat tun zu können.“

Mareike Winkel, Vereinsmitglied

Apropos Erweiterung: Wie kriegt das Team die Festorganisation hin? Denn gewachsen ist der Verein nicht wesentlich, schwankt weiter zwischen neun und zwölf Mitgliedern. „Wir sind wie eine große Familie und packen alle mit an“, antwortet Mareike Winkel, die 2022 dazustieß. „Ich bin hier in Kettwig groß geworden. Ich finde es toll, etwas für meine Heimat tun zu können.“

Vom 27. bis 29. September wird „Rocktober“ in Essen-Kettwig gefeiert

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Die 40-Jährige holte ihre Tochter Jaqueline (21) sowie deren Freund Tim Grabow (22) ebenfalls mit ins Boot. Die beiden kümmern sich federführend um die Kinderaktionen, denn die jüngsten Besucherinnen und Besucher der „AGIL“-Events sollen genauso ihren Spaß haben wie die Großen. Jaqueline, die eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert, ist begeistert: „Ich habe mehrmals das Kinderschminken angeboten, es wurde sehr gut angenommen.“ Tim Grabow, werktags als Karosseriebauer tätig, bediente an den Festwochenenden das Glücksrad: „Es macht super viel Spaß, wenn die Kinder aktiv sind und sich freuen.“

Inzwischen hat der Verein eine eigene Bühne. Für die ist Kevin Urbanski zuständig. Der 24-jährige Metallbauer bringt sich gern in den Verein ein. „Die Atmosphäre ist toll. Wir arbeiten gut zusammen“, sagt er. Und die nächste Gelegenheit dazu steht schon vor der Tür: Vom 27. bis 29. September wird „Rocktober“ gefeiert. Silvia Schöne: „Da gibt es besondere Überraschungen für unsere kleinen Besucher.“ Was das genau ist, möchte sie an dieser Stelle aber noch nicht verraten.

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