Essen-Heidhausen. Im Essener Süden fehlen bezahlbare Wohnungen. Warum die SPD den neuen Bebauungsplan Jacobsallee/Barkhovenallee für eine Mogelpackung hält.

In Essen herrsche akuter Wohnraummangel, vor allem im bezahlbaren Segment, stellt der bau- und planungspolitische Sprecher der SPD, Philipp Rosenau, fest und kritisiert scharf das Verhalten der schwarz-grünen Gestaltungskooperation. In dieser angespannten Situation verzögere diese den Bau von Wohnungen im Stadtteil Heidhausen um ganze drei Jahre und verringere obendrein die Anzahl der geplanten Wohnungen um ein Drittel, und zwar zugunsten des Baus von Einfamilienhäusern.

Die Rede ist von den beiden Brachflächen im Bereich Barkhovenallee/Jacobsallee. Bereits 2017 wurden erste Pläne zu einer Wohnbebauung in den politischen Gremien diskutiert. Doch einig wurden sich die Parteien nicht – vor allem bei der Anzahl der Geschosshöhen für die Mehrfamilienhäuser.

Bebauungsplan kam vor der Sommerpause auf die Tagesordnung

Im Sommer 2023 schien es voranzugehen: Der Ausschuss für Stadtplanung beschloss, die bisherigen Bauplanungen nach der durchgeführten öffentlichen Offenlegung durch die Verwaltung anpassen zu lassen. Der Prüfauftrag an die Verwaltung, der diskutiert und mit Veränderungen versehen wurde, stamme allerdings schon aus der Gremiumssitzung von Mitte September 2021, monierte damals die SPD.

Ein Jahr ist seither ins Land gegangen. In der Bezirksvertretung 9 und im Ausschuss für Stadtplanung und Bauen kam der aktualisierte Bebauungsplan just vor der Sommerpause wieder auf die Tagesordnung. Darin nimmt die Verwaltung auch Stellung zur Situation auf dem Wohnungsmarkt: „Aus allen Daten und Beiträgen ist zu entnehmen, dass die Herausforderungen am Wohnungsmarkt tendenziell weiter zugenommen haben. Eine Entspannung auf dem Essener Wohnungsmarkt ist weder kurz- noch mittelfristig zu erwarten.“ Und zur Lage in Heidhausen heißt es: „Aktuell existieren im Stadtteil weniger als zehn geförderte Mietwohnungen. Die Zahl der Haushalte insgesamt ist mit rund 3100 zu beziffern.“

Das sind die Veränderungen gegenüber der Ursprungsplanung

Hinsichtlich der Anordnung von Geschosswohnungsbau und einer Einfamilienhausbebauung wurden im städtebaulichen Entwurf Veränderungen vorgenommen. Entgegen der Entwürfe sind nun auf der Teilfläche A (Barkhovenallee) ausschließlich Mehrfamilienhäuser in Form von fünf einzelnen dreigeschossigen Stadtvillen geplant. Die drei Vollgeschosse werden als notwendig erachtet, um einen Geschosswohnungsbau zu ermöglichen, der in Teilen öffentlich gefördert wird, entsprechend barrierearm und mit Aufzügen ausgestattet ist und somit ein Angebot auch für ältere Menschen schaffen soll.

Bei der Teilfläche B (Jacobsallee) sind nun fast ausschließlich Einfamilienhäuser in Form von Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern geplant. Lediglich im Norden gibt es ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus. Die zur Barkhovenallee ausgerichteten zweigeschossigen Einfamilienhäuser wurden mit ihren südwestlich orientierten Gärten von der Straße abgerückt. Somit konnte der Abstand zu der bestehenden Atriumhaus-Siedlung vergrößert werden. Im rückwärtigen Bereich sind zweigeschossige Doppelhäuser vorgesehen.

Für die SPD ist das Ganze mehr als ernüchternd. „Wir stellen fest: Der Mangel an Bau- und Wohnflächen in Essen treibt Schwarz-Grün nicht zur Eile“, erklärte deren Vertreter Heinz Schnetger in der BV-Sitzung im Juni. Schwarz-Grün nehme sich über 40 Monate Zeit für eine Lösung. „Es wäre noch nachvollziehbar, wenn gut Ding Weile gebraucht hätte, aber es ist kein gut Ding geworden.“

Streichung geht zulasten des Geschosswohnungsbaus

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Der zunächst vorgelegte Plan sah vor: 74 Wohneinheiten, davon 20 Einfamilienhäuser und 54 Wohnungen, davon 30 % (16 WE) öffentlich gefördert Der neue Plan sieht vor: 49 Wohneinheiten, davon 13 Einfamilienhäuser und 36 Geschosswohnungen, davon 60 % (21 WE) öffentlich gefördert. Schnetger: „Aber das, was eine Verdoppelung des öffentlich geförderten Wohnraums suggeriert, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Mogelpackung. Die 16 Einheiten verdoppeln sich keineswegs, sondern es kommen lediglich fünf hinzu.“

Philipp Rosenau ergänzt: „Diese Streichung geht gänzlich zulasten des Geschosswohnungsbaus, an den vorgesehenen 13 Einfamilienhäusern, die nach Einschätzung der Verwaltung je rund 800.000 Euro kosten dürften, hält Schwarz-Grün hingegen fest.“

„Zusätzlich gehen der Stadt Essen durch den verschwenderischen Umgang mit der Grundstücksfläche wichtige Einnahmen verloren, die in der momentanen Haushaltssituation dringend benötigt worden wären“, stellt Heike Brandherm, stellvertretende planungspolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, fest. Stattdessen würden im Auftrag von Schwarz-Grün Wohnungen für Besserverdienende gebaut, „auf Kosten der Umwelt und der Allgemeinheit“. Die SPD-Fraktion habe im Planungsausschuss die entsprechende Vorlage deshalb abgelehnt.

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