Essen/Mülheim. 150 Millionen Euro investiert die Ruhrbahn in Essen und Mülheim in den Austausch jahrzehntealter Bahnen. Wir haben uns die erste neue angeschaut.

Die Ruhrbahn will ihre Fahrzeugflotte modernisieren. Ein Schritt: Die zwischen 30 und 45 Jahre alten „Docklands“ und „B-Wagen“ sollen ausgetauscht werden. Für insgesamt 150 Millionen Euro hat das Nahverkehrsunternehmen für Essen und Mülheim 51 neue Hochflurbahnen des Typs HF1 bestellt. Ein erstes „Vorserienfahrzeug“ ist kürzlich für Testzwecke angekommen, ein zweites soll noch im Juli folgen.

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Ab wann werden die neuen Bahnen in Essen und Mülheim im Einsatz sein?

Bevor die 51 Hochflurbahnen durch Essen und Mülheim fahren, sollen die zwei Vorserienfahrzeuge den tatsächlichen Einsatz vorbereiten. Unter anderem gilt es Fragen wie diese zu klären: Passen die Abstände zu den Bahnsteigkanten an den Haltestellen? Funktionieren die Weichenüberquerungen? Die Auslieferungen der tatsächlichen Serienfahrzeuge sei für Anfang 2025 geplant. Dann sollen die neuen HF1 zeitnah auf den Schienen unterwegs sein. Wie der Ruhrbahn-Aufschtsratvorsitzende Ulrich Beul sagt, sollen alle neuen Bahnen „bis 2026 in Mülheim und Essen fahren“.

Wie sieht es im Innenraum der neuen Hochflurbahn HF1 aus?

Die Fahrzeuge entsprechen laut Ruhrbahn „im Wesentlichen den Niederflur-Straßenbahnen NF2 und NF4“, was den Innenraum angeht. Wie bei letzteren gibt es auch in den neuen Hochflurbahnen USB-Ladebuchsen, um Smartphones und anderes technisches Gerät während der Fahrt zu laden. Aber Vorsicht! Eine Änderung gibt es: In den HF1 werden die kleineren USB-C-Anschlüsse verbaut, die die „normalen“ USB-Buchsen ablösen.

Fahrgäste können in den neuen Bahnen auf USB-C-Buchsen zurückgreifen, um Geräte wie Smartphones aufzuladen.
Fahrgäste können in den neuen Bahnen auf USB-C-Buchsen zurückgreifen, um Geräte wie Smartphones aufzuladen. © WAZ | Johannes Pusch

Für die Innenraum-Beleuchtung sorgt LED-Technik. Die Sitzpolster haben übrigens das schon verbreitete schwarz-blaue Muster. Das kultige und ältere bunte Ruhrbahn-Muster – wovon das Unternehmen sogar Merchandising-Artikel wie Bauchtaschen im Angebot hatte – hat ausgedient.

Der Innenraum einer Hochflurbahn des neuen Typs HF1.
Der Innenraum einer Hochflurbahn des neuen Typs HF1. © WAZ | Johannes Pusch

Sowohl die Fahrerkabine als auch der Fahrgastbereich sind mit Klimaanlage ausgestattet. Pro 28 Meter langem Fahrzeug gibt es zwei Plätze für Rollstühle, Kinderwagen oder ähnlichem. Neu sind zusätzliche Bildschirme, die in der Nähe der Türen angebracht sind. Weiter erhalten bleiben bei der HF1 Bildschirme in der Mitte unter der Decke, auf denen die nächsten Haltepunkte angezeigt werden. „Es wird auch weiter eine Perlenschnur geben“, sagt Martin Dreps (Betriebsleiter und Leiter Fahrzeugtechnik). Er meint damit die seitlich angebrachte Fahrtroute, auf der die jeweilige Linie unterwegs ist. Im Vergleich zu den alten Bahnen wird auch die „Perlenschnur“ via (länglichem) Bildschirm angezeigt.

Eine „Perlenschnur“ wird es auch in den neuen HF1 geben. Die Inhalte werden allerdings per Bildschirm angezeigt. Das war bei den jahrzehntealten Bahnen, die nun ausgemustert werden, nicht der Fall.
Eine „Perlenschnur“ wird es auch in den neuen HF1 geben. Die Inhalte werden allerdings per Bildschirm angezeigt. Das war bei den jahrzehntealten Bahnen, die nun ausgemustert werden, nicht der Fall. © WAZ | Johannes Pusch

Wie steht es um Sicherheit und Komfort?

Bei der Ruhrbahn erhofft man sich „Laufruhe“ durch schon bewährte „Drehgestelltechnik mit Lauffedern“. Der Innenraum wirkt zudem weniger zugebaut, wenn man eine HF1 betritt. Das hat nach Angaben von Tim Bode (Abteilungsleiter Stadtbahnflotte) folgenden Grund: Betreten Fahrgäste die Bahn, haben sie zunächst relativ viel Platz. Treten weitere Menschen ein, „geht man von ‚breit nach ‚schmal‘“ – Bode vergleicht die Bauweise mit einem Trichter. Dadurch könnten sich Fahrgäste besser vor- und zurückbewegen.

Außenspiegel sucht man bei den HF1 übrigens vergebens. Der Fahrer oder die Fahrerin soll durch Kameratechnik nichts von der Umgebung verpassen. Außerdem gebe es ein „Fahrerassistenzsystem“.

Auf welchen Linien sollen die HF1 in Essen und Mülheim eingesetzt werden?

Die in Spanien gebauten Bahnen werden auf den Linien U11, U17 und U18 fahren. Die bisher dort eingesetzten Fahrzeuge sollen komplett ersetzt werden. Dabei handelt es sich um die alten „Docklands“ sowie „B-Wagen“. Die ausgemusterten alten Stadtbahnwagen sollen nach Angaben der Ruhrbahn verkauft werden.

Jahrzehntealte Stadtbahnwagen – wie diese – sollen in Essen und Mülheim ausgemustert werden. (Archivfoto)
Jahrzehntealte Stadtbahnwagen – wie diese – sollen in Essen und Mülheim ausgemustert werden. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

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Wie kommen die 40 Tonnen schweren Fahrzeuge eigentlich vom spanischen Saragossa ins Ruhrgebiet?

Das am Mittwoch (10.7.) der Öffentlichkeit vorgestellte Vorserienfahrzeug ist am 28. Juni 2024 auf dem Ruhrbahn-Betriebshof Schweriner Straße in Essen an der Stadtgrenze zu Mülheim eingetroffen, verrät Betriebsleiter Martin Dreps im Gespräch mit unserer Redaktion. Fünf Tage habe der Transport gedauert, das Fahrzeug sei des Nachts per Schwerlasttransport über spanische, französische, belgische und deutsche Autobahnen nach Essen gebracht worden.

Gebaut werden die neuen Fahrzeuge von der spanischen Firma „Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles“ (CAF). Deren Deutschland-Chef sagt über die HF1: „Das ist unsere erste Hochflurstadtbahn für den deutschen ÖPNV.“ Eine Verzögerung bei der Bestellung habe es nicht gegeben. Ruhrbahn-Geschäftsführer Michael Feller spricht davon, dass das Vorserienfahrzeug gar eine Woche eher als bestellt angekommen sei. Die Verträge zwischen der Ruhrbahn und CAF wurden im Sommer 2021 geschlossen.

Das sind die Daten der neuen Hochflurbahnen HF1

  • Länge: 28 Meter; Breite: 2,65 Meter; Höhe: 3,68 Meter
  • Gewicht: 40,47 Tonnen
  • Einstiegshöhe: 0,97 Meter
  • Fahrzeugtüren pro Wagenseite: 4; Fahrertüren pro Wagenseite: 1
  • max. Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
  • Spurweite: 1,435 Meter

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