Essen-Bergerhausen. Volker Hermey aus Essen-Bergerhausen sitzt für die Grünen im Stadtteilparlament. Er setzt sich für Verbesserungen für Menschen mit Handicap ein.
Seit 2021 sitzt Volker Hermey für die Grünen in der Bezirksvertretung 2 (Bergerhausen, Rüttenscheid, Rellinghausen, Stadtwald). Der Bergerhauser ist der erste Gehörlose, der in Essen ein politisches Amt übernommen hat. Um dem 56-Jährigen die Teilnahme an Diskussionen zu ermöglichen, ist eine Gebärdensprachendolmetscherin zwingend erforderlich. Das gilt für politische Sitzungen, aber auch für das Gespräch mit dieser Redaktion, bei dem Stefanie Klefeker die Übersetzung übernahm.
Der Einstieg in die Politik war für Volker Hermey die logische Konsequenz aus seinem Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen. Schon lange bewegten ihn politische Fragen und Prozesse in seiner Heimatstadt. Nach dem Abgleich seiner Standpunkte mit denen mehrerer Parteien hatte er sich für die Mitarbeit bei den Grünen entschieden. 2021 rückte er dann für Jasmin Friese, die Essen aus beruflichen Gründen verlassen hatte, über die parteiinterne Liste ins Stadtteilparlament nach.
Volker Hermey ist in Essen der erste Gehörlose mit einem politischen Mandat
Für Hermey waren die vergangenen Jahre ein Lernprozess, für seine Kolleginnen und Kollegen in der Bezirksvertretung ebenfalls. Und auch bei der Stadt habe man sich seitdem Gedanken über Themen und Fragestellungen gemacht, die vorher offenbar nie aufgetaucht waren. „Es funktioniert einigermaßen, und es wird besser“, lässt Hermey übersetzen. Der 56-Jährige ist von Geburt an gehörlos. Sprechen könne und wolle er nicht, das sei nicht seine Form der Kommunikation, lässt er übermitteln.
Bevor er sich mit den Themen im Stadtteilparlament beschäftigen kann, muss Hermey ganz andere Hürden bürokratischer Art überwinden. Dabei geht es zum Beispiel um die Finanzierung der Gebärdensprachendolmetscher, die die Stadt für die turnusmäßigen BV-Sitzungen und jeweils eine Vorbereitungssitzung übernehme. Die Stadt arbeite fest mit einer Firma zusammen, die die Dolmetscher stelle.
Für die Arbeit im Essener Stadtteilparlament sind Gebärdendolmetscher erforderlich
Da es an Fachkräften mangele, sei es oft schwierig, jemanden zu buchen. Bei kurzfristig angesetzten Ortsterminen zum Beispiel müsse er sich selbst um entsprechende Unterstützung kümmern. Erschwerend kommt hinzu, dass zwei Dolmetscher für längere Sitzungen benötigt werden. Sie müssen sich abwechseln, da die Konzentration im Laufe der Zeit nachlässt und Fehler bei der Übersetzung vorkommen können, wie Stefanie Klefeker bestätigt.
Die Suche nach Gebärdendolmetschern und Finanzierungsmöglichkeiten, zum Beispiel über den Landschaftsverband Rheinland (LVR), ist für Hermey mit viel Recherche-Aufwand und Anträgen verbunden. Die Tatsache, dass die Dolmetscher nur für begrenzte Zeit zur Verfügung stehen, hat Konsequenzen für die BV-Arbeit. „Wir können die Sitzungen nicht mehr endlos ausdehnen. So arbeiten wir viel disziplinierter, viel effektiver“, stellt Irmgard Krusenbaum, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Mitglied der Grünen in der BV 2, fest.
Die Kommunikation mit den Parteikollegen läuft für den Essener über Whatsapp
Die Kommunikation mit den Parteikolleginnen und -kollegen läuft über eine Whatsapp-Gruppe, sodass Volker Hermey sie gut verfolgen kann. Der Kontakt zu den Bürgern funktioniere per E-Mail. So erreichen ihn beispielsweise Beschwerden zu Mängeln beim ÖPNV oder durch Tauben verdreckte U-Bahn-Stationen.
Hermey arbeitet als Schreiner, ist mit Auto, öffentlichem Nahverkehr, Fahrrad und zu Fuß unterwegs. Er nimmt seine Umgebung besonders detailliert wahr. „Er sieht viel mehr als wir, ihm fallen Gefahrenstellen, Schäden oder ähnliches sofort auf“, sagt Krusenbaum. So würde es Hermey begrüßen, wenn im Bereich der Konrad-Adenauer-Brücke/Wuppertaler Straße/Zornige Ameise in Bergerhausen der Radweg durchgängig unterhalb der Brücke befahrbar wäre und man nicht die Straße überqueren müsste.
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Mit seiner Entscheidung, in die Politik zu gehen, ist Volker Hermey, der auch Mitglied des Inklusionsbeirats ist, sehr zufrieden. Ihm mache die Arbeit Spaß. Er wolle etwas bewirken, wolle sensibilisieren, gerade in Sachen Inklusion und Barrierefreiheit. Diese müsse eben nicht nur für Rollstuhlfahrer gelten, deren Handicap sichtbar sei, sondern auch für Menschen mit unsichtbaren Einschränkungen wie Gehörlosigkeit. „Gehörlose werden oft übersehen“, so Hermeys Einschätzung. Es gebe Verbesserungen, es bleibe aber „Luft nach oben“. Dass sich durch engagierte Menschen wie Hermey jetzt auch die „Stadtverwaltung auf den Weg machen muss“, hin zu mehr Teilhabe, hält auch Irmgard Krusenbaum für eine gute Nachricht.
Der Essener Grüne hat weitere politische Ziele
Volker Hermey hätte sich gern schon früher politisch engagiert. Mit der Arbeit im Stadtteilparlament will er sich auf Dauer nicht zufriedengeben. Er möchte Mitglied des Stadtrates werden. Die Kandidaten-Nominierungen für die Kommunalwahl 2025 stehen im Herbst an.
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