Essen-Nordviertel. Für die Anlage auf dem ehemaligen Essener Zechengelände Victoria Mathias hat Westnetz 20 Kilometer Kabel und 36 Kilometer Leerrohre verlegt.

Zwischen Altenessener und Gladbecker Straße steht beim Verteilnetzbetreiber „Westnetz“ eine sechs Jahre dauernde Umbaumaßnahme kurz vor dem Abschluss. Auf dem ehemaligen Zechengelände Victoria Mathias wird Sicherheit groß geschrieben: Schutzhelme, Warnwesten, jeder Besucher muss an- und wieder abgemeldet werden.

Unbegleitete „Ausflüge“ auf dem Gelände sind unerwünscht. Immerhin werden hier in riesigen Transformatoren „frisch von der Energieautobahn“ kommende 110 Kilovolt Hochspannung auf 10 Kilovolt „heruntergewandelt“.

Neue Anlage auf dem alten Essener Zechengelände versorgt Zehntausende Haushalte

Mit der letzten Kabelmontage kann die Inbetriebnahme der neu gebauten Mittelspannungsschaltanlage erfolgen. Der Begriff „Mittelspannung“ bezeichnet den Strom, der in die überall verteilten grünen Trafokästen geht und von da aus als „Niederspannung“ in die Haushalte. Ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag wurde in das Projekt investiert und damit in das Essener Stromnetz: Vom Standort „Victoria Mathias“ aus werden 53.000 Haushalte bedient und etliche Großkunden – in der Essener Nordstadt, Frillendorf und Altenessen, bis hin nach Borbeck.

Ein Grund für den Neubau war die Errichtung des RWE-Campus: Auf dem Gelände des alten Schalthauses soll neu gebaut werden. Der Ersatz einer nun schon 51 Jahre alten Anlage war verbunden mit einem Umzug nach Norden um rund 850 Meter. Die bisher getrennten Anlagenteile der 10-kV-Schaltanlage samt Trafos und der 110-kV-Schaltanlage sind jetzt an einem Standort vereint. Die drei Transformatoren sind vorausschauend bereits größer angelegt, damit Puffer entstehen für künftig wachsenden Bedarf, zum Beispiel aufgrund von zunehmender E-Mobilität mit Wallboxen an Privathäusern und öffentlichen Schnellladesäulen.

Beim Bau der Anlage wurde auf Kunststoffkabel-Technik umgestellt, da diese stabiler und weniger störungsanfällig sein soll.
Beim Bau der Anlage wurde auf Kunststoffkabel-Technik umgestellt, da diese stabiler und weniger störungsanfällig sein soll. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zudem treibt Westnetz hier seine Digitalisierungsstrategie voran. Georg Narciß ist Leiter des Regionalzentrums Ruhr: „Der Neubau der 110-Kilovolt-Umspannanlage Victoria Mathias markiert einen bedeutenden Schritt in unserer Strategie, die Energieinfrastruktur zu modernisieren“, sagt er. Die neue Anlage biete eine höhere Betriebs- und Personensicherheit und könne vollständig aus der Ferne überwacht und bedient werden. Was wiederum eine effizientere Betriebsführung ermögliche.

Netzplaner Michael Semmler berichtet: „Wir haben die Anlage im laufenden Betrieb umgebaut, in den vorhandenen Strukturen. Wir haben dabei auf moderne Kunststoffkabel-Technik umgestellt, die ist stabiler und weniger anfällig für Störungen. Da haben wir 20 Kilometer Kabel verlegt und 36 Kilometer Leerrohre, und über 200 Muffen verbaut. Die Kunden haben nichts davon gespürt.“ Auch mit der Haustechnik der Großkunden sei alles glatt gelaufen, hier habe es bei den notwendigen Umschaltungen keinerlei Ausfälle gegeben.

Für neue Essener Anlage mussten Arbeiter unter aktiver Fernwärmeleitung der Steag graben

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Die neue Anlage soll vollständig aus der Ferne überwacht und bedient werden können.
Die neue Anlage soll vollständig aus der Ferne überwacht und bedient werden können. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Der für den Netzbetrieb zuständige Jörg Breuckmann ergänzt: „So ein hochkomplexes Schritt-für-Schritt-Verfahren konnte nur funktionieren, weil Planer, Techniker und die ausführende Tiefbaufirma Graf sehr eng miteinander gearbeitet haben. Alles musste exakt geplant werden, damit das ganze Netz stabil bleibt. Das ist uns gemeinsam gelungen.“ So musste zum Beispiel für etwa 50 Meter unter der Fernwärmeleitung der Steag „gebuddelt“ werden, in vier Metern Tiefe.

Da sich Lieferzeiten für Teile verlängerten und die Eigentumsverhältnisse änderten, dauerte alles zwei Jahre länger als geplant.

„Es ist unser Ziel, dass wir durch die Digitalisierung Fehler schon vor dem Kunden bemerken.“

Georg Narciß
Leiter des Regionalzentrums Ruhr

Im neuen Schalthaus selbst deutet wenig darauf hin, dass hier die Zukunft Einzug gehalten hat. Die neuen Schaltanlagen sind deutlich leiser, aber der Clou ist die Möglichkeit, aus der Ferne zuzugreifen. Was enorme Vorteile habe, so Semmler: „Wir wissen ganz genau, wo die Ströme herkommen, und wo sie hingehen. Dadurch werden wir bei Störungen noch schneller.“

Was Georg Narciß unterstreicht: „Es ist unser Ziel, dass wir durch die Digitalisierung Fehler schon vor dem Kunden bemerken. Es gibt sowieso schon weniger Störungen als früher, doch wir möchten noch besser werden. An- und Abschaltungen aus der Ferne greifen nun mal deutlich schneller, als wenn die Kollegen erst rausfahren müssten.“

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