Essen-Borbeck. Hier werden Junggesellenabschiede und Geburtstage gefeiert, auch Familien kommen oft vorbei: Nicole Reener betreibt das „Light in Kegeln“.
Bis in die 1970er-Jahre war es ein beliebtes Hobby, an jeder Kneipe, die etwas auf sich hielt, prangte ein Schild mit der Aufschrift „Bundeskegelbahn“ – mittlerweile bleiben die meisten Kegelbahnen ungenutzt, wenn sie überhaupt noch existieren. Heute kennen junge Menschen eine Kegelbahn meist nur, weil sie in einer Kneipe nach der Toilette gesucht und aus Versehen die falsche Tür geöffnet haben. Den Freizeitspaß von einst in die Neuzeit bringen will indes Nicole Renner und installierte Schwarzlicht in einem Borbecker Kegelkeller.
Die Treppen sind eng, erinnern mehr an den Abstieg in den Keller eines alten Wohnhauses als an den Eingang zu einer Eventlocation. Die schwere graue Tür fällt in die gleiche Kategorie. Doch einmal eingetreten, kann die Party beginnen: Nicole Renner steht hinter der Theke, alles ist bunt, gleich neben dem Garderobenständer leuchtet in Neonfarben die Aufschrift „Light in Kegeln“, den Buchstaben „i“ ersetzt ein Kegel. Musik dröhnt aus Lautsprechern und ja: Das Durchschnittsalter der Besucherinnen und Besucher liegt deutlich unter 50 Jahren.
Pokerclub in Essen-Borbeck wird wieder Kegelbahn
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„Meine Eltern haben früher häufiger mal gekegelt, für mich war das eher nichts“, erzählt Renner. „Mein Vater hatte so eine kleine Kugel in seinem Portemonnaie, daran kann ich mich noch erinnern, und für den Kindergeburtstag meiner Tochter habe ich das dann auch mal gemacht.“ Dass sie einmal selbst zwei Kegelbahnen betreuen würde, daran habe sie eigentlich nie gedacht. Doch durch Zufall ergab sich die Möglichkeit: Die Tagesmutter betrieb bereits seit 2018 eine Kindertagespflege und war 2020 auf der Suche nach einem zweiten Standort. Der fand sich in einer ehemaligen Kneipe am Weidkamp 145. „Unten im Keller befand sich dieser Club, ich glaube, jemand hat da einen Pokerclub oder etwas Ähnliches betrieben“, erinnert sich Renner. Mittendrin: zwei ungenutzte Kegelbahnen. „Und da habe ich schon am ersten Tag zu meiner Vermieterin gesagt: Wenn der mal frei wird, dann hätte ich die Räume gerne. Die Idee war, sie vielleicht an Kegelclubs zu vermieten.“
Gesagt, getan: Der Keller wurde frei, Renner griff zu, und gemeinsam mit ihrem Mann startete sie den Umbau in Eigenarbeit. „Die beiden Kegelbahnen war noch in Brauntönen gehalten, wie das früher halt so war. Wir haben gespachtelt und gestrichen, die Lampen für die Disko-Bahn angebracht, Tische, und eine Musikanlage reingestellt und uns schlau gemacht, wie das mit dem Schwarzlicht funktioniert.“ Seit etwas mehr als einem Jahr ist alles fertig und Renners Arbeitswelt seitdem zweigeteilt: In der Woche ist sie tagsüber Tagesmutter in der Kindertagespflege, am Wochenende arbeitet sie abends im Service auf der Kegelbahn.
Light in Kegeln
Die Preise richten sich nach der Art der Kegelbahn: Schwarzlicht-Kegeln kostet pro Stunde 22,90 Euro und Disko-Kegeln 17,90 Euro. Auch normale Kegelclubs, die nichts mit Disko oder Schwarzlicht am Hut haben, sind willkommen – ohne Lichteffekte kostet die Bahn 14,90 Euro pro Stunde.
Speisen und Getränke: Da es vor Ort keine Küche gibt, ist es möglich, per-Pizza-Taxi Speisen kommen zu lassen. Getränke können vor Ort erworben werden.
Kontakt: Light in Kegeln, Nicole Renner, Weidkamp 145, 0176 80284072, lightinkegeln@web.de, www.light-in-kegeln.de.
Und hier im Keller macht große Augen, wer als Freizeitkegler die üblichen Bahnen in Erinnerung hat. „Wir haben alles zwar selbst umgebaut, aber die Schwarzlichtbahn, die wollten wir doch von einem Profi gestalten lassen“, so Renner. Mit grünen, orangen und blauen Neonfarben hat der Mülheimer Graffiti-Künstler Dennis Broszat, bekannt als „Bros Art“, die Schwarzlicht-Bahn in eine Mischung aus Geisterbahn und Planetarium verwandelt. Wolken könnte man in den abstrakten Erscheinungen rechts und links der Bahn identifizieren, an einer Stelle lugt der Helm eines Astronautenanzugs hervor. Die Kegelkugeln in orange, gelb und grün und in unterschiedlichen Größen liegen neben der Bahn und sehen aus wie kleine leuchtende Planeten.
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Essen-Borbeck: Mundpropaganda hilft Schwarzlicht-Kegelbahn
Das Konzept sowohl von Disko- als auch Schwarzlicht-Kegelbahn geht auf: „Wir haben überhaupt keine Werbung gemacht“, sagt Renner, „das läuft alles über Mundpropaganda“. Auch Eltern, die ihre Kinder aus der Tagesstätte abholten, staunten nicht schlecht über das neue Schild am Seiteneingang. „Viele haben gesagt: Ich wusste ja gar nicht, dass es hier so eine coole Location gibt.“ Die Getränkekarte reicht vom Wasser bis zu Lakritz-Schnaps und „Sex on the Beach“ – der einzige Cocktail, den Renner mixen kann. Sie und ihr Mann sind immer dabei und übernehmen den Service, bringen die Getränke und rufen das Pizza-Taxi, wenn der kleine Hunger kommt, denn eine Küche gibt es nicht. Ab vier Personen ist jede Kegelbahn einzeln zu mieten, im Vorraum mit Theke treffen die jeweiligen Gruppen aufeinander.
In den sozialen Medien häufen sich die positiven Bewertungen, was wiederum für neue Kunden sorgt. Und die sind höchst unterschiedlich: Gerne genommen werden die Bahnen für den Junggesellenabschied oder den Geburtstag – auch für den Kindergeburtstag, wenn auch erst ab zehn Jahren. Und auch traditionelle Kegelclubs kommen regelmäßig. „Denn die Disko-Bahn“, sagt Renner, „funktioniert auch mit normaler Beleuchtung“. Es muss nicht immer hip und bunt sein.
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