Dieren / Emmerich. Bei Gazelle in Dieren, 40 km von Emmerich entfernt, kann man 150 unterschiedliche Räder ausprobieren. Ein Experte erklärt die neuesten Trends.

So ein E-Bike-Kauf ist schon eine sensible Sache. Im Vergleich zu einem „normalen“ Fahrrad sind sie nicht gerade günstig und es gilt viele Details zu beachten: Sitzhaltung, Rahmengröße, Einstiegshöhe, Motorstärke, Akku-Kapazität – und dann kommen noch die ganzen Spielereien mit dem Handy dazu: vom Routenplaner bis zur Diebstahlsicherung. E-Bike-Fahren macht Spaß, aber man sollte sich vor dem Kauf auch damit auseinandersetzen.

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Hier kann man Fahrräder ausführlich testen

Niederrheiner sind echte Hollandfiets-Fahrer. Das klassische Gazelle-Modell mit einer komfortablen Sitzhaltung ist für viele Kunden immer noch das Nonplusultra. Der Fahrradproduzent aus Dieren ist der größte Hersteller von E-Bikes in den Niederlanden und eine der traditionsreichsten Marken überhaupt. Wenn einer weiß, wie man Fahrräder baut, dann sind es die Experten an der IJssel.

Gazelle Dieren
Im Experience-Center kann man sich ausführlich über das richtige Rad informieren. 250 Modelle sind vor Ort. © Gazelle | Gazelle Dieren

Dieren? Wo liegt das denn? Was viele im Kreis Kleve nicht wissen: Das kleine Dörfchen in der Nähe von Doesburg ist keine Autostunde von Emmerich entfernt und selbst mit dem E-Bike lässt sich Dieren gut erreichen. Warum man überhaupt nach Dieren fahren sollte? Hier werden nicht nur 270.000 Fahrräder im Jahr hergestellt. Hier können sich Kunden auch im so genannten Experience-Center umfangreich informieren, viele Fahrräder ausprobieren und es gibt noch eine Teststrecke mit sämtlichen Streckenprofilen, um die Hollandfiets auch aktiv zu testen.

„Dieren ist Gazelle und Gazelle ist Dieren.“

Dennis Verweij
Leiter des Experience-Center

Die bekannteste, niederländische Fahrradmarke

Gazelle Dieren
Das Gazelle-Werk in Dieren und das Gazelle Experience-Center. © Gazelle | Gazelle Dieren

Im Experience-Center trifft man unter anderem Dennis Verweij. Der 45-Jährige leitet seit 2020 das Center, das direkt an die Fabrik angeschlossen ist. Seit über 130 Jahren werden in Dieren Fahrräder hergestellt: „Dieren ist Gazelle und Gazelle ist Dieren“, sagt Verweij, der das Gründungsjahr 1892 auf seinem Pullover verewigt hat. Die starke Heimatverbundenheit färbt auch auf die Belegschaft ab: Einige arbeiten bereits seit 50 Jahren für Gazelle. Ideen, die Fabrik aus dem Zentrum von Dieren zu verlegen, wurden sofort wieder ad acta gelegt: Gazelle gehört ins Zentrums des Dorfes.

Wer also ein neues Fahrrad sucht, ist hier gut aufgehoben. Im Internet oder telefonisch kann man vor Ort einen Termin vereinbaren und dann nimmt sich ein Experte auch viel Zeit für die Beratung. Das nächstgelegene Center in Deutschland gibt es übrigens in Mönchengladbach.

Gazelle Dieren
Auf einem Parcours kann man die Fahrräder testen. © Gazelle | Gazelle Dieren

Worauf Frauen und Männer so achten

Dennis Verweij weiß worauf die Kunden achten und er erkennt ein klassisches Muster: Frauen achten auf Form und Farbe, Männer auf technische Details. Ist halt so, auch anno 2024. Immer mehr Männer trauen sich allerdings auch ein Fahrrad ohne „Herrenstange“ zu kaufen und wählen einen tiefen Einstieg. Gerade für ältere Radfahrer ist es bequem, wenn man das Bein nicht über Hinterrad und Sattel schwingen muss.

Gazelle in Dieren

Das Gazelle-Werk in Dieren befindet sich am Wilhelminaweg 8 in Dieren. Das Center hat montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet (mittwochs nur bis 12 Uhr). Am Samstag sind die Öffnungszeiten von 10 bis 17 Uhr.

Informationen gibt es im Internet unter www.gazelle.nl/experience-center/dieren

Während in den Niederlanden das Thema Leasing kaum eine Rolle spielt, werden in Deutschland mittlerweile reihenweise Leasingräder über Arbeitgeber vermittelt. Finanzielle Details müssen allerdings bei einem Händler in Deutschland oder bei Händlern in Grenznähe (zum Beispiel ´s-Heerenberg) geklärt werden, die auch Leasing in Deutschland anbieten.

150 Modelle zum Ausprobieren

Gazelle Dieren
Dennis Verweij vor der alten Gazelle-Fabrik in Dieren. © NRZ | Andreas Gebbink

Wer nach Dieren kommt, der will in erster Linie das Fahrrad ausprobieren. Gazelle bietet verschiedene Modelle, vom sportlichen Fahrrad bis zum klassischen Hollandrad: Arroyo, Eclipse, Avignon, Grenoble und noch zig mehr. Fast alle Räder sind mittlerweile E-Bikes. Nur noch wenige Kunden greifen auf den klassischen Drahtesel zurück. Wer für sich die richtige Größe und Sitzhaltung gefunden hat, kann mit dem Berater auch gleich über technische Details sprechen: über Akku-Leistung oder wie stark der Motor sein soll. 260 Fahrradmodelle stehen im Showroom, 150 Modelle kann man ausprobieren.

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Im Außenbereich gibt es dann noch eine Teststrecke, wo man das Rad auch fahren kann. Hier wurden alle möglichen Bodenbeläge verlegt: Klinker, Asphalt, Schotter, Kopfsteine, es geht hoch und runter. So kann man auch Brems- und Fahrverhalten des Rades besser einschätzen.

Akku-Leistung nimmt stetig zu

Dennis Verweij erzählt, dass viele Kunden bereits gut informiert das Center betreten. Sie wissen meist schon ganz genau, wie stark der Motor sein soll und wieviel Leistung der Akku. Auch ob das Fahrrad mit klassischer Kette oder Riemenantrieb ausgestattet wird, schwebt vielen Kunden schon vor Augen. Gerade bei der Akku-Kapazität hat sich vieles getan. Von einst 400 Wattstunden ging die Leistung auf jetzt bis zu 800 Wattstunden hoch. 100 Kilometer und mehr sind für moderne E-Bikes kein Problem.

Ein Elektrofahrrad kostet schnell 3000 bis 4000 Euro. Natürlich geht es auch noch teurer, aber auch günstiger. In den Wintermonaten bekommt man relativ schnell einen Termin für eine Beratung, im April und Mai wird es deutlich schwieriger – denn dann ist Fahrrad-Hauptsaison.

Ein Besuch der Fabrik lohnt sich

Ein weiterer Grund, Gazelle zu besuchen, ist die angeschlossene Fabrik. Denn jederzeit, können Kunden sich die Montagehalle ansehen. Mithilfe eines Audioguides (auch auf Deutsch) kann man auf einer Promenade durch die Halle gehen und den Arbeitern dabei zusehen, wie sie die Rahmen erstellen, die Räder montieren, die Technik einbauen und die Endmontage erfolgt. Sehr interessant. Im Gebäude gibt es ferner noch eine historische Ausstellung zum Thema Fahrräder.