Rees-Grietherbusch. Schnell war das Königsschießen in Grietherbusch am Freitag vorbei. Wer in diesem Jahr regiert – und wie das mit der Rolle der Frau ist.
Wie schnell die Zeit für Schützen verfliegen kann, merkte Stefan van Elsbergen am Freitagabend: Das Königsschießen der St. Johannes Schützenbruderschaft Grietherbusch/Grietherort endete nach nichtmals zwei Stunden. So gab er mit seiner Frau Lissy van Elsbergen die Königsgnaden an Maler und Lackierer Henrik Lux und an Pia Gal weiter. Die beiden Millinger wurden so zum ersten Mal Schützenkönigspaar. „Das ist nur durch meinen Freundeskreis entstanden“, erklärte der diesjährige Schützenkönig Henrik Lux, wie er zum Königsschießen gelangt war.
Die Rolle der Frauen
Dieser Begriff von Gemeinschaft zeichnet die Grietherbuscher und Grietherorter Schützenbruderschaft wohl aus. Manche Mitglieder stammen selbst aus umliegenden Dörfern wie Praest, Vrasselt oder der Stadt Rees. Auch Schriftführer Manuel Lörcks bekräftigte: „Hier wird jeder integriert“. Die Leute träten bei, weil sie sich wohlfühlen. Das gilt auch für die Frauen: „Es ist Auslegungssache: Die dürfen keine Schützenkleidung tragen, aber sind mit dabei“, fügte Manuel Lörcks hinzu. Reeser Bezirksbundesmeister Gerald Oostendorp deutete aber an, dass viele lokale Schützenvereine langsam anfängen,weibliche Mitglieder zuzulassen. Um ehrlich zu sein: Es gibt kaum noch Schützenvereine, wo Frauen nicht mehr zugelassen werden.
Die Kinder der Schützenmitglieder durften in Grietherbusch dagegen schon mitmarschieren. Mit 16 folgt dann der offizielle Beitritt. Ein Generationswechsel findet auch bei den knapp zehn Fahnenschwenkern der Schützen statt.
„„Es ist Auslegungssache: Die dürfen keine Schützenkleidung tragen, aber sind mit dabei.“
Die Zeit geht also nicht spurlos an der Schützenbruderschaft von Grietherbusch und Grietherort vorbei. Vieles wird erneuert. Johannes Heveling ist selbst seit 60 Jahren Mitglied. Er erinnerte sich noch an eine Zeit, in der man mit schrotgeladenen Jagdflinten ohne Kugelfang auf einen Holzvogel geschossen hätte. Doch es bleibt auch heute der Fall eines Holzvogels, der mit Spannung von den Schützen erwartet wird.
Schützenfest bei Familie Döring
„Das ist Brauchtum, das ist Tradition“, betonte NRW-Landtagsmitglied Günther Bergmann den geschichtlichen Ursprung der Schützenbruderschaft. Am Samstagnachmittag verlieh er der Schützenbruderschaft in Grietherbusch die Ehrenplakette des Landes NRW für ihr langjähriges Engagement. Nach ihm trat der Reeser Bürgermeister Sebastian Hense im Festzelt vor die Schützen. Er wolle mit seinem Mitgliedsbeitrag ihr Engagement unterstützen und auch irgendwann „in Grün mitgehen“, versicherte der Bürgermeister.
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Vereint haben sich die ersten St. Johannes Schützen von Grietherbusch und Grietherort im Jahr 1799. Seit circa 50 Jahren findet das Schützenfest im Zelt auf dem Hof der Familie Döring statt. Dort steht auch ihre Halle, aus deren Fenster der Holzvogel geschossen wird. 2007 wurde sie von Sturm Kyrill beschädigt, doch die Schützen hätten sie wieder aufgebaut, erzählten Johannes Heveling und Manuel Lörcks.
Herbstschützenfest soll eingeführt werden
Anlässlich ihres 225. Jubiläums haben die Schützen vor, das Herbstschützenfest wieder einzuführen. Und Wünsche für die Zukunft der St. Johannes Schützenbruderschaft Grietherbusch/Grietherort? „Dass das Schützenfest weitergeführt wird, an die Generationen weitergegeben wird.“, meinte Manuel Lörcks und ein „friedliches, freundschaftliches Zusammenleben in Geselligkeit“, fügte Johannes Heveling hinzu.
Das Vizekönigsschießen am Samstag ließ Thorsten Kremer als neuen Vizekönig hervorgehen. Weitere Majestäten erschienen am Sonntag mit den Schützenkönigspaaren von Esserden und Bienen. Letztere brachten ihren Tambourcorps mit. Zuvor waren das Halderner Blasorchester und der Spielmannszug Praest für die Musik zuständig. Der Spielmannszug übernahm auch das sonntägliche Wecken der Schützen. Bei der nächtlichen Feier im Festzelt spielte die Band HERZschlag.