Emmerich. Über die Autobahnen in Goch und Emmerich werden Freitag tausende Oranje-Fans zum Spiel gegen Frankreich einreisen. Die Bundespolizei ist wachsam.
Am Freitag dürften tausende Niederländer die deutsch-niederländische Grenze passieren, denn am späten Abend um 21 Uhr spielt die Oranje-Elftal in Leipzig gegen Frankreich. Die Bundespolizei wird dann wieder einen Blick auf Reisende haben, die sie nicht im Land haben möchte. An der A3 bei Emmerich sowie an der A57 bei Goch stehen die Grenzschützer bereit und ziehen bei Bedarf Fahrzeuge aus dem Verkehr. Es könnte also auch wieder zu Staus kommen, wie schon zur Beginn der Fußball-Europameisterschaft.
>>> So berichteten wir am 16. Juni über die Grenzkontrollen der Bundespolizei:
Die Schotten dicht machte nicht nur die deutsche Nationalelf auf dem Fußballfeld. Im Zuge der Europameisterschaft führte die Bundespolizei Kleve am Wochenende Grenzkontrollen durch. An der A3 bei Emmerich wurden alle Fahrzeuge, die von den Niederlanden über die Grenze rollten, auf den Rastplatz Knauheide direkt hinter der Grenze abgeleitet. So wollen die Beamten bis zum Finalspiel sicherstellen, dass möglichst nur friedliche Fußballfans nach Deutschland einreisen.
Über die Heckscheibe eine riesige Länderflagge gespannt, fällt ein Kleinwagen auf. Sicherheitshalber winken ihn die Polizisten zur näheren Kontrolle raus. Dass da wohl ein Fußballfan am Steuer sitzt, war nicht schwer zu erkennen. Ganz so leicht ist das aber nicht immer. „Vieles ist Bauchgefühl“, erklärte Einsatzleiter und Polizeidirektor Christian Neubert.
Prototyp Hooligan?
„Gewaltbereite Fußballfans“ lassen sich schwer charakterisieren, besonders in ziviler Kleidung. Einen Prototyp Hooligan gibt es nämlich nicht. Familien oder ältere Einzelpersonen passen jedoch kaum ins Schema, die winkt die Polizei meist direkt durch. Dass da Bengalos im Kofferraum liegen, ist unwahrscheinlich.
Waffen wie Teleskopschläger und Messer konnten die Beamten bereits aus dem Verkehr ziehen. Illegale Gegenstände, „die heutzutage immer mehr Menschen einfach so dabei haben“, staunte Uwe Eßelborn, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Kleve. In direktem Zusammenhang mit der EM ließen sich noch keine roten Karten vergeben. Trotzdem verbuchten die Beamten Erfolge, die Kontrollen liefen laut Einsatzleiter Neubert „sehr gut.“ Einige Menschen, die per Haftbefehl gesucht wurden, sind aufgegriffen worden. Außerdem eine Truppe von Fans, die ohne gültige Ausweisdokumente über die Grenze wollte.
Stau auf der A3
Von der Bewegungsfreiheit innerhalb der EU verwöhnt, stellten die Grenzkontrollen eine ganz neue Situation für viele Autofahrer dar. „Seit Jahren fährt man gemütlich über die Grenze, da passiert nix“, setzte Eßelborn an. Plötzlich stehen da dann wieder Beamte, die Daten abfragen und Wägen durchsuchen. „Wie an außereuropäischen Flughafen“ gehe es zu.
In einem Container werden Personalien mittels Fast-ID-Station abgerufen, dabei handelt es sich um eine mobile Identitätsprüfung mittels Fingerabdrücken. Mehr als 100 Kräfte sind allein an der Raststätte bei Emmerich-Elten im Einsatz. Ein hoher Arbeitsaufwand, während der ganzen EM haben die Polizisten Urlaubssperre. Vor Ort unterstützten übrigens auch drei britische Beamte, die wegen des Brexits offiziell nur als Berater fungieren: „Wir arbeiten alle Hand in Hand.“
„Eine friedliche, gewaltfreie EM ist unser oberstes Ziel“
Wer sich über die Kontrollen aufregt, der schießt ein Eigentor. So dienen die aufwändigen Maßnahmen der Sicherheit aller: „Eine friedliche, gewaltfreie EM ist unser oberstes Ziel.“ Davon profitieren schließlich die Fans, besonders wenn es ans Public Viewing geht. „Dafür nehmen aber auch alle gerne ein bisschen Wartezeit in Kauf“, bestätigte der Pressesprecher das Verständnis der Bürger. Bisher kooperierten alle. Der Eingriff in den Straßenverkehr soll so gering wie möglich sein, trotzdem kam es am Samstagmorgen zu Wartezeiten von ungefähr 30 Minuten auf der A3 bei der Einreise nach Deutschland.
Kontrollen je nach Spielpaarung
Verkehrstrichter, die direkte Ableitung des Verkehrs, gibt es übrigens nicht die ganze EM. Je nach Spielpaarungen weicht die Intensität bis zum 14. Juli ab. Sowohl an Kreisstraßen als auch in den internationalen Zugverbindungen kommt es ebenfalls zu Kontrollen. Wann genau, gibt die Polizei aus taktischen Gründen nicht preis. Nach dem Spiel ist schließlich vor dem Spiel.