Emmerich. 65-jähriger Angeklagte musste sich wegen Veruntreuung verantworten. Vorwurf: Er soll 1000 Euro gestohlen haben. Wie Gericht entschied.

Mit dem Tod der Mutter sollte eine Familientragödie losbrechen. Im Streit um das Erbe verband drei Brüder letztlich nichts als das Blut und eine Ladung des Emmericher Amtsgerichts. Im Februar 2023, nur wenige Stunden nach der Bergung der Leiche, habe einer der Männer auf das Konto der Verstorbenen zugegriffen. Dabei soll er sich 1000 Euro Bargeld in die eigene Tasche gesteckt haben. Unter Berücksichtigung der Miterben ist von Veruntreuung die Rede. Nun nahm der 65-jährige Angeklagte schulterzuckend Stellung dazu.

„Ich habe das Geld für die Beerdigung ausgegeben“, sagte er aus. Wenn er auch beteuerte, Quittungen zu besitzen, die genau das belegen, so konnte er keine einzige im Prozess vorweisen. Vielmehr rechnete er durch verstrickende Aussagen mit sich selbst ab. Erst sei das komplette Bargeld für den Leichenschmaus draufgegangen, dann habe dieser nur 400 Euro gekostet. Der Rest sei wohl doch in einen Vorschuss geflossen, den der Bestatter gefordert habe.

Keine Quittungen

Im Zeugenstand verneinte dieser jedoch jegliche Barzahlung, was die Rechnungen belegten. Außerdem traf der Angeklagte erst auf diesen, als das Geld bereits abgehoben war. „Ohnehin schätze ich es so ein, dass kaum was übrig ist. Die Verstorbene hat Pfandflaschen gesammelt“, fügte der Zeuge hinzu. Stotternd und kopfschüttelnd nahm der 65-Jährige die Gegenaussage hin: „Ich weiß nicht, was das soll. Letztens schlug mir mein Bruder sogar grundlos die Nase blutig.“

„Er hat unsere demente Mutter ausgenommen, ihr immer wieder Geld geklaut, sogar ihr Auto heimlich versetzt, glaube ich“

Ein Bruder
Vor dem Amtsgericht

Grund für den brutalen Streit sei das Erbe gewesen. Sie hätten sich in der Wohnung der Toten versammelt und dabei die letzten Haufen Bargeld aussortiert. Wer wieviel bekam, sei willkürlich gewesen. Nicht wenige Meldungen von Bedrohung bis Körperverletzung sind in diesem Zusammenhang schon bei der Polizei eingegangen. Unter den Angehörigen trocknete Wut die Tränen. „Er hat unsere demente Mutter ausgenommen, ihr immer wieder Geld geklaut, sogar ihr Auto heimlich versetzt, glaube ich“, erklärte der jüngste der Brüder im Zeugenstand.

Beziehung angespannt

Die Beziehung sei demnach schon länger angespannt, richtig eskaliert nach dem Tod. Mit den eingesehenen Kontoauszügen kämen immer mehr Dinge ans Licht. Der älteste der Söhne gab sich vor Gericht nicht nur enttäuscht, sondern gar panisch. „Er verhält sich so merkwürdig, ich habe Angst mit ihm allein im Raum zu sein“, deutete er auf den Angeklagten. Zwei Sparkonten seien aktuell auf Eis gelegt. Damit jeder an sein Erbe kommt, muss eine Einigung gefunden werden.

Die Vertretung der Staatsanwaltschaft legte da jedoch lange kein finanzielles Augenmerk drauf: „Sie sollten anstreben, dass man sich über die Mutter unterhält und nicht über ihre Konten“, hieß es. Dazu soll ein Täter-Opfer-Ausgleich unter einer Gerichtshilfe aufgesetzt werden. Dabei treibt eine neutrale Person die Kommunikation zwischen den Parteien voran, um zu einer Lösung zu gelangen.

Unter dieser Auflage ist das Verfahren eingestellt. Jeder Penny könne dabei zwar nicht errechnet werden, „aber Sie können sich danach vielleicht wieder in die Augen schauen“, so das Gericht.

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