Emmerich. Am 20. September 1973 ist der erste Spatenstich für das Schulzentrum an der Hansastraße. Wieso es immer wieder Zoff um Schulen in Emmerich gab.

Aktuell schlägt die Schulpolitik in Emmerich wieder hohe Wellen. Wegen der Kernsanierung des Gebäudes am Grollschen Weg soll die Oberstufe der Gesamtschule für eine Übergangszeit in Containern auf einer Rasenfläche am Willibrord-Gymnasium unterrichtet werden. Dagegen formiert sich Widerstand.

Spatenstich am 20. September 1973

Eine Aufnahme vom 20. September 1973 als der Bau des Schulzentrums Hansastraße startete, ganz rechts Bürgermeister Franz Wolters neben ihm der langjährige Direktor des Hansa-Gymnasiums, Joachim von Bargen.
Eine Aufnahme vom 20. September 1973 als der Bau des Schulzentrums Hansastraße startete, ganz rechts Bürgermeister Franz Wolters neben ihm der langjährige Direktor des Hansa-Gymnasiums, Joachim von Bargen. © Stadt Emmerich | Stadtarchiv Emmerich am Rhein

Beim Blick in die Historie zeigt sich, es hat immer wieder solche oder ähnliche Aufreger rund um die Emmericher Schullandschaft gegeben. Etwa vor 50 Jahren. Am 20. September 1973 wurde der erste Spatenstich für das Schulzentrum an der Hansastraße gelegt, wo heute das Willibrord-Gymnasium untergebracht ist.

Wie die NRZ vor 50 Jahren berichtete

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Bürgermeister Franz Wolters kommentierte den Spatenstich damals mit den Worten: „Jetzt beginnt das größte Schulbauvorhaben der Emmericher Stadtgeschichte.“ Wie die NRZ berichtete gab es zur Feier des Tages für die Erwachsenen Schnaps und Pralinen und die Schüler bekamen nach dem Spatenstich schulfrei und keine Hausaufgaben auf.

Schulzentrum Hansastraße kostete 18 Millionen DM

Im Vorfeld war der Standort für das neue Schulzentrum, das rund 18 Millionen DM kosten sollte, umstritten.

Die Stadt fühlte sich gezwungen auf den Sportplatz an der Hansa-/ Göbelstraße zurückzugreifen, da dieser in Stadtnähe lag und ein großes und günstiges Terrain bot. Damit war der Leiter des städtischen Gymnasiums, Rudolf Leis, jedoch nicht einverstanden. Das städtische Gymnasium hatte bisher für die Unterhaltung des Sportplatzes gesorgt und rund 170.000 Mark in die Herrichtung und den Unterhalt des Sportplatzes investiert. Hinzu kam, dass das Gymnasium zum Baubeginn noch keinen Ersatz für den verlorenen Sportplatz hatte, obwohl dies zugesagt worden war.

Initiative Gesamtschule scheiterte Ende der 1980-er Jahre

Zwei verhärtete Fronten standen sich dann auch ab Februar 1988 gegenüber. Die Initiative Gesamtschule trat erstmals öffentlich auf. Als Reaktion gründete sich im August gleichen Jahres die Initiative Erhaltet unsere Schulen in Emmerich. Letztgenannte sammelte 2242 Unterstützerunterschriften. Die Befürworter einer Gesamtschule kassierten hingegen eine böse Schlappe. Lediglich 42 von 266 Eltern der Jahrgänge drei der Emmericher Grundschulen und 49 von 269 Eltern der Jahrgänge vier erklärten verbindlich, dass sie ihr Kind an einer Gesamtschule anmelden würden. Damit war das Thema Gesamtschule in Emmerich für Jahrzehnte vom Tisch.

Zusammenlegung der beiden Emmericher Gymnasien

Im Winter 1989 führte die geplante Zusammenlegung der beiden Emmericher Gymnasien zu Protesten.
Im Winter 1989 führte die geplante Zusammenlegung der beiden Emmericher Gymnasien zu Protesten. © Schuster | NRZ

Doch wenig später erhitzte ein anderes Thema die Gemüter. Im Jahr der Deutschen Wiedervereinigung beschloss der Rat auch die Zusammenlegung der beiden Gymnasium. Zum einen gab es in der Emmericher Innenstadt das Willibrord-Gymnasium mit seiner zu diesem Zeitpunkt bereits rund 1200-jährigen Geschichte. Das Hansa-Gymnasium wiederum war hervorgegangen aus Katholischer Höherer Töchterschule, Lyzeum und Städtischem Mädchen-Gymnasium. Ab 1968 wurden auch Jungen am Standort Hinter dem Schinken (später Fröbelschule, jetzt Rheincenter) unterrichtet. Die Schülerzahlen schnellten nach oben. Wegen fehlender Klassenräume wurde zeitweise in Pavillons (was sich besser anhörte als Container) unterricht. Zwischenzeitlich mussten auch Räume im benachbarten Aldegundisheim angemietet werden.

Mit dem Umzug zum Schulzentrum Hansastraße nach den Osterferien 1976 endete die Raumnot. Das Gebäude war so konzipiert, dass neben Hansa-Gymnasium auch noch die Europa-Hauptschule dort untergebracht wurde.

Kompromiss wird beschlossen

Als Ende der 1980er-Jahre klar war, dass eine Stadt wie Emmerich mit damals 29.000 Einwohnern zu klein für zwei Gymnasien war, begann des Zerren um Namen und Standort des neuen vereinigten Gymnasiums. Beide Schulen präsentierten ihre Vorzüge, wobei in der Rückschau festgehalten werden muss, dass viele Antipathien und Animositäten sich im späteren zusammengelegten Schulleben als halb so wild herausstellten.

Die Diskussion endete mit einem Kompromiss. Der geschichtsträchtige Name Willibrord-Gymnasium sollte nicht geopfert werden. Als Standort wurde aber das Schulzentrum an der Hansastraße gewählt.

Die bis dahin dort untergebrachte Europa-Hauptschule wurde in die Stadtmitte ins Gebäude des ehemaligen Willibrord-Gymnasiums umquartiert, wo mittlerweile die Gesamtschule einen ihrer Standorte hat.