Werth. CDU-Antrag für eine Machbarkeitsstudie zur Grundschule in Werth scheiterte trotz theoretischer Mehrheit. Wer sich bei der Abstimmung enthielt.
Das Gebäude der Grundschule in Werth ist in einem desolaten Zustand. SPD, FDP und die Grünen sind für einen Neubau. Die CDU hingegen kann sich damit nicht so richtig anfreunden – aus Kostengründen. Deshalb wurde in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause noch einmal ein Versuch gestartet, auch einen anderen Weg einschlagen zu können.
Bürgermeister stimmt für CDU-Antrag
Doch der Versuch scheiterte, obwohl die CDU-Fraktion mit der zusätzlichen Stimme von Bürgermeister Michael Carbanje eigentlich die Mehrheit gehabt hätte. Doch bei der namentlichen Abstimmung, die FDP-Fraktionschef Kevin Schneider beantragt hatte, enthielt sich das Werther CDU-Mitglied Hermann van Thiel der Stimme. So kam es zum Patt: zwölf Ja-Stimmen, zwölf Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Der Antrag der CDU wurde somit abgelehnt.
Schon im Fachausschuss hatten die Christdemokraten den Schulneubau im Isselburger Ortsteil hinterfragt. Claudia Lisson von der Firma REM Assets aus Stuttgart machte damals deutlich, dass ein Neubau unumgänglich sei. Bei der Ratssitzung forderte die CDU-Fraktion nun, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Diese sollte klären, ob nicht auch eine Sanierung des Gebäudes möglich sei.
FDP-Chef spricht von „Rolle rückwärts“
Kevin Schneider nannte den Antrag „eine Rolle rückwärts“. Denn die gewünschte Clusterschule sei nicht am heutigen Standort möglich. Zudem würde eine Sanierung einen Rückschritt im Bereich Energie bedeuten. „Wenn wir den Bestandsbau sanieren“, so Schneider, „kommen wir nicht auf die Forderung der EU zur Nullemission“.
SPD befürchtet erhebliche Verzögerungen durch Machbarkeitsstudie
Für Johann Radstaak (SPD) wäre eine Sanierung per se nur die „zweitbeste Lösung“. Vor allem eine Sorge trieb seine Fraktion um: „Wir haben die Befürchtung, es kommt zu erheblichen Verzögerungen durch die Machbarkeitsstudie.“
Frank Häusler, Fraktionsvorsitzender der CDU, entgegnete den Vorrednern: „Ihr wollt keine Aufklärung, ihr wollt einen Neubau. Es wäre fahrlässig, nicht die 5000 Euro für eine Machbarkeitsstudie auszugeben, wenn ein Neubau acht bis zehn Millionen Euro kosten wird.“
Bürgermeister Michael Carbanje stimmte zunächst auch für den CDU-Antrag, da „wir uns nichts damit vertun“. Wobei es sich genau genommen beim Antrag der CDU nur um eine Erweiterung des Beschlussvorschlags der Verwaltung handelte. Eben der Beschlussvorschlag der Verwaltung wurde danach mehrheitlich abgesegnet, so dass nun die „Planungsphase 0 für den Schulneubau Grundschulverbund Isselschule Teilstandort Werth – Nutzungskonzeption“, wie es auf Amtsdeutsch heißt, auf den Weg gebracht wurde.
Hydraulisches Gutachten wird eingeholt
Vitaliy Dücking von der Isselburger Stadtverwaltung brachte noch einen weiteren wichtigen Punkt in Diskussion. Er schlug vor, eine so genannte hydraulische Begutachtung mit zu beauftragen. Denn die Schule liegt im Überschwemmungsgebiet. Wenn angedacht ist, einen Neubau neben das bestehende Gebäude zu setzen, könnte der Kreis Borken da nicht mitspielen, weil es zu einer weiteren Flächenversiegelung kommt. Mit einem hydraulischen Gutachten ließe sich klären, on ein Parallelbau möglich ist. Dieser Vorschlag wurde angenommen.
Ein weiteres grundsätzliches Problem wurde zudem noch von der CDU erwähnt. Die Christdemokraten bezweifeln die Notwendigkeit der Zweizügigkeit für den Standort Werth. Oder besser gesagt: Sie können nicht nachvollziehen, wie die Firma REM Assets auf diese Zahlen gekommen sind. Der Kritikpunkt stützt sich auf den Vergleich mit Anholt. Denn in Anholt wird davon ausgegangen, dass es durch 199 neue Wohneinheiten zu einem Plus von neun Kindern kommt. In Werth hingegen wird von einem Plus von sechs Kindern ausgegangen, obwohl nur mit 90 neuen Wohneinheiten gerechnet worden ist. Die Verwaltung will nun bei der Firma nachfragen, wieso diese Zahlen so dargestellt wurden.
>> Was ist eine Clusterschule
Der Teilstandort Wert des Grundschulverbunds Isselschule könnte als Clusterschule geplant werden. Dabei handelt es sich um ein neuartiges räumlich-pädagogisches Konzept. Durch eine Einteilung in Cluster können klassenübergreifende Kooperationen gestärkt und überschaubare Einheiten geschaffen werden.
Durch den Grundriss von Clusterschulen kommt es zu einer dezentralen Anordnung von Unterrichts- und Aufenthaltsbereichen. Es ist der Gegenentwurf zur so genannten Flurschule, wo lange Gänge zu den einzelnen Klassenräumen führen.