Emmerich. Grenzüberschreitendes Interreg-Projekt Werkplatz könnte Situation der Leiharbeiter auch in Emmerich verbessern. Im Sozialausschuss vorgestellt.
Durch die Großrazzia in vier Emmericher Leiharbeiter-Sammelunterkünften am Sonntag bekam ein Thema im Sozialausschuss am Dienstag nochmal gestiegene Aktualität: das grenzüberschreitende Projekt Werkplatz. In eine Pilotprojekt wird mit den Behörden in Zevenaar und Montferland erörtert, wo es in der Leiharbeit gemeinsame Ansätze in der Unterbringung, der Arbeit und der Integration gibt. Bestätigt sich dies, könnte ein geförderte EU-Interreg-Projekt entstehen über einige Jahre.
Die Stadt Emmerich hat mit Bernd Pastoors, ehemaliger Geschäftsführer Theodor-Brauer-Haus, einen gut vernetzten Experten gewinnen können, der viel Erfahrung mit solchen grenzüberschreitenden Projekten vorweisen kann und im Pilotprojekt nun die Federführung übernommen hat. Er stellte im Ausschuss den aktuellen Stand vor.
Von 8000 Leiharbeitern im Achterhoek leben nur 1500 dort
Neben den Behörden habe man die Fleischfabrik Compaxo aus Zevenaar und den Regionalen Sozialen Dienst Zevenaar (ein Zweckverband) mit ins Boot geholt. Gemeinsam möchte man eine Strategie im Umgang mit osteuropäischen Leiharbeitern finden. „In der Regio Achterhoek arbeiten 8000 Leiharbeiter. Und das ist die Untergrenze. Aber nur 1500 wohnen dort“, erklärt Pastoors. Entsprechend ist davon auszugehen, dass viele davon auf der deutschen Seite der Grenze leben.
Eine erste Abfrage zeige auf, dass es auf beiden Seiten der Grenze Interesse gibt. „Das schlechte Image der Branche stört in der Region“, sagt Pastoors. Bei der Suche nach der gemeinsamen Schnittmenge stünden diese Fragen im Fokus: Wie kann man auf die Menschen zugehen? Ist eine Plattform für kommunale Akteure für den kleinen Dienstweg möglich? Wir kann man Wanderarbeiter dazu bringen, sich Hilfe zu holen?
Mehr mit den Fleischfabriken direkt sprechen
Und zwar nicht bei den Uitzendbureaus, denn die niederländische Sozialberatung sei eher schwach aufgestellt. Häufig stünde nur der Vorarbeiter des Uitzendbureaus zur Verfügung: „Und wer den wegen Hilfen anspricht ist oft nur einen Schritt von der nächsten internationalen Bushaltestelle entfernt“, berichtete Pastoors.
Beim Projekt Werkplatz solle weniger mit den Uitzendbureaus gesprochen werden und mehr direkt mit den Betrieben, denn auch diese müssten ein Interesse an einem besseren Image haben. Es werde nun eine Fragenkatalog entwickelt, um betriebliche Interessen abzufragen. Dann könne man bewerten, ob ein Interreg-Projekt möglich ist, das zum einen auf ordnungsbehördliche Maßnahmen und zum anderen auf Maßnahmen für die Menschen abziele.
Die Politik hatte Nachfragen
Jürgen Brockmann, Grüne, fragte, ob der Integrationsrat eingebunden werde. Die Integrationsbeauftragte Dr. Rodoula Matziari werde das Thema in den Integrationsrat tragen, versicherte Stadtsprecher Tim Terhorst.
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Erik Arntzen, CDU, wollte wissen, ob die Leiharbeiter denn inzwischen länger in Emmerich bleiben. Dies konnte Tim Terhorst bestätigen: „Wir wissen von Leiharbeitern, die zwölf oder 18 Monate bleiben.“
Christopher Papendorf, BGE: „Könnte der grenzüberschreitende Austausch nicht auch dauerhaft eingerichtet werden? Auch um präventiv tätig zu sein?“ Das konnte Terhorst nicht konkret beantworten, aber: „Die Zuständigkeiten sind in den Niederlanden und Deutschland nicht immer gleich.“
>> Uitzendbureaus zahlen für Unterbringung
Nach der Razzia werden bekanntlich Leiharbeiter in städtischen Unterkünften untergebracht, da die Sammelunterkünfte nicht mehr bewohnbar sind. Christopher Papendorf, BGE, fragte nach, ob die Uitzendbureaus (die niederländischen Leiharbeitsfirmen) denn für die Kosten der Unterbringung aufkommen müssten? „Selbstverständlich werden die Kosten den Uitzendbureaus zugestellt. Wir werden den Zeitarbeitsfirmen keinen Euro schenken. Bei der Sauerei, die wir da vorgefunden haben, sehe ich keinen Spielraum für Kompromisse“, erklärte Bürgermeister Peter Hinze.
Ferner fragte Papendorf, ob mit möglichen Raumproblemen zu rechnen sei, wenn denn Emmerich weitere Flüchtlinge zugewiesen bekommen könnte. Markus Dahms erklärte, dass vor allem mit Flüchtlingen zu rechnen sei, die schon Angehörige in Emmerich hätten. Die würden bei den Familien unterkommen. Aber, wie Hinze ergänzte, die Uitzendbureaus hätten den Auftrag bekommen, so schnell wie möglich eigene Unterkünfte zu organisieren für die Leiharbeiter.