Rees. Agnes Jay hat ihren Ergänzungsband zum Reeser Platt nun vorgestellt. Die gebürtige Reeserin will die Mundart für kommende Generationen bewahren.
Jetzt stellte Agnes Jay, geborene Lörcks, auf Einladung der Stadtbücherei Rees ihr umfangreiches Nachschlagewerk zur Reeser Mundart „Reeser Platt Ergänzungsband“ vor. Bei einer gemütlichen Kaffeerunde mit rund 20 Gästen versuchte die 74-jährige aus Essen-Kettwig, die Alltagssprache ihrer Geburtsstadt wieder lebendig werden zu lassen.
Die Veranstaltung hatte das Team der Stadtbücherei in Zusammenarbeit mit dem Reeser Geschichtsverein Ressa, in dessen Vorstand Jay mitarbeitet, organisiert. Daher begann die Veranstaltung mit einem kleinen Ressa-Film bei dem zahlreiche Platt-Ausdrücke und Redensweisen erklärt wurden.
Platt konservieren
Nach der Begrüßung durch Thomas Dierkes, Leiter der Stadtbücherei, begann Agnes Jay ihre Ausführungen mit der Feststellung, dass die Regionalsprachen kaum noch gesprochen werden, irgendwann wohl aussterben werden und daher bereits auf der roten Liste bedrohter Arten zu finden sind. Da mit dem Dialekt auch ein Teil der regionalen Kultur verloren geht, hat Jay mit ihren beiden Büchern versucht, das Reeser Platt für die nachfolgenden Generationen zu konservieren.
Kurzweilig, anhand von vielen Beispielen, versuchte sie die Besonderheiten der Sprache herauszustellen. Es gibt im Platt Ausdrücke, für die es keine direkte hochdeutsche Übersetzung gibt: hippere (vor Kälte zittern) oder Hispel (spindeldürrer Mann, der aber sehr agil ist).
Viele Platt-Wörter haben zudem mehrere Bedeutungen, die alle im Wörterbuchteil ihrer Bücher aufgeführt sind. Es sind zudem Erklärungen auf die Herkunft der Worte vorhanden.
Rezepte gefunden
Zur Erläuterung werden auch Bezüge auf die Stadt Rees und auch Rezepte dargestellt. „Das Rezept der Mössessauss hat mir der Metzgermeister Hermann Voß erklärt“, erinnert sich Jay, „ich durfte das sogar probieren, weil seine Frau das gekocht hatte – war das lecker.“
Hermann Voß und Hermann Venhonhofen haben als Ur-Reeser die Autorin bei ihren beiden Werken unterstützt. Die Illustration des Buches übernahm der Reeser Künstler Michael Hoffmann. Alle drei Mitstreiter waren auch bei der Buchvorstellung dabei.
Hermann Voß hat Sprüche über Jahrzehnte gesammelt
Im Buch befinden sich auch eine große Anzahl an niederrheinischen Sprüchen und Redewendungen, die der 93-jährige Voß über Jahrzehnte aufgeschnappt und aufgeschrieben hat. „Metdenke es ömmer nöödech, metkwaake äwer niet“ ist hier ein Beispiel, das direkt übersetzt „Mitdenken ist immer nötig, mitreden aber nicht.“ heißt. Gemeint ist hier, dass man nicht zu allem seinen Senf hinzugeben sollte.
Mithilfe des Reeser Platts, so machte Agnes Jay an verschiedenen Beispielen fest, kommt man auch in anderen Sprachen wie Englisch oder Niederländisch besser zurecht. Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Teilnehmer die Möglichkeit, verschiedenste Platt-Ausdrücke zu diskutieren und sich dabei an frühere Zeiten zu erinnern, als das Platt noch zu Rees gehörte.
>>> Im Buchhandel erhältlich
Die beiden Bücher von Agnes Jay sind über den Buchhandel erhältlich. Der Geschichtsverein Ressa bietet passende Plakate, Tassen und Mousepads an. Informationen unter www. ressa.de/platt.