Emmerich/Rees/Isselburg. Die Anbieter der Nachhilfe in Emmerich und Rees spüren den Boom. Die Defizite nach Corona treten nicht an allen Schulen gleichermaßen auf.

In diesen Tagen hat Elke Koschinski wieder „einige verzweifelte Mütter“ am Telefon. Die Noten für die Halbjahreszeugnisse sickern durch mit manch böser Überraschung. Und dann denken Eltern an Nachhilfe für ihre Kinder. Die Nachhilfe-Branche spürt seit dem ersten Corona-Lockdown in 2020 eine erhöhte Nachfrage.

So auch bei Skill 42 Nachhilfe in Rees, bei Koschinski, die manch unerwartet schlechte Note jetzt noch auf den ersten Lockdown zurückführt. „Mein Eindruck war, dass manche Zeugnisnoten nicht den Leistungen entsprach“, sagt sie im Bezug auf die ersten Zeugnisse seit Corona. Manch ein Lehrer habe die Umstände berücksichtigt. Dies hätte die Eltern dann erstmal beruhigt. „Aber jetzt kommen die Fünfen“, weiß Koschinski. Das Notenniveau habe sich normalisiert, die Defizite treten zutage.

Fachkräftemangel auch in der Nachhilfe-Branche

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Vor allem gehe es um die Hauptfächer Mathe, Englisch und Deutsch. Schon mit Beginn den ersten Corona-Auswirkungen auf den Schulalltag sei die Nachfrage gestiegen: „In den Schulen kann das nicht alles aufgeholt werden.“ Ihr Team aufzustocken sei sozusagen unmöglich, weil der Markt leer gefegt sei: „Ich habe zum Glück vier Honorarkräfte, die großen Einsatz zeigen. Aber ich könnte noch zwei gebrauchen“, sagt Koschinski.

Tom Kämmerling, Geschäftsführer und Inhaber der Schülerhilfe Emmerich, bemerkt einen deutlichen Nachfrage-Anstieg.
Tom Kämmerling, Geschäftsführer und Inhaber der Schülerhilfe Emmerich, bemerkt einen deutlichen Nachfrage-Anstieg. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Absolut bestätigen kann den Nachhilfe-Boom auch die Schülerhilfe in Emmerich: „Querbeet durch alle Fächer. Jede zweite Anfrage betrifft aber Mathematik“, so Tom Kämmerling: „Die Wissenslücken sind enorm. Da sind schon Defizite.“

Das Team der Schülerhilfe sei gut aufgestellt, um die gestiegene Nachfrage zu stemmen: „Wir sind Partner der Hochschule Rhein-Waal. Von da kriegen wir weitere Kräfte“, erklärt Kämmerling. Der Nachhilfeunterricht finde sowohl online als auch in Präsenz statt.

Die Schulen bieten auch Programme an

Die Schulen sind nicht untätig. Auch hier werden Programme angeboten, um aufzuholen. „Wir bekommen Gutscheine für den Ausgleich Corona“, berichtet Christiane Feldmann, Leiterin der Gesamtschule Emmerich. Gut angenommen seien etwa je vier Tage Mathematik-Nachhilfe in den Sommer- und den Herbstferien. Mit internen und externen Kräften werde versucht aufzuholen, was in Corona-Zeiten zwangsläufig vernachlässigt wurde.

„Es sind häufig Unsicherheiten und Überforderungsgefühle. Viele Schüler sind verwundbar“, weiß Feldmann zu berichten. Oftmals reiche es, das zu stärken, was aktuell Thema im Unterricht sei. Denn der Unterricht im Allgemeinen sei so aufgebaut, dass Basiswissen automatisch immer wieder wiederholt werde.

Nachhilfelehrer Jörn Schütze von der Schülerhilfe in Emmerich erklärt Mathematik für die siebte Klasse.
Nachhilfelehrer Jörn Schütze von der Schülerhilfe in Emmerich erklärt Mathematik für die siebte Klasse. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Einen weiteren Fokus möchte die Gesamtschule auf soziale Unterstützung legen. Zum Beispiel um die Kommunikationskompetenzen zu stärken. Feldmann sieht die durch Corona entstandenen sozialen Defizite größer als die fachlichen.

Auswirkungen am Gymnasium Aspel sind überschaubar

Am Gymnasium Aspel in Rees sei der Nachhilfebedarf seit Corona „überschaubar. So nehmen wir es im Unterricht wahr. Es gab auch nur vereinzelt Eltern, die sich gemeldet haben“, sagt Schulleiter Klaus Hegel. Er räumt ein, dass der erste Lockdown die Schule hart erwischt habe: „Da haben wir viel Lehrgeld gezahlt. Aber daraus haben wir unsere Lehren gezogen. Danach waren wir gut aufgestellt.“

Mathematik ist das Fach, das in der Nachhilfe am stärksten gefragt ist.
Mathematik ist das Fach, das in der Nachhilfe am stärksten gefragt ist. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Nachhilfelehrerin Monika Wittenberg aus Werth, die auf Sprachen fokussiert ist, verzeichnet hingegen seit Jahren einen Rückgang bei der Nachhilfe. „Eltern werden seltener aufgefordert, Nachhilfe in Anspruch zu nehmen für ihr Kind.“ In Isselburg gebe es zudem ja nur noch Grundschulen. Oftmals würden auch private Kontakte für die Nachhilfe genutzt.

>> Weseler Realschule wird von Skill 42 Nachhilfe Rees in der Schule unterstützt

Im Rahmen des geförderten Aktionsprogrammes „Aufholen nach Corona“ kooperiert die Realschule Wesel mit Skill 42 Nachhilfe in Rees. Neunt- und Zehntklässler bekommen in der Schule die Möglichkeit, kostenlos an der Nachhilfe teilzunehmen. Rund 50 Schüler nehmen teil: „Das ist eine sehr große Nachfrage“, hebt Elke Koschinsky hervor: „Ich finde es gut, dass es diese Angebot kostenlos für die Schüler gibt. So werden nicht nur die gefördert, die es sich leisten können.“