Emmerich. Arnd Reichow (47) ist weltweit als DJ Drumcomplex gefragt. Aber seit der Corona-Pandemie liegt das Tour-Leben brach. Es hat sich viel geändert.

Wenn er am DJ-Pult steht, dann hat er Fans auf der ganzen Welt. Doch für Arnd Reichow aus Emmerich ist diese Welt gerade weit weg. Die Corona-Pandemie hat Drumcomplex praktisch aus dem Geschäft genommen.

Im Februar 2020 war noch alles in Butter. Der Techno-DJ, der sich im Laufe der Jahre im Kreise der Elite etabliert hat, tourte über den Globus: Indien, Spanien, Chile, Argentinien, dazwischen auch mal ein Auftritt in Oberhausen. Anfang März freute er sich, dass er mal zwei Wochenenden zuhause sein würde. „Ich habe da schon gemerkt, dass hier gerade was passierte. In Indien hatte ich Menschen mit Masken gesehen. In Sao Paolo hielt man mir ein Fieberthermometer an den Kopf.“ Es sollten unerwartet viele freie Wochenenden folgen. Die Veranstaltungsbranche brach komplett zusammen.

Zeit für das neue Album kam gelegen

„2020 wäre ein schönes Jahr geworden“, blickt der 47-Jährige auf den ursprünglich geplanten Terminkalender. Etliche Touren waren geplant, auch wieder nach Südamerika. Mit den Festivals Parookavilleund Zwarte Cross in Aalten (NL) standen auch unweit von Emmerich schöne Events für den DJ an. In jenem März war Arnd Reichow noch guter Hoffnung: „Ich dachte, in drei Monaten ist das vorbei.“

Zunächst kam ihm die Tour-Pause ganz gelegen: Reichow konnte sich auf die Produktion des neuen Albums „The Story of Now“ konzentrieren: „Ich war ganz happy, nach vier Jahren Zeit dafür zu haben.“ Das neue Werk sollte im Sommer beworben werden, Ende des Jahres hatte Reichow auf eine Tour gehofft.

Video mit Emmericher Impressionen

Biergarten-Auftritte oder Autokonzerte, wie sie manch ein Künstler in der Corona-Zeit alternativ anbieten konnte, waren nicht wirklich eine Option für die Musik, die Drumcomplex zu Gehör bringt. Die elektronische Musik lädt eher zum Tanz ein. „Wir haben im Laufe des Jahres ein paar DJ-Video-Steams gemacht. Wir haben zum Beispiel an einer Burg in Solingen ein aufwendiges Video produziert“, sagt Reichow. Oder das Video zu „Drumcomplex 24/7“, das auf Youtube zu finden ist und auch in Emmerich gedreht wurde.

Anfang November ist „The Story of Now“ beim eigenen Label Drumcomplex Records digital erschienen. Aber mit digitalen Verkäufen oder durch die Mini-Tantiemen der Streamingdienste lässt sich ebenso kaum Geld verdienen, wie mit dem im Januar gestarteten Verkauf aller 300 gepressten Vinyl-Platten.

Drumcomplex Radio läuft weiterhin wöchentlich

Dieses Bild ist noch in 2020 entstanden. Arnd Reichow hofft, dass er bald wieder mit seinen Fans tanzen kann.
Dieses Bild ist noch in 2020 entstanden. Arnd Reichow hofft, dass er bald wieder mit seinen Fans tanzen kann. © Drumcomplex | Drumcomplex

Auch nicht mit Drumcomplex Radio. „Dabei geht es eher darum, die Fahne hochzuhalten“, unterstreicht Reichow. Das wöchentlich einstündige Radioprogramm läuft auf 50 Internetradiosendern weltweit und auf Streamingportalen: „Es wird von mir auf Englisch moderiert. Am Anfang habe ich nur zu Beginn gesprochen, seit der 100. Folge habe ich auch während der Sendung über die Künstler gesprochen. Das macht echt Freude. Vergangenen Mittwoch lief Folge 108.“

Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, brauchen Musiker und DJs aber Auftritte. Der Emmericher musste sich wieder eine „normale“ Arbeit suchen. Zwei Monate ging er zurück in seinen alten Beruf als Industriekaufmann, den er vor der DJ-Laufbahn in der Hafen-Logistik ausübte. „Ich habe aber gemerkt, dass das nicht mehr das Richtige für mich ist. Und habe einen kompletten Wechsel vollzogen“, so Reichow, der nun im sozialen Bereich tätig ist.

Anfragen aus Indien und Dubai abgelehnt: Alles zu komplex

Das ist das Cover des Albums
Das ist das Cover des Albums "The Story of Now" von Drumcomplex. Die NRZ verlost zwei dieser Alben als Vinyl. © Unbekannt | Drumcomplex

Tatsächlich liegen Drumcomplex schon wieder Anfragen für Auftritte in Indien oder Dubai vor. Mit schwerem Herzen hat Reichow diese aber nicht angenommen. Aus zwei Gründen: „Es wäre ein großer Aufwand gewesen mit PCR-Testungen, Quarantäne und sich ständig ändernden Parametern. Außerdem habe ich auch eine Vorbild-Funktion. Jetzt in einem Fünf-Sterne-Hotel im Lockdown zu verweilen, ist nicht cool.“

Arnd Reichow vermisst die Energie, die Emotionen der Fans, wenn er am DJ-Pult steht. Trotz allem möchte er optimistisch nach vorne schauen: „Ich hoffe, dass wir alle bald wieder zusammen tanzen können.“

NRZ verlost zwei Vinyl-Alben

Die NRZ verlost zwei Drumcomplex-Vinyl vom Album „The Story of Now“. Die elf Stücke sind auf drei Platten gedruckt. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, schickt eine Mail an lok.emmerich@nrz.de mit dem Stichwort „Drumcomplex“, Namen, Adresse und Rufnummer bis Einsendeschluss Donnerstag, 22. April, 12 Uhr. Das Los entscheidet. Viel Glück!

>> Gesunder Lebenswandel in Lockdown-Zeiten

Arnd Reichow hat zuletzt 20 Kilogramm abgenommen und seine Ernährung umgestellt: „Ich fühlte mich ausgepowert. Ich hatte viel geschnuppt und öfter mal ein Bier getrunken. Ich habe dann mit Jogging begonnen, mich vegetarisch ernährt und auf Alkohol verzichtet. Dann habe ich mich sogar drei Monate vegan ernährt.“ Inzwischen gönne er sich ab und zu auch mal wieder eine Currywurst oder ein Bier, bleibt aber ansonsten der gesunden Linie treu.