Kreis Kleve. Corona-Inzidenzen sinken: Sind sie stabil unter 50, dann können die Fitnessstudios wieder öffnen. Endlich, sagen die Betreiber im Kreis Kleve.
Die Sportler scharren mit den Hufen. Körper und Geist lechzen danach, endlich wieder richtig Sport machen zu können. Die Fitnessstudios kriegen derzeit sehr viele Anfragen: Wann geht es endlich wieder los? Tatsächlich ist es ja so, dass bei einer Inzidenz unter 50 an fünf Tagen in Folge, Fitnessstudios wahrscheinlich zwei Tage danach wieder öffnen dürfen. Zwar noch mit Einschränkungen, aber immerhin.
Die Fitnessstudio-Kette Fitbox könnte tatsächlich in Emmerich und Kleve die ersten Eröffnungen erleben: „Wir sind sehr optimistisch, dass das bald passieren kann“, sagt Andreas Ulrich, der mit seinem Bruder Martin Ulrich diese beiden Filialen betreibt. „Wir holen die Mitarbeiter jetzt sukzessive aus der Kurzarbeit, starten Marketing-Kampagnen. Wir haben viele Anfragen der Kunden.“
Kontakt zu den Kunden gehalten
Besonders freue ihn, dass die Fitbox wenig Kunden verloren habe. „Wir haben den Kontakt gehalten“, schildert Ulrich. So wurden etwa Ernährungspläne erstellt oder digitale Trainings angeboten. Beiträge seien in der Zeit nicht eingezogen worden. Die Ulrichs konnten teils querfinanzieren mit ihrer Unternehmensberatung. Und es gab staatliche Hilfen. Aber: „Jetzt wird’s Zeit!“
Helmut Scholl, Betreiber der Fitbox 80, ist bereit: „Wir stehen in den Startlöchern.“ Bekanntlich wird sein Fitnessstudio in Haldern im Herbst nach Rees ziehen, ins ehemalige Sport- und Freizeitcenter Kullmann. Außerdem gibt es Filialen in Hamminkeln und Kalkar, eine Partnerfiliale in Goch – und in Uedem am Agathawall steht eine Neueröffnung bevor. Allerdings werde es bei dem Namen Fitbox 80 aus rechtlichen Gründen nicht bleiben können – eine Umbenennung stehe bevor.
Mrs. Sporty hat Einzeltrainings im Freien durchgeführt
Für Scholl und seine Mitarbeiter ende dann bald hoffentlich eine lange Zeit mit nur negativen Nachrichten: „Es war schwierig. Wir hatten einige Mitgliedschaftskündigungen. Wir haben uns über Wasser gehalten, aber jetzt kann es gerne losgehen.“
Beim Damen-Fitnessstudio Mrs. Sporty mit Filialen in Kleve, Goch und Emmerich hat man sich bemüht den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten, berichtet Chefin Anne Kiel: „Wir haben ihnen Online-Kurse oder Einzeltrainings im Freien angeboten.“ In allen Filialen hat’s zum Teil Mitgliederverluste gegeben, wobei die Filiale in Emmerich erst kurz vor dem ersten Lockdown eröffnet hatte: „Ich hoffe, dass wir jetzt mal richtig durchstarten können.“
Annegret Flür: Fitnesstudios als Teil der Lösung sehen
Kiel ist überzeugt, dass auf ihr Team, für das sie noch Verstärkung sucht, nun viel zu tun haben wird: „Es gibt Studien, die besagen, dass die Menschen durchschnittlich drei bis fünf Kilo zugenommen haben.“ Doch es gehe nicht nur um den Speck, auch gesundheitliche Folgen des Lockdowns könne man bei Mrs. Sporty mit den Kunden hoffentlich bald angehen.
Annegret Flür vom Flexpoint am Melatenweg in Rees hofft auf eine Öffnung ab 1. Juni: „Es sind alle heiß darauf, zu trainieren.“ Die Menschen haben zugenommen, klagen über Rückenschmerzen und Co. Flür würde sich wünschen, die Fitnessstudios weniger als Freizeitaktivität einzustufen und mehr im Sinne der Gesundheit: „Wir können Teil der Lösung sein. Durch die Gesundheitsförderung. Das ist wichtig für Körper und Seele.“
Bei Flexpoint teilen sich Kunden und Betrieb die Last
Im Flexpoint ist man nicht untätig gewesen im Lockdown: „Wir haben Hygiene-Maßnahmen ergriffen, einen digitalen Check-In installiert, wodurch sich Kontakte reduzieren. Wir haben was für die Raumgestaltung gemacht und in die Anschaffung von Sportgeräten investiert“, so Flür.
Die Betreiberin sei „froh, dass wir so treue Kunden haben“. Während die Beiträge im Lockdown weiter eingezogen wurden, hat Flür den Kunden Gutscheine gegeben, die sie später für eine Beitragsbefreiung oder für Hochstufungen im Abo nutzen können. So konnte die Last verteilt werden. Auch staatliche Hilfen haben geholfen, die schwere Zeit zu überbrücken.
Ferdi Schumacher: „Die Politik hat die Situation völlig falsch eingeschätzt“
Der Punkt mit der Gesundheitsförderung kommt auch Ferdi Schumacher zu kurz, der das Fun Sports in Goch, Kleve und Emmerich betreibt. Das Fun Sports sei nicht als „Mucki-Bude“ zu sehen, dürfe nicht mit Freizeiteinrichtungen gleichgestellt werden: „Das ist hier was anderes als Phantasialand.“ Ausgebildetes Personal würde den Menschen helfen, fit für den Alltag zu bleiben. „Zu uns kommen auch 80-, 90-Jährige“, so der Betreiber. Die Politik habe diese Situation völlig falsch eingeschätzt. Die Folgen, nämlich die körperlichen Folgeschäden in der Gesellschaft durch den eher bewegungsarmen Lockdown, käme demnächst auf die Fitnessstudios zu.
Schumacher, der auch 20 Jahre als Krankenpfleger gearbeitet hat, hat seine Mitarbeiter schon zu Beginn des Lockdowns darauf eingestimmt, dass bis zum Frühjahr geschlossen sein würde. Man habe sich intensiv weitergebildet und auf die Situation der Wiedereröffnung vorbereitet: „Die Kunden werden zögerlich zurückkommen“, schätzt Schumacher, der derweil mit einer Partnerin den Unverpackt-Laden in Kleve eröffnet hat. Seine Fitnessstudios haben riesige Verluste in Kauf nehmen müssen, nur etwa fünf bis sechs Prozent der Kunden haben weiterhin freiwillig ihre Beiträge bezahlt.
>> Das sind die aktuellen Rahmenbedingungen für eine potenzielle Öffnung
Bei einer Inzidenz unter 50 wird von den Kunden ein Negativtest, ein Nachweis über die zweite Impfung, die mindestens 14 Tage zurück liegen muss oder ein Nachweis, dass eine Corona-Erkrankung zwischen 28 Tagen und sechs Monaten zurück liegt verlangt. Außerdem müssen die Studios die Kontaktnachverfolgung gewährleisten.
Die Gruppengröße beim Sport richtet sich nach den allgemeinen Kontaktbeschränkungen. Und hier gilt bei einer Inzidenz unter 50: Treffen mit zehn Personen aus bis zu drei Haushalten (plus Kinder bis 14 Jahren) möglich.