Duisburg. Bärbel Bas und Mahmut Özdemir verteidigen ihre Wahlkreise für die SPD. CDU und AfD liegen in Duisburg fast gleichauf. Historischer Rekord für Duisburg.
Während die SPD in Deutschland das schlechteste Ergebnis bei einer Bundestagswahl verkraften muss, sind die Sozialdemokraten in Duisburg mit einem blauen Auge davongekommen: Die SPD bleibt hier stärkste Kraft, und ihre Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas und Mahmut Özdemir verteidigen ihre Direktmandate – die Bundestagspräsidentin gewinnt mit großem Vorsprung, Özdemir knapper vor AfD-Kandidat Sascha Lensing. Die CDU erlebt in Duisburg trotz des Rückenwinds aus Berlin eine Schlappe: Sie wird bei den Erststimmen im Stadtgebiet sogar von der AfD überholt. Die Rechtspopulisten sind auch in Duisburg der große Wahlsieger. Der Ausgang der Wahl führt außerdem zu einem historischen Rekord: Im neuen Bundestag sitzen künftig sechs Politikerinnen und Politiker aus Duisburg – mindestens.
Bundestagswahl: Sechs Duisburger werden Abgebordnete – mindestens
Denn über die Wahlkreis-Sieger Bärbel Bas und Mahmut Özdemir hinaus ziehen vier weitere Duisburger Kandidaten ins Parlament ein. So macht der langjährige Ratsherr Mirze Edis (Linke) im Alter von 53 Jahren noch eine politische Karriere in Berlin. Ihm bescheren das überraschende Comeback seiner Partei in den vergangenen Wochen und der sechste Platz auf der NRW-Liste der Linken ein Mandat. Lamya Kaddor (Grüne) ist aller Voraussicht nach ebenfalls wieder im verkleinerten Parlament, sie rückt wohl knapp über die Reserveliste ihrer Partei nach. Felix Banaszak (Grüne) und Sascha Lensing (AfD) hatten ihre Mandate wegen vorderer Listenplätze bereits vor dem Wahltag sicher.
Unklar ist zurzeit noch, ob auch der Duisburger Christian Leye im Bundestag bleibt: Der Generalsekretär des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) zittert mit seiner Partei in Berlin um den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Gelingt dieser, könnte sogar noch die ehemalige Duisburger Linken-Vorsitzende Anabella Peters (NRW-Listenplatz 7) Abgeordnete werden.
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Duisburg II (115): Özdemir (SPD) verteidigt Mandat gegen Lensing (AfD)
Mit besonderer Spannung war der Kampf ums Direktmandat im Nord-Wahlkreis Duisburg II nach den Ergebnissen der Europawahl erwartet worden, bei der die AfD im Vorjahr die Mehrheit in zwei Stadtbezirken errungen hatte. Das Rennen fiel aber nicht ganz so eng aus, wie von Meinungsforschern berechnet und von der AfD erhofft:
Es endete trotz herber Verluste mit einem Sieg für Sozialdemokrat Özdemir (33,07 %; 2021: 39,4 %), der zum vierten Mal das Direktmandat erringt, und einer deutlichen Niederlage für Björn Pollmer. Der neue Herausforderer konnte das Erststimmen-Ergebnis der CDU (19,87 %) im Vergleich zu 2021 (Volker Mosblech: 20 %) nicht verbessern und erhielt obendrein deutlich weniger Stimmen als AfD-Kandidat Sascha Lensing (26,53 %). Dieser konnte das Erststimmen-Ergebnis der AfD im migrantisch geprägten Norden verdoppeln (2021: 13,8 %).
Der Wahlausgang im deutschlandweit beachteten Wahlkreis brachte dem Bundesvorsitzenden der Grünen deutliche Verluste: Felix Banaszak (6,97 %; 2021: 10,9 %) wurde sogar vom Linke-Kandidat Hüseyin Aydin überholt (9,11 %; 2021: 5,1 %).
Duisburg I (114): Bundestagspräsidentin Bas (SPD) mit großem Vorsprung
Der Duisburger Süd-Wahlkreis bleibt eine der letzten Bastionen der Sozialdemokratie, was auch an der bekanntesten Politikerin der Stadt liegt: Bärbel Bas wurde dort seit 2009 zum fünften Mal direkt in den Bundestag gewählt. Die Bundestagspräsidentin verbüßte mit einem Stimmenanteil von 39,02 Prozent trotz des SPD-Desasters im Bund vergleichsweise geringe Verluste (2021: 40,34 %). Der CDU-Novize Dennis Schleß war chancenlos (22,04 %, 2021: 20,72 %) und landete unerwartet knapp vor AfD-Kandidat Alan Imamura (17,57 %, 2021: 13,8 %). Der neue Bundestagsabgeordnete Mirze Edis (Linke) überholte mit 8,58 Prozent (2021: 4,69 %) Lamya Kaddor (7,81 %; 2021: 14,31 %).
Die beiden Duisburger FDP-Kandidaten wurden für ihre Partei abgestraft: Sven Benentreu im Norden (2,45 %, 2021: 6,99 %) und Dr. Markus Giesler im Süden (2,18 %; 2021: 7,1 %) blieben unter drei Prozent.
Zweitstimmen: SPD-Einbruch, CDU und AfD fast gleichauf
Bei den Zweitstimmen im Stadtgebiet verliert die SPD gewaltig, sie kommt nur noch auf knapp 25,49 Prozent (2021: 35,93 %). Die CDU konnte sich mit 21,38 Prozent kaum verbessern (2021: 19,25 %) und wäre sogar beinahe von der AfD eingeholt worden. Die konnte ihr Ergebnis mit 20,7 Prozent verdoppeln (2021: 10,07 %).
Zu den Wahlsiegern gehören mit 10,71 Prozent die Linken (2021: 4,7 %), zu den Verlierern auch die Liberalen (3,03 %). In Duisburg schaffte das BSW mehr als fünf Prozent (5,39 %). Die Grünen (8,83 %) erleiden deutliche Verluste (2021: 13,13 %).
Wahlbeteiligung ist auch in Duisburg gestiegen – am stärksten im Norden
Die gute Nachricht des Tages: Die Wahlbeteiligung ist auch in Duisburg im Vergleich zu 2021 deutlich gestiegen – im Süd- und im Nord-Wahlkreis. Der polarisierende Wahlkampf und die Debatte über die als rechtsextremistische Verdachtsfall vom Verfassungsschutz beobachtete Partei dürfte viele Menschen motiviert haben, ihr Wahlrecht zu nutzen. Die Werte für Duisburg:
- Wahlbeteiligung in Duisburg insgesamt: 76,55 % (2021: 68,08 %; 2017: 68,66 %; 2013: 67,44 %)
- Wahlbeteiligung im Süd-Wahlkreis Duisburg I (114): 79,50 % (2021: 72,59 %; 2017: 72,4 %; 2013: 71,14)
- Wahlbeteiligung im Nord-Wahlkreis Duisburg II (115): 73,45 % (2021: 63,34 %; 2017: 64,73 %; 2013: 63,62)
Der Wahlkreis Duisburg II hatte 2021 (63,34 %), 2017 (64,73 %) und 2013 (63,62 %) die deutschlandweit niedrigste Wahlbeteiligung.
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