Duisburg. Das von der AfD erhoffte blaue Wunder im Duisburger Norden ist ausgeblieben. Aber die Rechten gewinnen in Duisburg sogar mehr Erststimmen als die CDU.
Das von der AfD erhoffte blaue Wunder im Duisburger Norden ist ausgeblieben: Die in Teilen rechtsextreme Partei hat das Direktmandat im Nord-Wahlkreis Duisburg II nicht wie von ihr erhofft von der SPD erobert. Die AfD gehört dennoch auch in Duisburg zu den Gewinnern der Bundestagswahl: Im Stadtgebiet konnten die Populisten ihre Stimmenanteile insgesamt verdoppeln.
Bei den Zweitstimmen erhielt die AfD in Duisburg diesmal mehr als 20 Prozent (2021: 10,07 %; 2017: 13,83 %). Eines der besten Ergebnisse in NRW und in den alten Bundesländern. Was den Rechtsruck untermauert: Bei den Erststimmen lagen die Kandidaten der AfD im Stadtgebiet mit fast 22 Prozent insgesamt sogar vor denen der CDU, und im Nord-Wahlkreis Duisburg II erhielten die Rechten mit fast 25 Prozent beinahe so viele Zweitstimmen wie die SPD.
Direktkandidat Sascha Lensing (26,53 %, Stand: 23.30 Uhr) wurde im Wahlkreis Duisburg II von deutlich mehr Duisburgern gewählt als der neue CDU-Bewerber Björn Pollmer. Im Süd-Wahlkreis konnte Alan Imamura das Erststimmen-Ergebnis ebenfalls fast verdoppeln (17,57 %).
AfD Duisburg: Sascha Lensing bejubelt trotz Niederlage „fulminantes Ergebnis“
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Lensing sprach von einem „fulminanten Ergebnis. Dass es für mich im Wahlkreis gegen Mahmut Özdemir schwer wird, war klar.“ Er versichert: „Ich bin zufrieden.“ Der Polizist aus Rumeln-Kaldenhausen wird dennoch Bundestagsabgeordneter, er zieht über Rang 7 auf der NRW-Liste der AfD ins verkleinerte Parlament ein. Der 51-Jährige hofft, im Innenausschuss mitwirken zu können. Eine Wohnung werde er in Berlin nicht beziehen: „Während der Sitzungswochen werde ich im Hotel übernachten.“
Lensing attestiert seinem Parteifreund Alan Immarua im Süd-Wahlkreis „ein Wahnsinnsergebnis“: Der Vorsitzende der Ratsfraktion steigerte dort den Erststimmenanteil von 9,47 auf fast 18 Prozent. „Wir sind die zweitstärkste Kraft im Nord-Wahlkreis und die drittstärkste Kraft im Süd-Wahlkreis“, bilanzierte Imamura. „Damit können wir sehr zufrieden sein. Ich bin stolz darauf, dass wir mit dem Duisburger Ergebnis zum Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl beigetragen haben.“ Ein wenig Enttäuschung schwingt in seinem Fazit aber mit: „Wir hatten uns echte Chancen versprochen, den Nord-Wahlkreis zu holen. Das ist nicht gelungen. Schade.“
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AfD feiert – kein Zutritt für Journalisten
Der AfD-Kreisverband feierte am Wahlabend unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Geschäftsstelle der Partei in Rheinhausen sein – Journalisten hatten keinen Zutritt. Sascha Lensing war im Straßen-Wahlkampf vor allem dorthin gegangen, wo die Menschen sich unsicher fühlen und auch wegen des Zuzugs von Geflüchteten und EU-Ausländern aus Bulgarien und Rumänien unzufrieden sind: nach Neumühl, Marxloh und Meiderich zum Beispiel.
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Die Stadtteile, so Lensing vor der Wahl, „gelten als Inbegriff für gescheiterte Politik – und genau hier erzielen wir unter anderem unsere besten Ergebnisse in NRW, sowohl bei Deutschen mit als auch ohne Migrationshintergrund. Warum? Weil die Menschen tagtäglich die katastrophalen Folgen jahrzehntelanger Fehlentscheidungen spüren müssen.“
Im Netz hatten sich die Rechtspopulisten zur Erschließung neuer Wählerpotenziale gezielt an Russlanddeutsche und türkeistämmige Wähler bemüht.
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Der Höhenflug der AfD, ausgerechnet im migrantisch geprägten Teil einer westdeutschen Großstadt, hatte in den vergangenen Wochen Journalisten aus ganz Deutschland angezogen. Als Sascha Lensing am Samstag unter Polizeischutz in Wehofen mit „Make Duisburg great again“-Schirmmütze um die Wählergunst buhlte, waren seinen Angaben nach Reporter von Spiegel, Süddeutsche Zeitung (SZ), Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Associated Press News (AP) dabei.