Duisburg. Die Sana Kliniken Duisburg streben eine Kooperation mit dem benachbarten Bethesda an. Diese Erwartungen haben die Betriebsräte an die Zusammenarbeit.

Von der Klinik-Kooperation, die das Bethesda mit den benachbarten Sana Kliniken Duisburg in den nächsten Jahren anstreben (wir berichteten), sind insgesamt rund 2400 Beschäftigte betroffen. Der Betriebsrat der einstigen Städtischen Kliniken und die Mitarbeitervertretung des Hochfelder Krankenhauses verbinden die Zusammenarbeit mit Hoffnungen, aber auch mit klaren Vorstellungen.

  • Die Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal + Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen + Instagram + Facebook +

„Zunächst einmal sind wir froh, dass die Geschäftsführung jetzt informiert hat“, sagt Susanne Dyck. Die Mitarbeitervertretung (so heißt der Betriebsrat bei kirchlichen Trägern) sei frühzeitig beteiligt worden, berichtet sie. Spätestens seit im Dezember die Sana-Belegschaft über die angestrebte Partnerschaft in groben Zügen informiert wurde, sei im Bethesda aber „die Gerüchteküche sehr blumig geworden“, berichtet Dyck, die seit Mai 2022 als Vorsitzende im Amt ist.

Bethesda soll bleiben: Susanne Dyck ist seit fast drei Jahren Vorsitzende der Mitarbeitervertretung im Hochfelder Krankenhaus.
Bethesda soll bleiben: Susanne Dyck ist seit fast drei Jahren Vorsitzende der Mitarbeitervertretung im Hochfelder Krankenhaus. © Bethesda | Bethesda

Bethesda und Sana: Medizinisches Spektrum beider Duisburger Kliniken passt gut zusammen

Die Hochfelder Klinik schreibe trotz medizinischer Erfolge anhaltend rote Zahlen, außerdem gebe es in den nächsten zehn Jahren einen hohen Informationsbedarf, hatten die Geschäftsführer des Ev. Klinikverbundes Niederrhein (EVKLN) Franz Hafner (kaufmännisch) und Dr. Andreas Sander (medizinisch) den Beschäftigten aufgezeigt.

Eine Zusammenarbeit mit Sana liege nicht nur aufgrund der Nachbarschaft auf der Hand, hatte Sander dieser Zeitung zuvor gesagt: „Dass unser medizinisches Spektrum zusammenpasst, wissen wir seit zehn Jahren.“ In den künftigen Leistungsbereichen, die das NRW-Gesundheitsministerium beiden Häusern nun genehmigt hat, ist die Geburtshilfe eine der wenigen echten Überschneidungen (Sana: rund 1600 Geburten pro Jahr/Bethesda: rund 850 pro Jahr).

Das Bethesda Krankenhaus in Hochfeld ist ein Gebäude-Ensemble aus verschiedenen Epochen. Die ältesten Gebäude sind über 100 Jahre alt, in den nächsten zehn Jahren gibt es einen erheblichen Erneuerungsbedarf.
Das Bethesda Krankenhaus in Hochfeld ist ein Gebäude-Ensemble aus verschiedenen Epochen. Die ältesten Gebäude sind über 100 Jahre alt, in den nächsten zehn Jahren gibt es einen erheblichen Erneuerungsbedarf. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Es geht nicht um Gewinner und Verlierer, sondern um eine erfolgreiche Zukunft“

In der Liaison mit den Sana Kliniken, die ähnliche Probleme drücken, „geht es nicht um Gewinner und Verlierer, sondern um eine erfolgreiche Zukunft für beide Häuser“, betont Susanne Dyck.

„Die Zusammenarbeit ist eine gute Nachricht“, sagt auch Helmut Böckeler, langjähriger Betriebsratsvorsitzender der Sana Kliniken, „noch besser wäre es, wenn sich weitere Träger beteiligen.“ In der Sana-Belegschaft sei die Krisenstimmung des vergangenen Jahres Optimismus gewichen.

Weitere Kooperationen sind jedoch aktuell nicht in Sicht: Trotz intensiver Kontakte kam es bislang nicht zu einer Verständigung zwischen Sana und den Johannitern (Rheinhausen), auch Helios macht bei einer Neuordnung der Gesundheitsversorgung im Duisburger Süden noch keine gemeinsame Sache mit den Nachbarn.

Bethesda-Belegschaft: Mit klaren Vorstellungen in die Gespräche

Dabei steht auch die Kooperation zwischen Sana und dem Bethesda noch ganz am Anfang. In der kommenden Woche wollen Vertreter beider Häuser bei einem ersten Treffen damit beginnen, die Partnerschaft mit Leben zu füllen. „Als Mitarbeitervertretung gehen wir mit klaren Vorstellungen in diese Gespräche“, sagt Susanne Dyck. Nicht anders ist es auch bei Sana. Diskutieren will man aber zunächst intern.

Nur soviel: „Es ist uns ein Anliegen, dass die Identität der Häuser nicht verloren geht“, so Dyck. Beide blickten auf eine lange Tradition zurück, viele Duisburger spürten eine persönliche Bindung zu „ihrem Krankenhaus“. Gleichzeitig müsse aber auch die gemeinsame Richtung klar sein: „Wir müssen als Klinik attraktiv sein, damit die Patienten weiter zu uns kommen.“ Dabei sei nicht die medizinische Qualität entscheidend, sondern auch „weiche“ Faktoren von der Qualität des Essens bis zur Anmutung des Gebäudes.

Krisenerprobt: Helmut Böckeler ist langjähriger Betriebsratsvorsitzender der Sana Kliniken Duisburg. Er begrüßt die Kooperation mit dem Bethesda.
Krisenerprobt: Helmut Böckeler ist langjähriger Betriebsratsvorsitzender der Sana Kliniken Duisburg. Er begrüßt die Kooperation mit dem Bethesda. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Kosmetik-Offensive“ bei Sana - auch bei Bethesda erheblicher Sanierungsbedarf

Bei letzterem ist bei beiden Häusern Luft nach oben. Sana hat die Fortsetzung der Sanierung der Bauten aus den 1970er Jahren ebenso angekündigt wie eine „Kosmetik-Offensive“ mit einem Bündel von Arbeiten, die das Erscheinungsbild der Klinik aufwerten sollen.

Ein Konglomerat von Gebäuden aus den vergangenen 120 Jahren ist das Bethesda: Im Backstein-Stil entstand das Hauptgebäude im Jahr 1904, der Südflügel entstand 15 Jahre später, 1929 gingen Erweiterungsbauten in Betrieb. Das Baujahr 1960 trägt ein Bettenhaus, den Operationstrakt gibt es seit 60 Jahren am aktuellen Standort. Trotz Modernisierungen, die seither immer wieder stattfanden, sind in diesem Ensemble Verbesserungen des Klinikbetriebs schwerlich möglich - Raum für Neubauten gibt es ohne vorherigen Abriss auf dem Areal eigentlich nicht.

Kliniken wollen über mehrere Jahre langsam zusammenwachsen

Das ist am Kalkweg schon eher möglich. Neu entstand hier seit dem Sana-Einstieg vor zehn Jahren nur ein Parkhaus. Nun sind Fördermittel beantragt für einen Neubau der Kinder- und Jugendklinik, ein externer Investor soll ein neues Ärztehaus bauen, der Abriss des alten Hochhauses zwischen Kalkweg und Parkplatz würde weiteren Platz schaffen.

Möglich, dass gemeinsame Bauanträge von Sana und Bethesda folgen, wenn das medizinische Konzept Gestalt angenommen hat. Das ist nur eine von vielen Fragen, die es zu beantworten gilt. Auf sieben Jahre ist der Prozess des Zusammenwachsens angelegt. Die Zeit wird zeigen, ob er am Ende in eine gemeinsame Gesellschaft mündet.

Man werde, so heißt es bei den Geschäftsführungen, die Fragen nun nacheinander abarbeiten. „Wir setzten dabei auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit uns, die wir bisher grundsätzlich konstruktiv erleben“, sagt Susanne Dyck.