Duisburg. Er bekommt eine Wohnung, ein Atelier und Geld für Öffentlichkeitsarbeit: Jedes Jahr unterstützt Duisburg einen Künstler. Was die Stadt sich verspricht.
Ein faseriger Holzscheit, der in Nahaufnahme an eine Steilküste erinnert, ein Stück Ton am Heizungsregler, Licht, das durch einen Korbstuhl fällt: Florian Glaubitz‘ Kunst schmückt seit Mitte Januar den SG1 Kunstraum im Dellviertel. 2025 ist der 39-Jährige ganz offiziell Aufenthaltsstipendiat der Stadt Duisburg. Wir haben nachgefragt, was ein solches Stipendium für den Künstler bedeutet und was die Stadt sich davon verspricht.
Wohnung, Deutschlandticket, Atelier: Jedes Jahr unterstützt die Stadt Duisburg einen Künstler
Glaubitz blieb nicht viel Zeit zwischen seiner Ankunft und der Eröffnung seiner ersten Duisburger Ausstellung. Zuletzt hatte der gebürtige Sachsen-Anhalter zwischen Leipzig und Münster gewohnt, die Revierstadt hatte ihn schon länger gereizt: „Ich hatte mich vor zwei Jahren schon beworben, da hat es nicht geklappt. Aber das Stipendium hat mich nicht losgelassen.“ Die vielen Menschen im Ruhrgebiet und die Kunstszene faszinieren den Fotografen. Im vergangenen Jahr habe er dann beschlossen, es erneut zu versuchen.
Inzwischen hat Glaubitz seine Einzimmerwohnung am Duisburger Innenhafen bezogen, sein Atelier in Rheinhausen eingerichtet und seine erste Ausstellung im Duisburger Kunstraum gestaltet. All das ist Teil des Stipendiums: Der Künstler bekommt die berufliche wie private Unterkunft gestellt, ein Deutschlandticket, mindestens eine Ausstellung organisiert, eine Broschüre seiner aktuellen Werke sowie 2000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit und „Einzelmaßnahmen“, wie die Stadt erklärt.
Trotz der umfangreichen Versorgung scheint das Aufenthaltsstipendium für die Stadt Duisburg nur geringfügig zu Buche zu schlagen: Die Wohnung werde der Stadt nach Angaben des Pressesprechers Falko Firlus mietfrei von der Duisburger Baugesellschaft Gebag gestellt. Für das städtische Atelier im Kultur- und Freizeitzentrum Rheinhausen fielen lediglich Nebenkosten an.
Aufenthaltsstipendium Duisburg: Künstler können sich über Wasser halten
Was wenig aufwendig klingt, bedeutet für Glaubitz jede Menge: „Als Künstler bin ich auf Stipendien angewiesen.“ Sie ermöglichen ihm, seiner Arbeit in Ruhe nachzugehen, ohne sich nebenbei anderweitig über Wasser halten zu müssen. Glaubitz ist der siebte seiner Art: Erstmals 2018 förderte die Stadt einen Künstler, seither wurde lediglich 2019 ausgesetzt. Bewerberinnen und Bewerber dürfen laut Firlus nicht älter als 40 Jahre sein, ihr Ausbildungsabschluss muss mindestens ein Jahr zurückliegen. Letztlich ist es eine Fachjury, die jeweils im Vorjahr entscheidet, wer den Zuschlag bekommt.
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Florian Glaubitz konnte sich gegen rund zehn Mitbewerberinnen und -bewerber durchsetzen. Den Künstler inspirieren Materialien wie Ton und Keramik, Menschen und Reisen. Das sieht man seiner Ausstellung, die noch bis zum 6. März immer donnerstags von 17 bis 20 Uhr im SG1 Kunstraum zu sehen ist, an. Wie Duisburg seine Kunst im kommenden Jahr beeinflussen wird, kann Glaubitz Anfang des Jahres noch nicht einschätzen. Ihn interessiere das Zusammenspiel zwischen dem Ländlichen und Städtischen. Eine Tendenz hat er jedoch bereits Anfang des Jahres: „Ich hätte wieder Lust, mehr Porträts zu machen.“ Klar ist: Laut den Bedingungen des Stipendiums muss der Fotograf seine kommende künstlerische Arbeit in Bezug zur Stadt Duisburg setzen.
Der vorangegangene Stipendiat wohnt nun dauerhaft in Duisburg
Die Duisburger zeigen sich laut Luise Hoyer, die den Kunstraum SG1 gemeinsam mit Stacey Blatt leitet, bereits jetzt interessiert an der Kunst von Florian Glaubitz: „Bisher sind viele Leute vorbeigekommen, um sich die Kunst des neuen Stipendiaten anzusehen.“ Darauf möchte die Stadt Duisburg mit ihrem Aufenthaltsstipendium auch hinaus – eine beidseitige Verbindung zwischen Stadt und Künstler, „im besten Fall langfristig“.
Das hat beim Stipendiaten von 2024, Benjamin Tiberius Adler, geklappt: Er wohnt nun dauerhaft in Duisburg. So trage er „langfristig zur Verjüngung der kulturellen Szene bei“. Ob Glaubitz sich das auch für sich vorstellen könnte? Er möchte es nicht ausschließen, aber: „Es ist noch zu früh, das zu sagen.“
Doch auch für die begrenzte Zeit von zwölf Monaten stellt die Stadt fest: „Das Aufenthaltsstipendium bereichert die Duisburger Kunstszene, bringt neue Impulse in die Stadt und fördert den kulturellen Austausch.“ Zu Ende des Aufenthaltsstipendiums werden die Duisburger Arbeiten des Zugezogenen im Künstler- und Atelierhaus präsentiert. Bis dahin gilt für Glaubitz: „Ich möchte die nächste Zeit viel mit meiner Kamera durch die Stadt laufen.“
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