Essen. „Walk this Way“ heißt die neue Ausstellung der fotografischen Sammlung im Museum Folkwang. Ein Must-See für Hip-Hop-Fans.
Als Widerstandsbewegung und Subkultur in den 1970er-Jahren entstanden, ist Hip-Hop heute allgegenwärtig: Das zeigt eindrucksvoll die Ausstellung „Walk this Way – Hip-Hop & Street Culture“, in der die Fotografische Sammlung des Museums Folkwang sechs neu angekaufte Arbeiten präsentiert.
Darunter finden sich auch zwei ikonische Bilder der niederländischen Fotografin Dana Lixenberg: Für die Titelseite des renommierten Hip-Hop-Magazins Vibe porträtierte sie 1993 Rapper Tupac Shakur und wenige Jahre später seinen Erzfeind Notorious B.I.G., „Biggie“. An der Fehde der beiden und ihrer Musik-Labels entzündete sich in den 1990er-Jahren ein blutiger Konflikt zwischen Rappern der Ost- und Westküste der USA, den die rivalisierenden Protagonisten nicht überlebten. Tupac wurde 1996 erschossen, Biggie ein Jahr später.
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Die Original-Fotografien, die nun im Folkwang hängen, sind zwar nur in einer Kleinstauflage von fünf Editionen weltweit erschienen. Gleichzeitig dürften sie wohl zu den meist kopierten Motiven der Streetart-Szene zählen, wie ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist: Tupacs Konterfei prangt bis heute als Graffiti an Häuserwänden auf der ganzen Welt, als Tattoo auf der Haut etlicher Fans, selbst als „Latte Art“ im Milchschaum eines Cappuccino. Und das dollarzentrierte Porträt Biggies ist auch fast 30 Jahre nach seinem Tod Grundlage für Katzenmemes oder Karikaturen des nicht weniger kapitalverliebten US-Präsidenten Donald Trump.
Fotografien von Hans Eijkelboom zeigen Einfluss auf Streetfashion
Hip-Hop spielt längst in alle Bereiche des Lebens, beeinflusste nicht nur die Musikwelt sondern auch Sport, Kunst und Mode maßgeblich. Gut eingefangen hat das Hans Eijkelboom, der gemeinsam mit dem Stylisten Imruh Asha in Amsterdam Streetfashion in Szene setzte. Die Fotografien zeigen Models und zufällig ausgewählte Passanten: Mal als Collegeboys in vermeintlich bravem Poloshirt, dann in knallig buntem Strick, oberkörperfrei oder lässig im Kapuzenpullover – allesamt Looks, die von Rapperinnen und Rappern geprägt wurden.
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Herzstück der Ausstellung aber ist die Zine-Serie „50 Years of Hip-Hop“ des New Yorker Kollektivs „BlassMass Publishing“, das Yusuf Hassan und Kwamé Sorrell 2019 gründeten. 2023 kaufte das Folkwang-Museum die limitierte Sammlung an, von der es weltweit ebenfalls nur fünf Exemplare gibt, darunter im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA). Zines sind für Thomas Seelig, Kurator und Leiter der Fotografischen Sammlung, „die Kommunikation der Vor-Social-Media-Zeit“. Flyer und Kopien zeigen 50 Hip-Hop-Ikonen und stellen ihre Lyrics in einen neuen Kontext: von LL Cool J, dem Wu-Tang-Clan und Missy Elliott bis hin zu Queen Latifah, Kanye West und natürlich Run DMC, deren Aerosmith-Cover „Walk this Way“ der Ausstellung ihren Namen gab.
Zeitgeschichte unterm Brennglas: Videokunst zeigt Straßenausschnitt aus dem Jahr 1994
Museum Folkwang: Wie Hip-Hop im Mainstream ankam
Mit diesem Hit von 1986 im Ohr lässt sich gut im letzten Teil der Ausstellung schwelgen. Auf einem kleinen Röhrenfernseher ist die erste Videoarbeit des Schweizer Künstlers Beat Streuli zu sehen. Im Jahr 1994 richtete er aus seinem New Yorker Appartement ein Teleobjektiv auf die Allen Street. Der bewusst klein gewählte Ausschnitt zeigt 42 Minuten Zeitgeschichte unterm Brennglas: Jugendliche in tief sitzenden Baggypants werfen gelangweilt einen Ball gegen die Wand. Mal klingt Hip-Hop von der Straße hoch, dann der Sound einer Drehorgel. Die Straße steht niemals still.
Ebenso dynamisch sind die Schwarz-Weiß-Fotografien des französischen Profi-Skateboarders Paul Grund, der vom Board aus einen Blick auf die Subkultur in L.A. wirft. Seine 81-teilige Serie „Blemishes“ ist zum ersten Mal in einem Museum zu sehen. So ist die Ausstellung selbst ein Beweis dafür, dass Hip-Hop und das damit verbundene Lebensgefühl längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.
Walk This Way – Hip-Hop & Street Culture, 24. Januar bis 27. April, dienstags bis sonntags von 10-18 Uhr, donnerstags und freitags von 10-20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Am Freitag, 11. April, läuft um 18 Uhr im Begleitprogramm der Ausstellung der Film „Style Wars“ aus dem Jahr 1983 über die Anfänge des Hip-Hop in New York.