Duisburg. Das Stromnetz soll im Duisburger Norden modernisiert werden. Die Pläne sind jetzt einsehbar. Warum in der Region bald Hubschrauber aufsteigen.

Das Stromnetz im Duisburger Norden soll modernisiert werden. Damit hat die Bundesnetzagentur das Dortmunder Unternehmen Amprion beauftragt. Vorgesehen ist eine neue Höchstspannungsleitung zwischen Walsum und Beeck.

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Für das Bauvorhaben hat Amprion jetzt ein Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung Düsseldorf beantragt. Die Antragsunterlagen sind ab sofort auf der Webseite der Behörde einsehbar.

Die geplante Höchstspannungsleitung soll das Stromnetz auf neun Kilometern zwischen einer neuen Umspannanlage Driesenbusch und der bestehenden Anlage in Beeck verstärken. Statt der bisherigen 220 Kilovolt (kV) Drehstrom wird die Leitung dann 380 Kilovolt transportieren.

Neue Höchstspannungsleitung im Duisburger Norden soll Industrie und Klima helfen

Diese Maßnahme sei dringend nötig, wie Amprion-Vertreter bereits bei einer Projektpräsentation im Jahr 2022 betonten. Dabei verwiesen sie auf angepasste Produktionsprozesse der Industrie sowie auf einen erhöhten Strombedarf. Zusätzlich würden klimaschädliche Emissionen stark reduziert. Dieser Ersatzneubau ist, so teilt die Bezirksregierung jetzt mit, in das Bundesbedarfsplangesetz aufgenommen.

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Der Großteil der Bauarbeiten soll auf den Werksgeländen von Steag und Thyssenkrupp stattfinden, wie Amprion bereits 2022 mitteilte. Aber für die neue Umspannanlage in Walsum steht eine acht Hektar große Freifläche zur Verfügung. Die bestehende Umspannanlage in Beeck bekommt eine neue gasisolierte 380-kV-Schaltanlage.

Das Bauvorhaben am Driesenbusch beeinflusst den Neubauplan eines anderen Infrastruktur-Großprojekts: Auf die vorgesehene Umspannanlage muss die künftige Wasserstoffleitung zwischen Dorsten und Hamborn (DoHa-Leitung) nach Thyssenkrupp Rücksicht nehmen.

Baumaßnahme beeinflusst geplante Wasserstoffleitung durch den Driesenbusch

Allerdings sind sich die Stadt Duisburg zusammen mit örtlichen Naturschützern derzeit deutlich uneins mit dem Gastransporteur Open Grid Europe (OGE), der die Wasserstoffleitung baut. Ein großer Streitpunkt ist, ob die Trasse quer durch den Driesenbusch verlaufen soll. Dabei würde viel Wald zerstört. Die Stadt wehrt sich gegen diesen Kahlschlag im Driesenbusch, den die OGE bereits bei der Bezirksregierung beantragt hat.

Die Duisburger Stadtverwaltung ist jedoch an einer einvernehmlichen Lösung interessiert und hat die OGE zum Gespräch eingeladen. Offenbar erfolgreich. Im Januar wird es „noch einmal einen Gesprächstermin mit der Stadt Duisburg“ geben. Das teilt eine Sprecherin von Open Grid Europe gegenüber unserer Redaktion mit.

Unterlagen sind jetzt ausschließlich im Internet einsehbar

Gegen die Pläne für den Stromnetzausbau ist Widerstand aus Duisburg bislang ausgeblieben, anders als beim Kahlschlag im Driesenbusch. Alle Interessierten an dem Großprojekt können die Unterlagen für die Höchstspannungsleitung von Amprion bis zum 17. Februar einsehen. Diese sind gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG, §43a) ausschließlich im Internet veröffentlicht.

Die Antragsunterlagen sind bei der Bezirksregierung abrufbar auf www.brd.nrw.de/Services/Offenlagen. Die Stadt Duisburg hat auf ihrer Homepage zusätzlich einen Link zu den in Düsseldorf hinterlegten Dateien veröffentlicht (www.duisburg.de; Suche: Bundesbedarfsplan-Vorhaben Nr. 92). Alle Interessierten können sich während der Frist im Internet über die von Amprion vorgelegten Pläne des Bauvorhabens informieren.

„Die Bezirksregierung Düsseldorf“, so ergänzt die Behörde ihren Hinweis aufs Energiewirtschaftsgesetz, „nimmt auch die Belange von Personen in den Blick, die keinen oder keinen ausreichenden Zugang zum Internet haben, um Einsicht in die auszulegenden Unterlagen nehmen zu können.“ Die Betroffenen können die Unterlagen auf elektronischen Speichermedien bekommen. Sie möchten sich an die Rufnummer 0211 475-5236 wenden oder eine Mail an Dashne.SardarSabr@brd.nrw.de schreiben.

Einwendungen und Anregungen werden bis zum 3. März 2025 von der Stadt Duisburg sowie der Bezirksregierung Düsseldorf als Planfeststellungsbehörde entgegengenommen.

Im Tiefflug mit Spezialkameras: Hubschrauber untersuchen das bestehende Stromnetz

Übrigens kontrolliert Amprion aktuell seine bestehenden Höchstspannungsleitungen von der Nordsee bis zu den Alpen. Dazu zählt natürlich auch das Netz in Duisburg. Für die Überprüfung der Freileitungen steigen Hubschrauber mit Infrarotkameras in die Luft.

In den nächsten zwei Monaten kontrollieren Fachleute die Freiluftleitungen mithilfe von tieffliegenden Hubschraubern und Spezialkameras  – auch in Duisburg. (Archivbild)
In den nächsten zwei Monaten kontrollieren Fachleute die Freiluftleitungen mithilfe von tieffliegenden Hubschraubern und Spezialkameras – auch in Duisburg. (Archivbild) © Christoph Wojtyczka / FUNKE Foto Service | Christoph Wojtyczka

Bei niedriger Flughöhe und einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 km/h fliegen die Helikopter sehr nah an die Masten und Leitungen heran. Infrarotspezialisten suchen mit hochauflösenden Kameras vor allem nach Seilschäden und thermischen Auffälligkeiten, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind.

„Gravierende Schäden werden sofort gemeldet und umgehend beseitigt“, erläutert eine Amprion-Sprecherin. Alle übrigen Mängel werden von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zunächst „erfasst, nach der Rückkehr ausgewertet und später durch Monteure behoben“.

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Die Schadenskontrollen „aus der Luft mittels Infrarot-Thermographie“, so die Sprecherin weiter, „werden bereits seit mehreren Jahren erfolgreich eingesetzt“. Sie ergänzen demnach „visuelle Kontrollen und Kontrollen vom Boden aus“, deren Hauptzweck es ist, Schäden am Mast zu finden, beispielsweise verbogene Maststreben oder defekte Fundamente.

Die Hubschrauber heben nach Unternehmensangaben ab Mitte Januar ab. Voraussichtlich bis Mitte März sind alle Leitungskilometer des Hochspannungsnetzes überprüft. Da diese Inspektionen wetterabhängig sind und sich immer wieder kurzfristig ändern können, möchte Amprion keine genaueren Flugtermine und -orte nennen.