Duisburg. Jahrelang gab es Streit um 30 geplante Seniorenwohnungen in Duisburg-Baerl. Jetzt ist der umstrittene Bau gescheitert. Wie es nun weitergeht.

Mit den geplanten Seniorenwohnungen auf dem Grundstück der Evangelischen Kirchengemeinde Duisburg-Baerl wird es definitiv nichts. Denn: Der Investor ist insolvent. Damit endet die lange Hängepartie seit 2019. „Es wird alles auf null gestellt. Wir müssen ganz von vorne anfangen“, sagt die Vorsitzende des Presbyteriums, Sibille Weyand.

Den Verlauf hatte sich die Kirchengemeinde auch anders vorgestellt. „Denn wir brauchen dringend Seniorenwohnungen, vor allem für die vielen Frauen, deren Männer gestorben sind, deren Kinder oft weit weg wohnen und die sich eine alternative Lösung für ihre jetzige Wohnsituation wünschen. Seniorengerecht, ohne Treppen steigen zu müssen und mitten im Dorfgeschehen.“ Aber dieses Ziel zu erreichen, an dem die Kirchengemeinde weiterhin festhält, ist jetzt in weite Ferne gerückt.

Seniorenwohnungen gescheitert: Beide Seiten haben verloren

Es war mit der Stadt vereinbart, dass der Bebauungsplan nicht mehr verlängert wird und es keine neue Baugenehmigung für die bisherige Planung gibt, wenn der Investor die Vorstellungen nicht ausführt. Das ist jetzt der Fall. Die gesamte Entwicklung hätte, sowohl für die Kirchengemeinde als auch für die Baerlerinnen und Baerler, nicht schlechter enden können.

Die Schulstraße in Duisburg-Baerl: Hier sollte eine Anlage mit 30 Seniorenwohnungen entstehen. Doch nun ist das Projekt vom Tisch.
Die Schulstraße in Duisburg-Baerl: Hier sollte eine Anlage mit 30 Seniorenwohnungen entstehen. Doch nun ist das Projekt vom Tisch. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Verloren haben beide Seiten. „Lange haben wir gehofft, dass es doch noch was wird mit dem Bau“, erklärt Sibille Weyand. Denn der Projektentwickler Durin aus Leipzig, mit dem die Gemeinde einen Erbpachtvertrag geschlossen hatte, habe anfangs durchaus einiges investiert.

So habe er zum Beispiel die anfallenden Kosten des Vertrags als auch das archäologische Gutachten bezahlt. Bevor in Baerl gebaut werden kann, ist es üblich, dass dort zunächst Archäologen tätig werden. Sie hoffen, auf kostbare Spuren aus der Römerzeit zu stoßen.

Baulasten im Grundbuch übersehen? Baerler haben Zweifel

Diese Grabungen und im Grundbuch eingetragene Baulasten, wie ein Wegerecht, seien übersehen worden, hatte der über viele Monate krank geschriebene Pfarrer Andreas Klumb dieser Zeitung schon im Oktober 2023 erklärt. Baerler Bürgerinnen und Bürger und vor allem ein Nachbar der Gemeinde, der aus der Baubranche kommt, zweifeln schon lange an dieser Version.

Das Firmengeflecht des Projektentwicklers Durin machte den Nachbarn schon früh stutzig. „Es sieht nicht so aus, dass die Firma Durin überhaupt noch Interesse daran hat, dort zu bauen“, erklärte er im Mai 2024. Und als Profi Baulasten im Grundbuch zu übersehen, sei völlig unbegreiflich.

Dann kamen unvorhersehbare Faktoren: Der Beginn des Ukrainekrieges, die drastisch steigenden Zinsen, die extremen Verteuerungen beim Bau, die schwierigen Beschaffungen des Materials. In der Folge setzte die Kirchengemeinde den Erbpachtzins aus, weil Durin die Summe nicht mehr aufbringen konnte.

Presbyteriums-Vorsitzende: „180.000 Euro fehlen uns“

Viel Geld ist der Kirche verloren gegangen. „Wir wollten ja Einnahmen generieren, wir brauchen das Geld. Darum wollten wir das Projekt unbedingt realisieren“, sagt die Presbyteriums-Vorsitzende. Jetzt ist der finanzielle Schaden für die Kirchengemeinde groß. „Bezahlt hat der Projektentwickler Durin 65.000 Euro, 180.000 Euro fehlen uns.“

„Uns sind Einnahmen verloren gegangen. Dabei brauchen wir nichts mehr als Seniorenwohnungen an dieser exponierten Stelle im Ort, damit die Älteren in ihrem Stadtteil bleiben können.“

Sibille Weyand
Presbyteriums-Vorsitzende der Kirchengemeinde Baerl

Jetzt muss also alles neu gedacht werden. Es werde versucht, das ganze Projekt rückabzuwickeln. Aber das sei auch nicht einfach. Es brauche alles unglaublich viel Zeit. Diese Lösung hatte Pfarrer Klumb schon 2023 ins Gespräch gebracht. Offensichtlich ohne Erfolg. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht“, sagt Sibille Weyand.

„Uns sind Einnahmen verloren gegangen. Dabei brauchen wir nichts mehr als Seniorenwohnungen an dieser exponierten Stelle im Ort, damit die Älteren in ihrem Stadtteil bleiben können. Denn hier gibt es Einkaufsmöglichkeiten, eine Apotheke, einen Frisör – alles, was man braucht.“

Zukunft des alten Gemeindezentrums ist ebenfalls unklar

Aber auf das Tempo habe zurzeit niemand in Duisburg mehr Einfluss. „Es liegt nicht mehr in unserer Hand.“ Die Stadt, die jetzt einen neuen veränderten Bebauungsplan verlange, sehe allerdings auch die Problematik der fehlenden Wohnungen und versuche, der Gemeinde entgegenzukommen. Man sei mit dem Planungsamt der Stadt im Gespräch.

Auch die Verwendung des über 60 Jahre alten Gemeindezentrums steht in den Sternen. Genutzt wird es schon lange nicht mehr. Lediglich die Feuerwehr trainiert dort. Ob das Gebäude abgerissen wird oder noch einmal anders Verwendung findet, weiß niemand. Jetzt hat erst einmal der Insolvenzverwalter das Sagen.

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