Duisburg. Auf einem Kirchenareal sollen Seniorenwohnungen entstehen. Doch es gibt Zweifel, dass der Bau bald beginnt. Die Kirche denkt an einen Plan B.

Vorerst ausgeträumt scheint der Traum von den versprochenen Seniorenwohnungen auf dem Grundstück der evangelischen Kirche in Duisburg-Baerl (Schulstraße 5). Zurzeit gibt es keinen Silberstreif am Horiziont. Denn: Es tut sich nichts auf dem großen Areal, obwohl die Bebauung schon seit Mitte 2023 endgültig möglich ist.

Lediglich der Schandfleck, das verwilderte Gelände auf der anderen Straßenseite gegenüber des Edeka-Marktes, wurde in Ordnung gebracht, der Parkplatz mit den tiefen Löchern geschottert.

Geplante Seniorenwohnungen: Anwohner verzweifeln am Kirchengelände

Viele Baerler haben die Hoffnung längst aufgegeben, dass sich in den nächsten Jahren für Seniorinnen und Senioren noch ein Hoffnungsschimmer an der exponierten Stelle mitten im Dorf auftut. „Da wird sich auch in der weiteren Zukunft nichts tun“, sagt ein Nachbar, den einige Fakten in der Entwicklung stutzig machen.

Das verwilderte Gelände in Duisburg-Baerl und der Parkplatz wurden in Ordnung gebracht. Auf den Bau der Seniorenwohnungen müssen Anwohner aber warten.
Das verwilderte Gelände in Duisburg-Baerl und der Parkplatz wurden in Ordnung gebracht. Auf den Bau der Seniorenwohnungen müssen Anwohner aber warten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

So werde der nicht mehr genutzte Gemeindesaal nur noch von der Feuerwehr zu Übungszwecken genutzt. „Es sieht nicht so aus, dass die Firma Durin, die von der Kirche das Grundstück gepachtet hat, überhaupt noch Interesse daran hat, dort zu bauen“, sagt der Nachbar, der selbst aus der Baubranche kommt.

Bei dem Firmengeflecht des Projektentwicklers Durin aus Leipzig sei es ohnehin schwierig durchzusteigen. Aber das Thema Schulstraße Nummer fünf sei drängend und man versuche, in den nächsten Monaten eine sinnvolle Lösung zu finden, hatte Pfarrer Andreas Klump im Oktober 2023 unserer Zeitung gesagt.

Erbpachtvertrag wurde vor über vier Jahren unterschrieben

Doch die Situation trübte sich offenbar weiter ein. Der Pfarrer, der mittlerweile seit Monaten krankgeschrieben ist, erklärt die schwierige Situation im vorletzten Gemeindebrief.

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Wann geht es denn los mit den geplanten Seniorenwohnungen, werde er oft gefragt, ist dort zu lesen. „Zurecht, denn inzwischen ist es bereits mehr als vier Jahre her, dass der Erbpachtvertrag zwischen der Gemeinde und dem Projektentwickler der Firma Durin aus Leipzig unterschrieben wurde“, erklärt Klumb.

„Aus unterschiedlichen Gründen, die nicht in der Schuld des Projektentwicklers oder der Gemeinde liegen… wurde der Beginn des Baus immer wieder hinausgezögert.“

Keine Schuld der Gemeinde? Anwohner widersprechen

Das sehen Anwohner und Baerler Bürger durchaus anders. Wie Andreas Klumb erklärt, hätten Fachleute im Grundbuch eingetragene Baulasten – wie Wegerechte – übersehen. Darüber kann der Nachbar nur den Kopf schütteln. „Wie gibt es denn sowas?“, fragt er.

Auch, dass die Kirche angeblich nicht damit rechnen konnte, dass Archäologen das Grundstück vor der Verpachtung untersuchen, sei nicht nachvollziehbar. Denn durch die Baerler Geschichte sei das Überprüfen des Bodens auf historische „Schätze“ kein ungewöhnlicher Vorgang.

Pfarrer Klump: „Situation bereitet uns Sorgen“

Man wisse nicht, wann der Bau losgehen könne, schreibt Klumb. Folgende Gründe werden aufgeführt: Die sehr schwierige Lage im Bereich der Altenpflege, die bundesweite Krise im Bereich des Neuwohnungsbaus, wodurch viele Bauprojekte gestoppt worden seien, die immens gestiegenen Zinsen und die sehr hohe Inflation seit Beginn des Ukrainekrieges. Dadurch sei das Bauen derzeit teuer wie nie.

Wann der Bau der Seniorenwohnungen beginnen kann, ist unklar. Die Kirche will trotzdem am Projekt festhalten.
Wann der Bau der Seniorenwohnungen beginnen kann, ist unklar. Die Kirche will trotzdem am Projekt festhalten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Natürlich bereitet uns diese Situation Sorgen. Es geht ja um viel Geld, das die Gemeinde durch den derzeit ausgesetzten Erbpachtzins einnehmen möchte. Gegenwärtig prüft das Presbyterium, welche Alternativen im Fall eines endgültigen Scheiterns des Projektes denkbar wären“, schreibt der Pfarrer.

Wenn es irgendwie möglich sei, wolle die Kirche an dem Seniorenwohnprojekt festhalten. Man sei überzeugt, dass es die beste Nutzung der Flächen für die Baerler Bürger sei. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der 2019 ausgehandelte Erbpachtzins in Zukunft kaum noch zu erzielen wäre und für die Gemeinde auch die finanziell beste Lösung sei.

Wann beginnt der Bau? Vieles noch ungeklärt

Volker Neumann, Geschäftsführer der Projektentwicklungsfirma, habe die Erwartung formuliert, „dass sich das Marktumfeld im nächsten Jahr beruhigen wird“. Gemeint war das Jahr 2024. Man hoffe, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in absehbarer Zeit so stabilisieren, dass mit dem Bau begonnen werden kann.

Pfarrer Klumb fügt dann ein großes Aber an: „Aber natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass für eine längere Zeit die Rahmenbedingungen das Bauprojekt unmöglich machen. Für diesen Fall werden wir einen alternativen Plan entwickeln – die Kirchengemeinde ist auf die Einnahmen aus der Verpachtung dringend angewiesen“, heißt es.

Ob es eine Rückabwicklung des Pachtvertrages gibt oder wie es weitergehen soll – darauf gibt es noch immer keine Antwort. Auf eine aktuelle Nachfrage bei dem zuständigen Liegenschaftsbereich der evangelischen Kirche hieß es, dass sich bisher nichts Neues ergeben habe.

>> Seniorenwohnprojekt in Baerl: Das ist geplant

  • Viele Jahre ist es jetzt her, dass die geplante Seniorenwohnanlage im Herzen von Baerl der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Eine dreifache Nutzung war vorgesehen.
  • Drei unterschiedliche Bereiche mit insgesamt 30 Apartments sollten entstehen, weil für alle Wohnformen Bedarf angemeldet wurde.
  • (1) Seniorenwohnungen, in denen sich bei Bedarf eine Person um das Wohnbefinden der Menschen kümmert. (2) Eine Senioren-Tagespflege, in der ältere Menschen tagsüber betreut werden. (3) Eine Pflegestation für pflegebedürftige Menschen.
  • Die Bevölkerung wünscht sich dringend, dass für Ältere ein passendes Zuhause im eigenen Stadtteil geschaffen wird. Davon aber scheint man mittlerweile weit entfernt zu sein.