Duisburg. „Wir werden hierbleiben, bis uns Strom und Gas abgedreht werden“ – dem Haus eines Duisburger Kindercafés droht der Abriss. Doch es gibt Hoffnung.

Wohnung gesucht! Dem Kindercafé des Vereins „Mehr Flüchtlingshilfe“ in Duisburg-Rheinhausen droht das Aus. Aber: Es soll im Stadtteil weiterleben und mit Leben erfüllt werden. Claudia Leiding vom Vorstand, seit fast zehn Jahren der Motor hinter dem Projekt, will auf keinen Fall aufgeben.

Sie kümmert sich – mit anderen zusammen – seit 2015 um Familien aus aller Welt, die in Rheinhausen ankommen. Jetzt wird es zeitlich eng für die Arbeit, die viele Ehrenamtliche leisten. „Denn die Gebag, die dem Verein seit fast zehn Jahren die Wohnung für das Kindercafé kostenlos zur Verfügung stellt, will die Häuser abreißen“, sagt Leiding.

Abriss droht: Flüchtlingscafé für Kinder gibt es seit 2015

Die Helferin betont: „Dass wir so lange bleiben durften, dafür sagen wir ganz herzlich Danke.“ Eigentlich sollten die Häuser schon vor zehn Jahren abgerissen werden. Aber dann setzte der Flüchtlingsstrom ein und überall wurde Wohnraum gebraucht.

Das Kindercafé an der Franz-Schubert-Straße 17 gibt es seit 2015. Dieses Bild zeigt Vorstandsmitglied Claudia Leiding (rechts) mit Schülerin Basma im Februar 2022.
Das Kindercafé an der Franz-Schubert-Straße 17 gibt es seit 2015. Dieses Bild zeigt Vorstandsmitglied Claudia Leiding (rechts) mit Schülerin Basma im Februar 2022. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

In dem Zusammenhang stellte die Wohnungsgesellschaft nicht nur für die Neuankömmlinge Wohnungen zur Verfügung, sondern auch für das Kindercafé. Dort, in der Franz-Schubert-Straße 17, finden seit fast zehn Jahren nach Bedarf viele Aktivitäten statt.

„Wir spielen mit den Kindern von meist afghanischen, syrischen und irakischen Familien. Es findet dort Unterricht auf deutsch und arabisch statt, wir machen Bastelnachmittage und Picknick im Garten“, erzählt die aktive Duisburgerin. Ziel sei es, die Kinder und Familien so schnell wie möglich zu integrieren. „Wir haben Bücher gekauft, die den Flüchtlingen zur Verfügung stehen, das Miteinander klappt ausgesprochen gut.“

Verein „Mehr Flüchtlingshilfe“ sucht neue Wohnung und Helfer

Für den Zweck des Vereins sei die Wohnung hervorragend. Sie habe schätzungsweise um die 60 Quadratmeter, einen Raum, der für Gruppenarbeiten genutzt wird, ein Spielzimmer, ein Büro und eine Küche. Und glücklicherweise einen Garten, der gerne für gemeinsame Feiern und Sommerfeste genutzt wird.

Claudia Leiding und ihr Verein „Mehr Flüchtlinge“ suchen nach neuen Räumen für das Kindercafé und nach Menschen, die Geflüchteten helfen wollen.
Claudia Leiding und ihr Verein „Mehr Flüchtlinge“ suchen nach neuen Räumen für das Kindercafé und nach Menschen, die Geflüchteten helfen wollen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Der Verein sucht auch immer wieder Menschen, die ehrenamtlich ein paar Stunden ihrer Zeit für die Flüchtlinge da sein möchten. Jede und jeder könne selbst bestimmen, wie der Einsatz aussehen soll. Es kann der Besuch beim Arzt sein, den man begleitet, ebenso wie der Gang zum Jobcenter oder zur Ausländerbehörde. Über Unterstützung freuen sich die Geflüchteten zum Beispiel auch beim Krankenhausbesuch.

„Wir brauchen auch immer Personen, die den Kindern deutsch beibringen. Mittlerweile haben wir sogar syrische Lehrerinnen, die die Kinder auf arabisch unterrichten, damit sie ihre Muttersprache gut beherrschen.“ Das ist bekanntlich Voraussetzung, um eine zweite Sprache lernen zu können.

Verein hat schon vielen Geflüchteten in Duisburg geholfen

Einige hundert Flüchtlinge werden es in den knapp zehn Jahren gewesen sein, die Unterstützung durch den Verein bekommen haben, schätzt die Ehrenamtlerin. Sehr vielen habe der Verein in den Jahren geholfen, auf eigenen Füßen zu stehen und in Deutschland ein neues Leben beginnen zu können.

Einige hätten inzwischen eine Arbeitsstelle gefunden und seien glücklich über die mitmenschliche Starthilfe. Alleine rund 30 Flüchtlinge hat Claudia Leiding selbst zurzeit unter ihren Fittichen, für die sie mit Rat und Tat zur Verfügung steht.

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Café droht Aus: Bauverein hat bereits Hilfe angeboten

„Wir werden hierbleiben, bis uns Strom und Gas abgedreht werden“, sagt Claudia Leiding. Sie ist froh über jedes Angebot, eine Bleibe in der Nähe zu bekommen, um die wichtige Arbeit fortführen zu können. 

„Wir werden hierbleiben, bis uns Strom und Gas abgedreht werden.“

Claudia Leiding
Vorstandsmitglied des Vereins „Mehr Flüchtlingshilfe“

Der Bauverein Rheinhausen sei dem Verein entgegengekommen, darüber hat sich Leiding sehr gefreut: „Die haben uns angeboten, in einem Raum in Rheinhausen die Arbeit mit den Kindern fortzuführen, wenn wir so schnell nichts finden. Dann müssen wir nur die Möbel zunächst einlagern. Das wäre eine gute Lösung für eine Übergangszeit.“

Wer dem Verein „Mehr Flüchtlingshilfe“ ein Raumangebot machen oder mitarbeiten möchte, kann sich telefonisch melden unter 0176 48 66 50 65.