Duisburg-Duissern. Beim ersten Fest für Duisburger Stadtbäume standen die „grünen Riesen“ im Vordergrund. Aber wieso braucht es überhaupt ein eigenes Baum-Fest?
Auf dem Marktplatz stehen rund ein Dutzend Stände, schon von weitem sieht man interessierte Besucher und verschiedene Aktionsangebote: Zum ersten Mal fand in Duissern ein eigenes Fest für die Duisburger Bäume statt. Oder, wie Organisatorin Kerstin Ciesla sie nennt, die „Alleskönner“.
Die Umweltschützerin vom BUND Duisburg ist Teil des Bündnisses „Klimaentscheid Duisburg“, das das Baumfest auf dem Duisserner Markt geplant hat. Der Tag soll die grünen Riesen in den Fokus rücken und vor allem die vielen Vorteile feiern, die Bäume bieten, so Kerstin Ciesla. „Bäume filtern Schadstoffe aus der Luft und speichern dann das CO₂. Sie spenden Schatten für Menschen und bieten einen Lebensraum für Tiere.“
Fest für Duisburger Stadtbäume: Bunte Aktionen für Groß und Klein
Und wie feiert man jetzt ein Fest für die „Alleskönner“? Scheinbar mit vielen bunten Aktionen für Groß und Klein. Zwischen Infoständen mit angeregten Diskussionen rasen die Kinder auf Fahrrädern durch einen Parcours. Es gibt Seifenblasen, Baum-Memorys und sogar eine Buchhandlung mit Büchern rund um den Wald. All das im Halbschatten der noch sommerlich-grünen Platanen.
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Simone Gießer (35) ist mit ihrer Familie zum Fest gekommen. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern ebenfalls in Duissern. Das Fest für Bäume hat sie überzeugt: „Die Kinder können hier mal wieder in der Stadt spielen und lernen dabei auch noch etwas.“ Sonst geht die Familie oft auf den Waldspielplatz, die Natur vermissen sie oft in der Stadt selbst.
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Zwischen Kinderlachen und Waffelduft vergisst man schnell den ernsten Hintergrund des Festes. Das sei so auch gedacht, erklärt Kerstin Ciesla: „Heute wollen wir mal nur feiern, zu kritisieren gibt es genug, das können wir ab morgen wieder.“
„Wir möchten eine Baumschutzsatzung, die wirkt“
Ihre Kollegin Gabriele Siegert vom Verkehrsclub Duisburg hat aber auch heute eine zentrale Forderung: „Wir möchten eine wirkliche Baumschutzsatzung, die wirkt; nicht nur eine Selbstverpflichtung.“ Diese neu beschlossene Maßnahme sei den Umweltgruppen schlicht zu wenig.
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Generell beklagt der Klimaentscheid Duisburg einen mangelnden Schutz von Bäumen in Duisburg. Tatsächlich hatte sich Oberbürgermeister Sören Link den unschönen Spitznamen „Säge-Sören“ zugezogen, nachdem im Februar letzten Jahres viele Bäume an der Wedauer Straße gefällt wurden. Insgesamt seien Baumfällungen in Duisburg keine Seltenheit, meinen die Umweltschützer. Deswegen sei es umso wichtiger, auf die bestehenden Bäume zu achten und sich durch Abholzungen nicht demotivieren zu lassen.
Baumführung durch Duisburger Straßen
Zum Ende hin wird es nochmal besonders interaktiv. Waldführer Thomas Springer ist heute mitten in der Stadt unterwegs – und trotzdem noch völlig in seinem Gebiet. Mit einer Gruppe zieht er zur Stadtbaumführung durch die Straßen Duisserns. Der erste Baum ist eine Platane: Ein typischer Stadtbaum, wie Thomas Springer weiß: „Die Platane ist für einen Stadtbaum perfekt angepasst. Die haben wenig Platz, wenig Wasser und arrangieren sich damit trotzdem gut.“ Weiter geht es durch die Duisserner Straßen, immer auf der Spur von Blättern, Wurzeln und der Natur mitten im städtischen Beton.
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Matthias Klinge (37) lernt durch die Führung viel Neues: „Ich bin ehrlich gesagt so ein Stadtmensch, ich wusste bis gerade nicht einmal die Namen der Bäume.“ Die Wichtigkeit von Stadtbäumen hat ihn aber nicht überrascht. Er selbst wohne in Hochfeld, in einer Straße ohne jeden Baum: „Das merkt man im Sommer richtig, dass es da nochmal mehrere Grad wärmer ist. Eigentlich kann man da kaum länger draußen bleiben.“
In seinen Augen ist das Problem noch nicht genug in der Allgemeinheit angekommen. Diese Einschätzung teilt auch Waldführer Thomas Springer. Er findet es schade, dass die Bäume in der Stadt kaum geachtet werden. Dabei seien die eigentlich besonders wichtig: „Das sind quasi die lebenden Klimaanlagen unserer Straßen.“
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Sebastian Holt von den Linken sieht das Problem woanders. Der 23-Jährige glaubt, dass den Duisburgern das Thema Umweltschutz sehr wichtig sei: „Die Luft wird schlechter, es wird wärmer. Das merken die Leute natürlich.“ Aber dieses Problem werde von Behörden oft ignoriert. Der Umweltschützer hat auch ein paar Tipps, wie man sich selbst ganz einfach engagieren kann: „Es hilft sehr, wenn man selbst Blumen pflanzt, vielleicht sogar selbst einen Baum pflanzt oder einfach nur versucht klimabewusster zu leben.“ Ohne ein generelles Umdenken sei das aber leider auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Baumschutz-Satzung 2015 von der GroKo in Duisburg abgeschafft
- Die Abschaffung der Baumschutz-Satzung gehörte auf Drängen der CDU 2015 zu den ersten Amtshandlungen der „großen Koalition“ im Rat mit der SPD. Das Argument: Die Satzung verursache lediglich bürokratischen Aufwand, bringe aber nichts für den Baumschutz, weil die weit überwiegende Zahl der privaten Fällungen ohnehin genehmigt werde.
- Seither gab es immer wieder Streit. Die Zahl der Fällung auf Privatflächen sei stark gestiegen, seit sie nicht mehr beantragt werden müssen und Ersatzpflanzungen nicht mehr verpflichtend sind, versicherten die einen. Sie konnten das mangels Erfassung der Zahlen aber ebenso wenig belegen wie jene, die das Gegenteil behaupteten.
- Zoff gab es immer wieder auch um Fällungen im öffentlichen Bestand. Prominentestes Beispiel: Die Platanen an der Wedauer Straße. Baumschützer beklagen den Verlust großer Stadtbäume, die Verwaltung verweist auf die Unvermeidbarkeit und ihre Bemühungen, an gleicher oder anderer Stelle für Ersatz zu sorgen.