Duisburg. Iryna Riaba pflegt in Duisburg schwerstkranke Kinder. Wie die Ukrainerin zu ihrem Beruf kam und wie der Staat die Kinderkrankenpflege erschwert.

Wilfried Milde ist ein geborener Optimist und definitiv jemand, der am Rande der Welt noch Apfelbäume pflanzen würde. Muss er auch sein, denn obwohl sich mit der Änderung der Ausbildung im Bereich der Kinderintensivpflege einige Punkte verbessert haben, hapert es dennoch an allen Ecken und Enden. Momentan machen die Behörden ihm und seiner mobilen Kinderpflege „AKiD“ aus Duisburg-Hamborn das Leben schwer, so Milde.

Langjährige Mitarbeiter müssen auf einmal Fortbildungen machen, obwohl sie schon seit Jahren in dem Bereich tätig sind, es wird die Anschaffung von Software zur digitalen Abrechnung gefordert und kurz vor Einführung wieder verworfen, Milde muss seine Firma neu gründen, weil die Kassen sonst nicht abrechnen können. Dennoch schmeißt der Duisburger nicht wie viele andere selbstständige Kollegen die Flinte ins Korn, sondern ist momentan tatsächlich mächtig stolz.

Iryna liebt ihren Job als Kinderkrankenpflegerin – trotz schwerer Schicksale

Stolz auf seine erste fertig ausgelernte Auszubildende. Dank der Gesetzesänderungen im Bereich der Pflegeausbildung zur Pflegefachperson konnte sein Betrieb zum ersten Mal ausbilden und hat nun mit Iryna Riaba eine vollwertige Fachkraft zur Verfügung. Und die macht ihren Job mit richtig viel Liebe.

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„Ich hab in der Ukraine Englisch und Literaturwissenschaft studiert und bin als Au-pair nach Deutschland gekommen, weil ich unbedingt etwas mit Kindern machen wollte“, erzählt die 26-Jährige. Da aber ihr Abitur in Deutschland nicht anerkannt wurde, konnte sie hier nicht weiterstudieren und hat sich kurzerhand bei Milde beworben, um den schwer kranken kleinen Patienten zur Seite zu stehen. „Ich hatte vorher noch nie etwas mit dem Gesundheitssektor zu tun, doch bei der Hospitation habe ich gemerkt, dass diese Arbeit genau das ist, was ich machen möchte“, erzählt sie strahlend und wundert sich selbst eigentlich immer noch ein wenig darüber, dass sie so gut mit den schweren Schicksalen, denen sie täglich begegnet, klarkommt.

Kinderkrankenpflege: Große Nachfrage, zu wenig Personal

Außerklinische Intensivpflege ist emotionale Schwerstarbeit. Die Kinder müssen künstlich beatmet werden und es kann jederzeit zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Dementsprechend muss rund um die Uhr eine Pflegekraft vor Ort sein, um eingreifen zu können. Natürlich leisten die Eltern den Löwenanteil, aber der Entlastungsfaktor durch Hilfe von außen ist enorm. Nur so können die Eltern auch mal etwas mit den Geschwisterkindern unternehmen oder alleine für sich durchatmen.

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Doch leider ist der Anteil an Fachpersonal viel zu gering für die große Nachfrage. Auch, wenn sich durch die Kooperationsmöglichkeiten bei der Ausbildung für die kleineren Betriebe vieles vereinfacht hat. Milde kooperiert beispielsweise mit dem Helios Klinikum und kann seine Auszubildenden für die Praxisphasen in der Erwachsenenpflege ins Krankenhaus schicken und bekommt im Gegenzug Lehrlinge, die ihm über die Schulter schauen. Das spart viel Bürokratie, aber dennoch müssen erst einmal Interessenten gefunden werden.

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„Ich habe sogar mit einer netten jungen Dame aus Marokko Gespräche geführt, aber da hat die marokkanische Regierung kurzerhand den Vertragsabschluss verhindert, da in dem Land die Pflegekräfte ebenfalls rar sind“, erzählt der Chef. Bei Iryna Riaba lief die Genehmigung für den Ausbildungsplatz reibungslos. Milde bildet mittlerweile pro Jahr einen Azubi aus, ist aber dankbar für jede weitere Unterstützung, denn der Bedarf in Duisburg und Umgebung ist enorm. Daran hat die reformierte Ausbildung nichts geändert. Wer Interesse hat, meldet sich bei Wilfried Milde, AKiD, unter 0203 560140.