Duisburg. Mehr Menschen brauchen Hilfe, doch professionelle und ehrenamtliche Angebote sind zu wenig bekannt. Wie der „Pflegecompass“ das ändern soll.

Pflege leisten vor allem Angehörige: Rund 80 Prozent aller Menschen mit Pflegebedarf werden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt, die damit den „größten Pflegedienst Deutschlands“ bilden. Unterstützung finden sie in Duisburg durch Ehrenamtliche, Projekte und Initiativen, die oft zu wenig bekannt sind. „Sie alle sind Alltagshelden“, begründet die Dezernentin für Bildung, Arbeit und Soziales, Astrid Neese, warum die Stadt am Mittwochabend erstmals dieses Engagement mit dem „Pflegecompass“ auszeichnete.

Preis soll die Sichtbarkeit und Vernetzung von Initiativen in Duisburg fördern

Die Stadt vergibt die mit insgesamt 14.500 Euro dotierten Auszeichnungen in den beiden Kategorien „Pflege-Projekte“ und „Pflegende Angehörige und ehrenamtlich Pflegende“ gemeinsam mit der Compass Pflegeberatung. Das Kölner Beratungsunternehmen ist bundesweit als Dienstleister für die Privaten Krankenversicherungen mit 800 Mitarbeitenden aktiv und organisiert die Preisverleihung in vielen Städten, nun erstmals in Duisburg.

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„Die meisten Fragen gibt es am Beginn der Pflegedürftigkeit, zu Pflegestufen, zum Übergang aus der Klinik zurück nach Hause, zur Organisation der Unterstützung“, berichten die Beraterinnen aus dem Duisburger Compass-Team. „Wir beraten auch Angehörige von privat Versicherten, telefonisch auch gesetzlich Versicherte“, betont Compass-Sprecherin Mareike Schiffels, „der Preis soll vor allem die Vernetzung unter den Initiativen fördern, ihre Arbeit bekannter machen.“

Bilder der Kinder und Familien, die der Bunte Kreis betreut, zeigt der Verein immer wieder in Ausstellungen in Duisburg. Beim „Pflegecompass“ bekam der von Gabriele Weber (Bild) geführte Bunte Kreis den zweiten Preis.
Bilder der Kinder und Familien, die der Bunte Kreis betreut, zeigt der Verein immer wieder in Ausstellungen in Duisburg. Beim „Pflegecompass“ bekam der von Gabriele Weber (Bild) geführte Bunte Kreis den zweiten Preis. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Erster Preis für das Natur- und tierpädagogische Zentrum Mattlerhof

Von den 15 für die Auszeichnung nominierten Pflege-Projekten wurden jene fünf, die bei einer Online-Abstimmung die meisten Unterstützer gesammelt hatten, einer Jury mit Pflege-Profis und Mitgliedern des Duisburger Seniorenbeirats vorgestellt, die gemeinsam über die Platzierungen entschieden haben.

Erster Preisträger des mit 5000 Euro dotierten Duisburger „Pflegecompass“ ist das Natur- und tierpädagogische Zentrum Mattlerhof. Die Einrichtung der Alsbachtal gGmbH bietet Familientage für die physische, emotionale und soziale Gesundheit von Pflegebedürftigen und Angehörigen. Der zweite Preis (3000 Euro) geht an den Bunten Kreis. Der Verein unterstützt Familien mit zu früh geborenen, chronisch kranken oder behinderten Kindern beim Übergang von der Klinik in den Alltag.

Über den dritten Rang (2000 Euro) darf sich Forum Demenz freuen. Die Fachberatung für Menschen mit Demenz, ihren Angehörigen, Freunde und Nachbarn bietet in zwei Beratungsstellen Informationen und Begleitung und vermittelt Entlastungsangebote. Platz vier (1000 Euro) geht an den Besuchs- und Begleitdienst mit Hund – die Initiative der Malteser im Bistum Essen will Einsamkeit reduzieren – die Hunde kommen mit Frauchen oder Herrchen in Alten- und Pflegeheime. Auf Rang fünf kommen die Lucas Pflegedienste. Ihre digitalen Schulungen zur außerklinischen Beatmung reduzieren die Notarzt-Einsätze.

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Für pflegende Angehörige und Ehrenamtler gehen Wünsche in Erfüllung

Acht Angehörige und Ehrenamtliche wurden für die zweite Kategorie nominiert. Menschen wie Gülperi Bayrak, die sich neben der Pflege ihrer Tochter als Pflegeguide im Jobcenter engagiert. Zeit, sich für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen starkzumachen, findet auch Fernard Feger, dessen Frau jung an Demenz erkrankte.

Jeder der Nominierten durfte einen Wunsch äußern, der mit bis zu 1000 Euro erfüllt werden kann. Über die drei Gewinner entschied das Los. Freuen dürfen sich Irene Fengler, die in Teilzeit arbeitet, um sich um eine enge Freundin kümmern zu können. Erfüllt wird der Wunsch von Ute Hock-Hagen, die neben der Pflege eines Angehörigen seit vielen Jahren eine Paar-Gedächtnisgruppe für Menschen mit Demenz leitet. Dieser Zielgruppe gilt auch der Einsatz von Manfred Sokolowski, der einen Lauftreff begleitet.