Duisburg. Die Sechs-Seen-Platte in Duisburg ist überschaubar. Der Wind dreht ständig. Klingt nicht nach idealen Segel-Bedingungen. Profis sehen das anders.

Auf dem See herrscht reges Treiben. Ausbilder Heinz Andrae vom Duisburger Yacht-Club (DUYC) steht mit dem Funkgerät am Steg und hält Kontakt zu seinen Schülern. Zahntechnikerin Kerstin Waskowski und der pensionierte Banker Max Schnell steuern eine von fünf Jollen, auf denen der DUYC angehende Segler ausbildet. Was die beiden Anfänger heute hinlegen, sieht gar nicht schlecht aus. Ständig geht es hin und her – immer schön in Sichtweite ihres Trainers Heinz.

Ausbilder Heinz Andrae hält Funk-Kontakt mit seinen Schützlingen.
Ausbilder Heinz Andrae hält Funk-Kontakt mit seinen Schützlingen. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

„Die Freiheit und der Wind faszinieren mich“, schwärmt Waskowsi. Die 58-Jährige trainiert für ihre erste Segelprüfung, den Sportbootführerschein Binnen. Wenn alles klappt, will sie später ein Boot kaufen und schauen, wohin es sie treibt. Ex-Banker Schnell ist Tennisspieler auf der Suche nach einer weiteren Sportart. Der 68-Jährige hat sich gegen Golf und für das Segeln entschieden. „Ich liebe die Natur, den Wind und die Teamarbeit an Bord.“

Warum sich die Duisburger Sechs-Seen-Platte perfekt ist, um Segeln zu lernen

Beide haben die Duisburger Sechs-Seen-Platte für ihre Ausbildung gewählt. Einen Baggersee, nicht übermäßig groß und mit Bäumen am Rand, die Wind schlucken. Kann man hier vernünftig segeln lernen? „Unbedingt“, bekräftigt DUYC-Ausbilder Andrae. „Wer die Insel im Wolfssee umrundet, hat alle Manöver gefahren. Dabei wechselt der Wind ständig. Das sind Fluch und Segen zugleich.“

Die Sechs-Seen-Platte hat schon einige Größen des Segelsportsports hervorgebracht. Hier machte der Duisburger Alexander Morgenstern im zarten Alter von vier seine ersten Gehversuche an der Pinne und nahm mit sechs an der ersten Regatta teil. Heute zählt der gelernte Schifffahrtskaufmann zu den besten Seglern Deutschlands. Der mehrfache Deutsche Meister auf dem Kielzugvogel ist Ranglistenerster dieser Bootsklasse, wurde bei einem Wettkampf in Hamburg sogar Meister der Meister und holte schon einige internationale Titel.

Der Wind dreht schnell und die Stärke ändert sich ständig auf der Sechs-Seen-Platte

Der Kielzugvogel ist das Boot, auf dem Schüler des DUYC ihre praktische Ausbildung absolvieren. „Wenn du in Duisburg gelernt hast, kannst du überall segeln“, sagt Morgenstern, seit 53 Jahren Mitglied im DUYC. „Der Wind dreht schnell und die Stärke ändert sich ständig. Darauf musst du reagieren und die Segel entsprechend trimmen, damit das Boot schnell fährt.“ Wer zu lahm agiert, trifft das Ufer – und muss sich mühsam wieder befreien. Das will niemand.

Auf dem Duisburger Baggersee lernen die Segel-Schüler alle Grundlagen.
Auf dem Duisburger Baggersee lernen die Segel-Schüler alle Grundlagen. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Der Kurs zum Sportbootführerschein Binnen (SBF Binnen) vermittelt die Grundlagen des Segelns im theoretischen Unterricht und in praktischer Ausbildung. „Ich finde es toll, von erfahrenen Seglern zu lernen“, schwärmt Ex-Banker Schnell aus Düsseldorf. Wer auf hoher See segeln will, kann beim Duisburger Yacht-Club Kurse zur Vorbereitung der Prüfungen zum Sportbootführerschein See (SBF See) und zum Sportküstenschifferschein (SKS) machen – alle drei sind amtliche Führerscheine, die der Deutsche Segler-Verband ausstellt.

Zuerst der Baggersee für die Grundlagen – dann das offene Meer

„Der Binnenschein ist nicht Voraussetzung, um die Führerscheine für Nord- und Ostsee oder das Mittelmeer zu machen“, sagt DUYC-Ausbildungsleiter Jörg Schäfer. „Aber wer ohne Vorkenntnisse mit dem Segeln anfängt, hat es nach einer Ausbildung auf dem Baggersee später auf offener See leichter“, berichtet Schäfer aus eigener Erfahrung.

Ein Team mit erfahrenen Seglern vermittelt ab November einmal die Woche im theoretischen Unterricht ihr Wissen. Dann geht es auf die Boote für die Praxis. Am Ende der Kurse steht die Prüfung beim Deutschen Segler-Verband. Am Sonntag, 29. September, informiert der DUYC über die Ausbildung. „Alle Interessenten sind herzlich eingeladen“, sagt Schäfer.

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Kursteilnehmer Waskowski und Schnell haben mittlerweile den ersten Segelschein in der Tasche, so wie alle anderen Schüler auch. Sie dürfen nun auf Binnenrevieren allein segeln, Boote chartern und bis Ende des Jahres die Schulungsboote des DUYC nutzen. Schäfer: „Denn nach der Prüfung geht es vor allem darum, Praxis zu sammeln. Segeln lernt man nur beim Segeln.“

Der Duisburger Yacht-Club (DUYC) lädt am 29. September zum Tag der Ausbildung ein.
Der Duisburger Yacht-Club (DUYC) lädt am 29. September zum Tag der Ausbildung ein. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

>> Tag der Ausbildung an der Sechs-Seen-Platte am 29. September

  • Der theoretische Unterricht zum Binnenschein findet von November bis März immer mittwochs ab 19.30 Uhr im DUYC statt. Im Anschluss geht’s zur praktischen Ausbildung auf die Jolle. Alles in allem kostet der Kurs für Nichtmitglieder ab 18 Jahren inklusive Material und Prüfungsgebühren rund 500 Euro.
  • Der Theorie-Unterricht zum SBF See beginnt ab November immer donnerstags um 19.30 Uhr. Beim SKS finden im Anschluss Törns zur Prüfungsvorbereitung auf der Ostsee und auf dem Ijsselmeer statt. Die Kosten variieren je nach Kurs.
  • Weitere Informationen beim Tag der Ausbildung am 29. September von 11 bis 15 Uhr beim DUYC, Strohweg 4, 47279 Duisburg und im Netz unter www.duyc.de.