Duisburg. Christian Böß lebt im Kneippkurort Bad Camberg. Ferien macht er aber lieber in Duisburg. Für ihn war es „Liebe auf den ersten Blick“. Warum?
Traumurlaub in Duisburg? Für Christian Böß ist das kein Widerspruch. Der 50-Jährige verbringt seit 2013 regelmäßig seinen Urlaub in Duisburg. Der „emotionale Kick“ ist für ihn hier sogar größer als in den Ferien auf Madeira oder Menorca. Duisburg war für ihn „Liebe auf den ersten Blick“. Warum er die Stadt so toll findet.
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Christian Böß hat es durchaus schön zu Hause. Er wohnt in Bad Camberg, einem anerkannten Kneippkurort mit rund 14.000 Einwohnern zwischen Limburg an der Lahn und Wiesbaden. Hier gibt’s viel Fachwerk und einen Baumwipfelpfad, den Touristen gerne besuchen. Doch Böß hat sich schon immer für das Ruhrgebiet interessiert. „Die Region ist maßlos unterschätzt.“
Zum ersten Eindruck gehörte 2013 auch Duisburg-Marxloh
Im April 2013 zog es ihn schließlich das erste Mal nach Duisburg. „Ich bin Horst Schimanski-Fan und wollte unbedingt einmal eine Schimmi-Tour durch Ruhrort mitmachen“, erinnert er sich. Allerdings buchte er keine Stippvisite, sondern blieb mit seiner Begleitung direkt fünf Tage in hier. Böß wohnte im Hotel Freihafen in Ruhrort, bummelte durch die City, besuchte den Landschaftspark, sah sich Kunst im Museum Küppersmühle an und buchte auch eine Stadtführung durch Marxloh.
Beruflich beschäftigt sich der Beamte, der bei der Stadt Wiesbaden arbeitet, nämlich mit dem Thema Integration. „Immer, wenn es um solche Themen geht, gibt es Stadtteile, die herausgehoben werden. Neben Neukölln und Kreuzberg ist das auch Marxloh. Ich wollte mir mal ansehen, wie es wirklich ist.“ Über das Stadtteilbüro hatte er erfahren, dass es Touren gibt. So viel sei verraten: Geschockt war er nicht. „Das ist kein verlorener Stadtteil. Solche Viertel kenn‘ ich auch aus Frankfurt und anderen Großstädten.“ Die Brautmodenmeile habe ihn beeindruckt. „Ich habe mich mit einer Kollegin aus Wiesbaden unterhalten, die die Meile auch kannte“, erzählt er.
„Ich bin hier immer mit offenen Armen empfangen worden. Die Leute machen es einem im persönlichen Kontakt leicht.““
Danach zog es ihn immer wieder her. Einmal hatte er einen Bekannten im Schlepptau und wollte mit ihm eine Hafenrundfahrt am Steiger Schwanentor unternehmen. Doch so weit kamen sie nicht. Böß begeistert sich nämlich auch für Musik und Platten. „Damals gab es einen sehr gut sortierten Saturn, bei dem wir dann aber doch nichts geshoppt haben. Stattdessen sind wir am Sonnenwall in Second-Hand-Platten-Läden gewesen. Unsere Hafenrundfahrt haben wir zwar nicht mehr geschafft, aber wir waren glücklich.“ Und auch „Onkel Stereo“, wo es Schönes und Unnützes für Duisburg-Fans zu kaufen gibt, hat er schätzen gelernt. Den Wahlspruch „Berlin kann jeder, Duisburg muss man wollen“, kann er nur unterschreiben – und hat ihn auch als Kissen auf seinem Sessel liegen.
Später hat sich Böß immer wieder Anlässe gesucht, um Duisburg zu besuchen. Ein Konzert von Tom Liwa im „Bora“ zum Beispiel, weitere Varianten der Schimmi-Tour oder auch den Mammutmarsch, der im Frühjahr am Landschaftspark startete. „Die Strecke war total schön. Die Ecke rund um den Rhein-Herne-Kanal kannte ich noch gar nicht.“ Selbst der Regen konnte ihm nicht die Laune verderben. „Klar, ist es im Landschaftspark schön, wenn die Sonne scheint. Aber bei Nieselwetter hat das Gelände etwas Dystopisches. Ich habe mich fast ein bisschen wie in Bladerunner gefühlt.“
Traumzeit-Festival steht bei Christia Böß noch auf dem Zettel
Dass er die Stadt so gut findet, hat auch etwas mit den Menschen zu tun. „Ich bin hier immer mit offenen Armen empfangen worden. Die Leute machen es einem im persönlichen Kontakt leicht.“ Nicht verstehen kann er hingegen, warum manche in den sozialen Netzwerken gegen Duisburg so pöbeln. „Bist du krank, oder was?“ habe einer geschrieben, als er von Duisburg schwärmte. Und auch bei seinem Bekannten und Freunden aus Süddeutschland legt er stets ein gutes Wort ein, wenn die mal wieder zweifeln, warum er sich wieder auf den Weg macht.
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Sein nächster Trip ist auf jeden Fall schon geplant. Im nächsten Jahr will er unbedingt einmal das Traumzeit-Festival besuchen. Und vielleicht radelt er im Sommer den Ruhrtalweg.