Duisburg. Der Hotelier Axel Hesselmann vermietet drei Hausboote am Duisburger Innenhafen. Was eine Nacht kostet und wie luxuriös der Aufenthalt ist.

Duisburg ist echt eine Reise wert. Doch auch wenn die Stadt mit dem Landschaftspark, Tiger & Turtle, dem Zoo und den Museen zahlreiche Sehenswürdigkeiten bietet, können sich viele Duisburger kaum vorstellen, dass Auswärtige hier gerne ein paar Urlaubstage verbringen. 540.000 Übernachtungen in Duisburg waren es im vergangenen Jahr, das geht aus einer Statistik des Hotel- und Gaststättenverbandes hervor – wobei zwischen Geschäftsleuten und Touristen nicht unterschieden wird. In diesem Jahr gehöre ich zu den Touris dazu.

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Bei der Recherche für den nächsten Urlaub habe ich aus Spaß bei der Plattform Airbnb auch nach Ferienwohnungen in Duisburg gesucht. Je nach Zeitraum und Radius werden einem rund 1000 Unterkünfte angezeigt. WG-Zimmer sind darunter, Monteurswohnungen, Appartements. Die „Pottpofe“ klingt ganz charmant, ist mir in Wehofen an der Grenze zu Oberhausen aber zu weit draußen. In Kaßlerfeld wird eine „bombensichere Ferienwohnung“ in einem ehemaligen Bunker annonciert. Doch ich bleibe bei einem Hausboot namens „Lore“ hängen.

Übernachtung mitten im Duisburger Innenhafen kostet ab 189 Euro – Prosecco inklusive

Gastgeber Axel Hesselmann hat den Status eines „Superhost“, hat also besonders viele positive Bewertungen. Die Gäste loben die Ausstattung der Boote, das Flair am Innenhafen sowie die Freundlichkeit des Anbieters. Ich buche die Unterkunft für eine Nacht – für Abenteuer vor der Haustür bin ich immer zu haben. 189 Euro kostet das Vergnügen für bis zu vier Personen. Die Lexa, eine Yacht, die ebenfalls im Angebot ist, schlägt mit 299 Euro für sechs Personen zu Buche. Kein ganz günstiger Spaß, aber sicher etwas Besonderes, das man sich nicht jeden Tag gönnt.

Freunden, den ich von dem „Kurz-Trip“ erzähle, finden die Idee „bekloppt, aber cool“: Die Marina liegt laut Google Maps nämlich gerade einmal 1,3 Kilometer von meiner Wohnung in Duissern entfernt. Mit dem Fahrrad, Zahnbürste und leichtem Gepäck geht‘s los.

Lore und Pity heißen die beiden Hausboote – benannt nach der Mutter des Besitzers. „Pity“ ist der Spitzname von Axel Hesselmanns Frau. Die ist auf die Idee gekommen, die Boote anzuschaffen.
Lore und Pity heißen die beiden Hausboote – benannt nach der Mutter des Besitzers. „Pity“ ist der Spitzname von Axel Hesselmanns Frau. Die ist auf die Idee gekommen, die Boote anzuschaffen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

133 Liegeplätze gibt’s an der Marina im Innenhafen. Einige wohnen dauerhaft hier, wie die Namen an der Tür zum abgesperrten Bereich hinter den Five Boats verraten. 2018 ist Axel Hesselmann auf die Idee gekommen, Boote zu vermieten. Er betreibt in Wanheimerort das Hotel „Am Sportpark“ und ist seit 49 Jahren im Business – Hesselmann ist 49 Jahre alt, also in den Betrieb hineingewachsen. „Wir brauchten eine Ausweichmöglichkeit, falls wir im Hotel überbucht waren. Im Hotel sind mehr Geschäftsreisende, hier ist mehr Urlaub“, erzählt er beim Check-in.

Urlaubsgefühl stellt sich beim Check-in sofort ein

Das glaube ich sofort. Denn obwohl ich regelmäßig durch den Innenhafen radele, stellt sich bei der Aussicht vom Wasser aus direkt das Gefühl von Ferien ein. Die Lore hat einen kleinen Aufenthaltsraum mit Couch. Vier Betten verteilen sich auf zwei Kabinen. Auf der Bettwäsche steht „Heimathafen.“ Es wirkt alles modern und heimelig.

Auch das Bad ist nicht mit dem eines Campers vergleichbar. Damit man nicht mit seinem Handtuch zum Wirtschaftsgebäude schlappen muss, ist ein 1000-Liter-Grauwassertank eingebaut. So ist es kein Problem, an Bord die Toilette zu benutzen oder zu duschen. Wenn das Wasser läuft, brummt eine Pumpe. Es gibt eine kleine Küche samt Geschirr und im Kühlschrank steht eine Flasche Prosecco aufs Haus. „Wer sich so ein Hausboot leistet, soll auch anstoßen“, findet Axel Hesselmann. Auf Deck liegen Sitzsäcke, dort kann man sich prima mit einem Buch oder Drink hineinfläzen.

Das Hausboot gleicht einem schwimmenden Appartement.
Das Hausboot gleicht einem schwimmenden Appartement. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Insgesamt wirkt die Lore wie ein Appartement auf dem Wasser. Nur, wenn man vom Steg einen großen Schritt auf das Hausboot macht, schaukelt es ein wenig. Auf der Yacht „Lexa“ soll man mehr Skipper-Feeling haben. „Die Boote sind alle als Charterfahrzeuge zugelassen und versichert. Aber aus versicherungstechnischen Gründen dürfen die Gäste nicht fahren“, erklärt der Besitzer. Wer mag, kann für die Lexa aber eine Crew buchen, die dann eine private Hafenrundfahrt unternimmt. Die Hausboote bleiben indes immer am Steg liegen.

Mir reicht es, die Füße ins Hafenbecken zu halten. Das Wasser ist klar und frisch. Schwimmen wäre in diesem Bereich sogar erlaubt. Etwa 3,50 Meter ist es momentan tief. Neben dem Boot liegt zudem ein Stand-up-Paddel-Bord, das Gäste benutzen dürfen. Nach Schwimmen und SUPpen steht mir nicht der Sinn. Mir reicht es, Entchen zu gucken und Kormorane zu beobachten. Wer mehr Interesse für Natur hat, findet auch ein Fernglas im Wohnzimmer.

Abends und morgens stellt sich die Frage, was es zu futtern gibt. An Bord sind die Gäste Selbstversorger. Theoretisch könnte man sich in die Küche stellen oder eine der zahlreichen Restaurant-Ketten am Innenhafen besuchen. Aber auch so mancher Lieferando-Fahrer soll die Adresse schon kennen. Also gibt’s 30 Minuten später gelieferte Pizza mit Aussicht.

Platz für vier bis sechs Gäste – Partys sind verboten

Selfie mit Blick auf den Innenhafen - auch für Fabienne Piepiora keine alltägliche Aussicht.
Selfie mit Blick auf den Innenhafen - auch für Fabienne Piepiora keine alltägliche Aussicht. © FFS | Fabienne Piepiora

Partys sind auf dem Boot übrigens verboten. Haustiere müssen ebenso zu Hause bleiben. „Behandle die Unterkunft mit Sorgfalt und Respekt“, heißt es in den Regeln bei Airbnb. „Ich achte auf die Auswahl der Gäste, nur so kann das hier mit den anderen Nachbarn funktionieren. Ich bin froh, dass Octeo als Marina-Betreiber mir die Vermietung ermöglicht“, sagt Hesselmann. Die Boote seien das ganze Jahr nutzbar, winterfest und eines schon für Weihnachten gebucht.

Es ist erstaunlich, wie weit der Alltag weg ist, hier am Wasser. Am Abend weht Salsa-Musik vom Garten der Erinnerung hinüber. Einige Paare üben ihre Schrittkombinationen. Beim Beobachten schweifen meine Gedanken in die Ferne. Sogar die Bauruine „The Curve“ stört den Blick nicht weiter.

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Ich sei übrigens nicht die Einzige mit kurzer Anreise, erzählt Axel Hesselmann. Neulich waren Oberhausener da, die vier Tage blieben. Sie seien beispielsweise in den Zoo gegangen und zum Landschaftspark geradelt. Wer sich erst inspirieren lassen möchte, was die Stadt zu bieten hat, wirft einen Blick in den Duisburg-Reiseführer oder fragt den Gastgeber aus, der ebenfalls viele Tipps hat. „Ich fahre auch immer wieder durch Duisburg und schaue mir an, was es Neues gibt. Es ist doch spannend, zu sehen, wie die Stadt sich wandelt.“ Da ist der Hotelier ganz Lokalpatriot und überzeugt: „Hier, an dieser Stelle, tun wir einiges dafür, dass die Leute ein anderes Bild von Duisburg bekommen.“

Eine vierte Anlegestelle für ein weiteres Boot hat er sich bereits in der Marina reserviert.

>>> So kann man buchen

Mit der Yacht „Lexa“ fing 2018 alles an.
Mit der Yacht „Lexa“ fing 2018 alles an. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Boote lassen sich nicht nur über Airbnb buchen, sondern sind auch etwa bei booking.com zu finden. Auf der Internetseite www.am-Sportpark.de stellt die Familie ihre Übernachtungsmöglichkeiten vor. Dazu gehören auch die 20 Zimmer sowie zwei Appartements und eine Suite im Hotel. „Die Boote haben uns durch die Corona-Pandemie geholfen, weil wir die weiter vermieten durften, als der Hotelbetrieb nicht möglich war.“

>>> Hinweis der Redaktion

Um das Hausboot unabhängig zu testen, wurde die Nacht undercover gebucht und selbst bezahlt. Erst beim Check-in hat die Autorin, die auch Reiseführer schreibt, mit offenen Karten gespielt, damit der Fotograf vom Besitzer die Genehmigung bekam, an Bord zu fotografieren.