Duisburg. Durch die Klinikreform werden die Leistungen, die neun Duisburger Kliniken erbringen, neu geordnet. Das ändert sich ab 2025 für die Patienten.

Die Klinikreform wird konkret: Den künftig acht Duisburger Kliniken liegen nun die Benachrichtigungen über die medizinischen Leistungen aus insgesamt 64 Gruppen vor, für die Leistungen ab dem kommenden Jahr noch vergütet werden. Die finale Entscheidung des NRW-Gesundheitsministeriums fällt erst gegen Jahresende. Bis zum 11. August läuft noch ein Anhörungsverfahren, in dem Kliniken, Krankenkassen und Kommunen noch Einsprüche geltend machen können.

Sonderstatus für Herzzentrum Duisburg und BG Klinikum

Auch aufgrund der Trägerstruktur ist das Bild, das sich für Duisburg abzeichnet, noch ein wenig diffus: Zwischen den vier Häusern des Helios-Konzerns (St. Johannes Hamborn, Marienklinik Hochfeld, St. Anna Huckingen und Klinik Homberg) sind interne Verschiebungen der genehmigten Kontingente zulässig.

Das Herzzentrum Meiderich wird mit dem anstehenden Umzug in den Neubau nicht mehr als eigener Standort, sondern als Bestandteil des Ev. Krankenhauses Nord in Röttgersbach betrachtet. Auch hier werden zuvor getrennt betrachtete Kapazitäten zusammengeführt. Als „Herzzentrum mit besonderen Aufgaben“ ist seine Expertise aber im Verfahren von überregionaler Bedeutung, etwa für Herzchirurgie und Herzklappen-Interventionen.

Als spezialisiertes Haus der Berufsgenossenschaft ist auch das BG Klinikum nicht Bestandteil der Grundversorgung und erhält deshalb beispielsweise keinen Auftrag für die Innere Medizin. Das, so das Ministerium, sei „nur bei einer Gefährdung der wohnortnahen Versorgung denkbar“. Sprich: Wenn nicht nur Verunfallte, sondern auch die allgemeine Bevölkerung mitversorgt werden muss.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Grundversorgung: Allg. Innere, Allg. Chirurgie, Intensivmedizin und Geriatrie

Die Bescheide für das weitgehend geräuschlos verlaufene Verfahren begann bereits im Mai. Mit Ausnahme des Herzzentrums und des BG Klinikums haben alle Häuser die Bescheide für die ersten drei Leistungsbereiche erhalten. Geriatrische Klinikstandorte bleiben die Sana-Kliniken, die Helios-Häuser Marien (Hochfeld) und Homberg und das Johanniter-Krankenhaus (Rheinhausen), letzteres mit halbiertem Kontingent.

Endoprothetik Hüfte und Knie

Der Gelenk-Ersatz ist der Bereich, in dem das Ministerium die gewollte Zentrenbildung besonders konsequent umsetzt. Es gelte, durch hohe Fallzahlen „die erforderliche Erfahrung und Routine zu gewährleisten“, bei den geplanten Operationen sei es „möglich und zielführend, die Patienten an die berücksichtigten Standorte zu verweisen.

Für Duisburg bedeutet das: Hüftprothesen implantieren künftig nur noch das Bethesda und Helios St. Anna. Die Anträge von Sana, BG Klinikum, Johannitern und den Helios Kliniken St. Johannes und Homberg finden keine Berücksichtigung.

So verfährt das Ministerium auch bei den Knieprothesen: Neben dem Bethesda ist das St. Anna künftig der einzige Standort in Duisburg, auf die Huckinger Klinik soll eine Konzentration des Versorgungsauftrages innerhalb der Helios Standorte in Duisburg erfolgen.

Komplexe Gastroenterologie (Magen-Darm-Trakt)

Am bisherigen Angebot wird sich nichts ändern. Mit Ausnahme der Helios Marienklinik (Hochfeld) haben alle Duisburger Häuser eine gastroenterologische Abteilung.

Komplexe Pneumologie (Lungenheilkunde)

Die beiden Lungen-Fachkliniken in Duisburg bleiben erhalten am Helios St. Johannes und am Bethesda, sie hatten als einzige Häuser einen Antrag gestellt.

Überregionale Bedeutung hat das Herzzentrum Duisburg. Über diesen Status freuen sich die Chefärzte Prof. Dr. Jochen Börgermann (Chirurgie) und Prof. Dr. Wolfgang Schöls (Kardiologie). Im Herbst steht der Umzug von Meiderich in den Neubau am Fahrner Krankenhaus an.
Überregionale Bedeutung hat das Herzzentrum Duisburg. Über diesen Status freuen sich die Chefärzte Prof. Dr. Jochen Börgermann (Chirurgie) und Prof. Dr. Wolfgang Schöls (Kardiologie). Im Herbst steht der Umzug von Meiderich in den Neubau am Fahrner Krankenhaus an. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

EPU/Ablation (Elektrophysiologie)

Bei der Behandlung von Herzrhythmus-Störungen mittels Katheter-Eingriff gibt es Einschnitte: Die Anträge von Sana, Helios St. Johannes und Johannitern hatten keinen Erfolg. „Sie erfüllen die Mindestkriterien nicht“, so das Ministerium. Die Untersuchungen werden künftig nur noch das Helios St. Anna (Huckingen) und das Herzzentrum Duisburg (HZD) durchführen.

Interventionelle Kardiologie (Herzkatheter)

Im Versorgungsbereich 3, zu dem neben Duisburg auch die Kreise Wesel und Kleve gehören, liegt die Zahl der Anträge über dem Bedarf. Keine Genehmigung gibt es für die Helios Marienklinik, ohne Abstriche beim beantragten Kontingent bleiben nur die Johanniter (Rheinhausen, 1200) und das Helios St. Anna (1300). Die meisten Untersuchungen wird es am Herzzentrum (2760) geben, weitere Katheter-Labore betreiben das Helios St. Johannes (Hamborn). Bei den Sana Kliniken könnte sich angesichts von 350 genehmigten Untersuchungen die Frage der Wirtschaftlichkeit stellen.

Kardiale Devices (Herzschrittmacher, Defibrillatoren)

Die Versorgung sei „nicht durch Notfälle geprägt und muss nicht flächendeckend sein“, begründet das Ministerium eine Konzentration. Für Duisburg heißt das: Schrittmacher & Co. werden künftig nur noch im Herzzentrum und im Johanniter-Krankenhaus implantiert, Anträge von Sana und Helios (St. Johannes, St. Anna) haben keinen Erfolg.

Auch interessant

Gefäß-Erkrankungen

Die Zahl der Häuser, die an Blutgefäßen operieren oder Katheter-Interventionen vornehmen, sinkt. Eingriffe an der Halsschlagader werden künftig noch die Sana Kliniken, das Ev. Krankenhaus Nord und Helios St. Anna vornehmen. Die Anträge der Helios Kliniken St. Johannes und Marien wurden ebenso wenig berücksichtigt wie der des Johanniter-Krankenhauses.

In Rheinhausen werden aber weiterhin komplexe periphere arterielle Gefäße behandelt. Diese Eingriffe sind etwa notwendig für die Zugänge (Shunts) bei Dialysepatienten. Erhalten bleiben soll die Gefäß-Eingriffe auch an den Helios St. Anna, den Sana-Kliniken und dem Ev. Krankenhaus Nord – dort sind sie für die neurologischen Kliniken von großer Bedeutung.

Reduziert wird auch die Zahl der Standorte, die ein Bauchaorten-Aneurysma operieren: Helios St. Anna und das Ev. Krankenhaus Nord sind die Duisburger Standorte, Sana, Marienklinik und Johanniter gingen leer aus.

Der Da-Vinci-Roboter hält Einzug in immer mehr Kliniken. Spezialist für Operationen der Bauchspeicheldrüse mit dem Gerät ist Dr. Norbert Hennes, Chefarzt Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie in der Helios St. Johannes-Klinik.
Der Da-Vinci-Roboter hält Einzug in immer mehr Kliniken. Spezialist für Operationen der Bauchspeicheldrüse mit dem Gerät ist Dr. Norbert Hennes, Chefarzt Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie in der Helios St. Johannes-Klinik. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Wirbelsäuleneingriffe

In dieser Leistungsgruppe reduziert sich die Zahl der Standorte um das BG Klinkum und das Bethesda. Zu verschmerzen für beide Häuser, denn das BG kooperiert hier mit der Uniklinik Essen, das Bethesda überweist an das Fahrner Krankenhaus, das ebenfalls dem Ev. Klinikverbund Niederrhein (EVKLN) angehört. Als Häuser mit hohen Fallzahlen gibt‘s auch für Sana (675 Fälle) und die Johanniter (875) eine Genehmigung.

Allgemeine Frauenheilkunde, Geburts- und Kinderkliniken, Perinatalzentren

Weitgehend unverändert bleibt das Szenario in der Frauenheilkunde: Sana Kliniken, Bethesda, Helios St. Johannes und St. Anna sind auch künftig die großen Versorger, der prognostizierte Bedarf wurde anteilsmäßig verteilt.

Zur Welt kommen Duisburger künftig weiterhin im St. Anna (Prognose: 482 Geburten), im St. Johannes (970) und in den Sana Kliniken (1750), die auch Perinatalzentrum bleiben. Bei den Früh- und Mehrlingsgeburten habe „das Bethesda zur Nicht-Zuweisung Konsens erklärt“, so das Ministerium. Mit Blick auf „den leistungsstarken Sana Kliniken Duisburg wurde ein weiterer Versorger für die Stadt Duisburg nicht für erforderlich erachtet“.

Kinderkliniken werden auch künftig die Sana Kliniken und das Helios St. Johannes betreiben, beide bleiben Zentren für Kinder- und Jugendchirurgie. die Kinder-Herzklinik zieht mit dem HZD aus Meiderich in den Neubau am Fahrner Krankenhaus.

Mit seinem onkologischen Zentrum punktet das Bethesda im Wettbewerb: Im Bild v.l. Ralf Hartwig (Hämatologie / Onkologie), Prof. Dr. Abdurrahman Sagir (Gastroenterologie), Prof. Dr. Simon Schimmack (Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Dr. Harald Krentel (Frauenklinik).
Mit seinem onkologischen Zentrum punktet das Bethesda im Wettbewerb: Im Bild v.l. Ralf Hartwig (Hämatologie / Onkologie), Prof. Dr. Abdurrahman Sagir (Gastroenterologie), Prof. Dr. Simon Schimmack (Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Dr. Harald Krentel (Frauenklinik). © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Senologie/Brustkrebs

Mit Blick auf das oftmals junge Erkrankungsalter (eine von sechs betroffenen Frauen erkrankt vor dem 50. Lebensjahr), soll die Behandlung künftig ausschließlich an zertifizierten Brustzentren erfolgen, die mindestens 100 Patientinnen pro Jahr behandeln. In Duisburg geschieht das künftig am onkologischen Zentrum des Bethesda und im Helios St. Anna, das St. Helios Johannes hat keine eigene Genehmigung bekommen.

Hals-, Nasen- und Ohren-Klinik

Ein Engpass könnte in der HNO-Versorgung drohen. Es gebe eine „Antragslage unterhalb des prognostizierten Bedarfes“, stellt das Ministerium fest.  Sowohl das Ev. Krankenhaus Nord als auch das Bethesda erfüllten die Mindestkriterien nicht und hätten deshalb Konsens zur Nicht-Zuweisung erklärt. Ein großes Fragezeichen steht damit hinter der Belegabteilung des Bethesda, wo eine niedergelassene HNO-Ärztin operiert. Als einzige Duisburger Klinik mit HNO-Schwerpunkt habe sich das St. Anna bereit erklärt, statt der beantragten 4200 Fälle bis zu 4837 Patienten zu versorgen.

Allgemeine Neurologie/Stroke Unit

In der Neurologie konzentriert sich die Versorgung auf die beiden großen Duisburger Zentren an den Sana-Kliniken (2110 Fälle) und das Ev. Krankenhaus Nord (1800 Fälle). Der Antrag des Helios St. Johannes (226 Fälle) blieb ebenso erfolglos wie ein weiterer für die Behandlung von Schlaganfall-Patienten in einer sogenannten „Stroke Unit“. Auch der Betrieb dieser Einrichtung bleibt in Duisburg den beiden großen Zentren vorbehalten.

WEITERE SPEZIAL-ABTEILUNGEN AN DUISBURGER KLINIKEN

  • Einen Versorgungsauftrag für komplexe Endokrinologie und Diabetologie bekommen die Helios Kliniken St. Johannes und Marien sowie das Bethesda.
  • Mit komplexer Nephrologie (Erkrankungen der Niere) beschäftigten sich weiterhin die Spezialisten am an der Hochfelder Marienklinik. Ihre Helios-Kollegen am St. Johannes sind Fachleute für Leber-Eingriffe.
  • Fachklinik für Rheumatologie bleibt das St. Johannes in Hamborn, als einziges Duisburger Haus führt es Stammzell-Transplantationen durch zur Behandlung von Leukämie und Lymphomen, die außerdem auch im Bethesda und in den Sana Kliniken sowie im Johanniter-Krankenhaus therapiert werden.
  • Für die Thorax-Chirurie (Schwerpunkt: Lungenkrebs) haben Helios St. Johannes, Ev. Krankenhaus Nord und Sana eine Genehmigung bekommen. Die Wedau-Kliniken sind ebnso versiert bei Eingriffen an der Speiseröhre und am tiefen Rektum.
  • Am Helios St. Johannes, am Bethesda und am Johanniter Krankenhaus wird Adipositas-Patienten geholfen. Die Abteilung für Bariatrische Chirurgie ist auf übergewichtige Menschen spezialisiert.
  • Ihrem guten Ruf für Pankreas-Eingriffe können die Chirurgen des Helios St. Johannes weiterhin gerecht werden, auf diese Patienten ist auch das Onko-Zentrum des Bethesda spezialisiert.
  • Die einzige Augenklinik in Duisburg befindet sich weiterhin am Fahrner Krankenhaus in Röttgersbach. Ein Alleinstellungsmerkmal bei der Behandlung von Haut- und Geschlechtskrankheiten hat das Helios St. Johannes.