Duisburg. Das Meidericher Haus ist nun „Herzzentrum mit besonderen Aufgaben“. Warum die Wahl auf die Duisburger Klinik fiel und was es bedeutet.

Das Herzzentrum Duisburg (HZD) ist jetzt „Herzzentrum mit besonderen Aufgaben“. Außer der Meidericher Klinik dürfen sich in NRW nur die Uniklinik Düsseldorf und das Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen mit diesem Prädikat schmücken. Es würdigt die herausragende kardiologische und herzchirurgische Kompetenz. Für das HZD entschied im Auswahlverfahren auch die besondere Expertise der Kinderherzklinik – ihre Chirurgie gibt es in keinem anderen Haus im Ruhrgebiet und in Düsseldorf.

Duisburger Klinik ist Zentrum mit überregionaler Bedeutung

Auf den Weg gebracht hatte der „Gemeinsame Bundesausschuss“ (GBA), das höchste Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, den Wettbewerb vor fünf Jahren. Er soll die gesundheitspolitisch gewollte Zentrenbildung voranbringen. Das mache Sinn, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schöls, Chefarzt für Kardiologie am HDZ: „Um gut zu sein und gut zu bleiben, müssen sie Eingriffe und Operationen besonders oft machen.“ Auch wirtschaftlich sei eine kardiologische 24/7-Notfallversorgung nur für große Zentren darstellbar.

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„Die Uni-Kliniken sind in einem solchen Wettbewerb qua Amt im Vorteil, deshalb sind wir besonders stolz“, sagt Prof. Dr. Jochen Börgermann, Chefarzt der Klinik für Herz- und Kinderherzchirurgie. Schon um die Auswahlkriterien wurde lange gerungen, berichten die Chefärzte. Der GBA war deshalb von seiner ursprünglichen Absicht abgerückt, das Prädikat nur an eine einzige Klinik pro Bundesland zu vergeben und der Argumentation der Duisburger gefolgt, der Kinderherz-Expertise zusätzliches Gewicht zu geben. „Darüber verfügt außer uns kaum jemand“, verweist Börgermann auf über 200 kleine Patienten, die an der Gerrickstraße pro Jahr operiert werden.

Die Tage des Herzzentrums im ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Krankenhaus (KWK) in Meiderich sind gezählt. Im Herbst soll der Umzug erfolgen in den Neubau am Fahrner Krankenhaus in Röttgersbach.
Die Tage des Herzzentrums im ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Krankenhaus (KWK) in Meiderich sind gezählt. Im Herbst soll der Umzug erfolgen in den Neubau am Fahrner Krankenhaus in Röttgersbach. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

HZD betreut über 100 Patienten mit Spenderherz

Das herzmedizinische Leistungsspektrum des HZD ist in einem Satz erklärt: alles außer Transplantationen. Organverpflanzungen werden in NRW nur in Bad Oeynhausen und Düsseldorf vorgenommen. Das Duisburger Zentrum, es ist akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Düsseldorf, betreut aber in seiner Transplantationsambulanz über 100 Patienten mit Spenderherz, teilweise über Jahrzehnte.

Was bringt der neue Titel? „Anerkennung und sicher auch einen gewissen Werbeeffekt“, hofft Jochen Börgermann. Auch in der Vergütung der Leistungen werde sich der Status positiv auswirken – das ist wichtig für die Wirtschaftlichkeit des Hauses, das etwa Kunstherz-Patienten oft über Monate stationär behandelt. „Das ist wichtig, weil Verluste nicht wie bei den Unikliniken vom Land ausgeglichen werden“, erläutert Wolfgang Schöls.

Modernste Technik: Die roboter-assistierte Herzchirurgie mit dem DaVinci-Operationsroboter praktiziert das herzchirurgische Expertenteam um Chefarzt Prof. Dr. med. Börgermann am Herzzentrum Duisburg.
Modernste Technik: Die roboter-assistierte Herzchirurgie mit dem DaVinci-Operationsroboter praktiziert das herzchirurgische Expertenteam um Chefarzt Prof. Dr. med. Börgermann am Herzzentrum Duisburg. © WAZ

Umzug in den Neubau am Fahrner Krankenhaus im Herbst

Die Tage der Klinik in Meiderich sind gezählt, im Herbst steht der Umzug in den 160-Betten-Neubau am Fahrner Krankenhaus an. Vier Herzkatheter-Labore wird es dort geben für rund 4000 Eingriffe jährlich, auch 300 künstliche Aortenklappen setzen die Kardiologen pro Jahr per Katheter ein. Infarkt-Patienten versorgt die „Chest-Pain-Unit“ an 365 Tagen pro Jahr rund um die Uhr.

HZD: DAS SIND DIE BESONDEREN EXPERTISEN DER KLINIK

  • Neben der Kinderherzklinik bietet das Herzzentrum Duisburg besondere Expertise auch in weiteren Bereichen an. Erwachsene mit angeborenen Herfehlern werden im EMAH-Zentrum versorgt.
  • Überregionale Bedeutung hat auch die Heart Failiure Unit (HFU), dort werden Patienten mit chronischer Herzschwäche behandelt und bei Bedarf so lange mit einem Kunstherzen versorgt, bis ein Spenderorgan zur Verfügung steht.
  • Besonders schonend für den Patienten ist der Austausch von Aortenklappen im TAVI-Zentrum. Bei dem minimalinvasiven Eingriff wird die künstliche Herzklappe per Katheter durch die Spitze des schlagenden Herzens an ihre Position gebracht.
  • Weitere spezialisierte Zentren gibt es im HZD für Mitralklappen, Vorhof-Flimmern und Reanimation (Cardiac Arrest Center).
  • In Fallkonferenzen, per Telemedizin und in Aus- und Fortbildung stellt das HZD seine Kompetenz auch anderen Häusern, Studierenden, Patienten und Selbsthilfegruppen zur Verfügung.