Düsseldorf. In Düsseldorf wurden erstmals Pferde zum Mähen einer einzigartigen Wiesenfläche eingesetzt. Was den Einsatz der Pferde so besonders macht.

Sicher stampfen Fusain und Jethrow über den feuchten Boden. Hier einmal schütteln, da kurz herüberschauen und weiter konzentriert nach vorne laufen – dann ist die erste Reihe schon geschafft. Seit den frühen Morgenstunden sind die beiden unterwegs, hinter sie ist ein großes Mähwerk gespannt. Die beiden französischen Kaltblut-Pferde sind nämlich in einem ganz besonderen Einsatz: Erstmals in Düsseldorf werden die Tiere eingesetzt, um die Feuchtwiese im Eller Forst zu mähen.

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Was sich im ersten Moment nach einer durchaus alten Methode anhört, ist in der Landeshauptstadt eine eher revolutionäre Vorgehensweise. „Die Pferdemahd ersetzt die bisher meist händische Pflege der Wiese im Naturschutzgebiet“, erklärt Marius Erley, Abteilungsleiter Forst im Garten-, Friedhofs- und Forstamt bei einem Vor-Ort-Termin an diesem Mittwoch (31. Juli). Dort, wo die beiden kräftigen Wallache nun mit Mähwerk laufen, mussten Zivildienstleistende der Stadt vor vielen Jahren noch mit einer Handsense arbeiten – auf einer Gesamtfläche von etwa drei Hektar.

Elmar Stertenbrink (Fuhrhalterei Stertenbrink in Erkrath) führt die Pferdemahd in Düsseldorf durch.
Elmar Stertenbrink (Fuhrhalterei Stertenbrink in Erkrath) führt die Pferdemahd in Düsseldorf durch. © NRZ | Anna Schlichting

Um die Flora und Fauna der Wiese an der Rothenbergstraße im Eller Forst zu schützen, käme ein Traktor mit Mähwerk nicht in Frage, wie Erley auf Rückfrage erklärt. „Die Pferdemahd ist besonders gut geeignet, weil sie eben so bodenschonend ist und eine hervorragende ökologische Bilanz aufweist. Diese Art der Mahd schont die Insekten- und Amphibienbestände, die auf der Feuchtwiese leben“, so der Amtsleiter weiter.

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„Mit der Vorgehensweise haben wir nur eine punktuelle Bodenbelastung durch die Pferdehufen“, führt er weiter aus. Und das sei besonders wichtig, um die Fläche im ältesten Naturschutzgebiet Düsseldorfs zu schonen. Denn: Die Wiese an der Rothenbergstraße ist die einzige größere zusammenhängende offene Feuchtwiesenfläche in der Landeshauptstadt, wie Erley erklärt. „Sie ist ein Relikt einer in historischer Zeit ausgedehnten Moorlandschaft am Rande der Bergischen Heidetrasse“.

So biete die Wiese einen Lebensraum für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten wie zum Beispiel die Sumpfschrecke, die Bekassine und die Sumpfdotterblume. Und um genau diese Artenvielfalt zu schützen, sei es wichtig, die Fläche schonend und nachhaltig zu pflegen.

Pferdemahd in Düsseldorf: 10.000 Euro Kosten

Die Stadt Düsseldorf investiert in diesem Jahr rund 10.000 Euro in die Pferdemahd. Finanziert wird das aus Mitteln der Klimaanpassung. Nach Abschluss des Pilotprojekts soll die Verwaltung das neue Verfahren der Wiesenmahd evaluieren. In nord- und süddeutschen Naturschutzgebieten sowie im Alpenraum sei diese Vorgehensweise bereits üblich, wie Marius Erley erklärt.

So sei auch in Düsseldorf eine dauerhafte Fortführung sowie die Ausweitung auf weitere Flächen in der freien Landschaft denkbar.

Statt Handsense kommen nun also die 2 PS in Form der beiden Comtois-Kaltblüter zum Einsatz. Elmar Stertenbrink, der seit vielen Jahren die Fuhrhalterei Stertenbrink in Erkrath betreibt, sitzt auf dem Mähwerk hinter den beiden Pferden und weist ihnen den Weg. Mit jeder neuen Runde um das hochgewachsene Grasstück fällt mehr und mehr zu Boden – schnell muss das „Mähgut“ jetzt gewendet werden.

Nix mit altmodisch: In Düsseldorf mähen erstmals Pferde eine Wiese im Eller Forst. Nach dem Abmähen muss das Gras gewendet werden.
Nix mit altmodisch: In Düsseldorf mähen erstmals Pferde eine Wiese im Eller Forst. Nach dem Abmähen muss das Gras gewendet werden. © NRZ | Anna Schlichting

In ein paar Tagen, wenn das Gras getrocknet ist, soll es – ebenfalls mit Pferden – abtransportiert und entsorgt werden. Die Nutzung als Heu sei nicht mehr möglich, wie Nina Jäger, Leiterin der Landschaftspflegestation „Hexhof“ erklärt. Dafür habe das Gras zu lange auf der Wiese gestanden. Zu groß sei die Belastung von Pilzsporen. Erst eine Runde, dann die zweite, so geht es etwa eine halbe Stunde, bis das ganze Gras abgemäht ist.

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Für die beiden heißt es nun: Feierabend! Durchgeschwitzt und ausgepowert stehen sie auf der großen Fläche nördlich des Unterbacher Sees. Einen ganzen Hektar konnten sie seit dem Vorabend in kleinen Etappen mähen. Weiter geht es dann im Herbst, wenn die nächste Ernte ansteht. Auch dann soll etwa ein Hektar dran glauben. Im Frühjahr 2025 dann das letzte Drittel. Dies sei wichtig, damit ausreichend Nahrungspflanzen und Rückzugsorte für die Lebewesen im Biotop bleiben, wie Nina Jäger erklärt.

Einen Rückzugsort brauchen die beiden Kaltblüter Fusain und Jethrow jetzt wahrscheinlich auch. So viel Medienrummel sind die beiden ja gar nicht gewohnt. Trotz der vielen Arbeit wirken die beiden Wallache aber entspannt. Und wer weiß? Vielleicht dürfen sie in ein paar Tagen wiederkommen, um ihr gemähtes Gras wieder abzuholen.