Düsseldorf. Konzern-Chef Carsten Spohr verspricht Verbesserung – aber nicht vor dem Winter. Auch Dienstag Annullierungen und Warteschlangen in Düsseldorf.

Nach dem Chaos am Düsseldorfer Flughafen zum Beginn der Sommerferien in NRW hat sich die Lufthansa-Gruppe für Flugausfälle entschuldigt. Bundesweit mussten unter anderem die Konzern-Airlines Lufthansa und Eurowings tagesaktuell Flüge streichen. Auch am Düsseldorfer Flughafen waren tausende Passagiere gestrandet. Besonders schlimm war es am letzen Schultag (Freitag, 24. Juni): Allein Eurowings hat ohne Vorankündigung 16 Verbindungen gestrichen. Und das teilweise kurz vor dem Einsteigen der Passagiere in die Flugzeuge.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sich in einem Brief an die Kunden der konzerneigenen Airlines entschuldigt.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sich in einem Brief an die Kunden der konzerneigenen Airlines entschuldigt. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Verlässlichkeit und Pünktlichkeit leiden

In einem Brief an die Kunden schreiben Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr und fünf weitere Manager am Dienstag, dass „das Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent nicht in der Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit gelingt, die wir Ihnen so gerne wieder bieten möchten“. Dafür könne sich das Unternehmen nur entschuldigen und wolle auch „ganz ehrlich sein“: „In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, wird sich die Situation kurzfristig kaum ändern.“

Eurowings streicht auch am Dienstag in Düsseldorf drei Flüge

Bei Eurowings in Düsseldorf ist die Zahl der kurzfristigen Annullierungen allerdings gesunken: Waren es am Freitag noch 16, wurden am Samstag und Sonntag noch jeweils sechs Verbindungen gecancelt, am Montag waren es zwei Flüge nach München und Lyon, für Dienstag waren drei Annullierungen angezeigt. Neben Eurowings streichen täglich auch Lufthansa und Austrian Abflüge in Düsseldorf.

Grund für Annullierungen ist Personalmangel

Eurowings begründet die Streichungen mit dem Personalmangel beim Bodendienst aber auch bei den Crews. Die Zahl der tagesaktuellen Annullierungen soll laut Eurowings aber abnehmen, Besserung wird versprochen: „Wir haben die eigenen Reserven und Puffer in den vergangenen Tagen deutlich erhöht und alle relevanten Maßnahmen ergriffen, um den Flugplan über den Sommer bestmöglich abzufliegen“, so eine Eurowings-Sprecherin.

Warum ist hauptsächlich die LH-Gruppe betroffen?

Die Fluggesellschaft Eurowings streicht seit mehr als einer Woche täglich Flüge. Und das sehr kurzfristig tagesaktuell.
Die Fluggesellschaft Eurowings streicht seit mehr als einer Woche täglich Flüge. Und das sehr kurzfristig tagesaktuell. © dpa | Friso Gentsch

Auffällig ist, dass bundesweit und auch in Düsseldorf fast ausschließlich Flüge der Airlines von Europas größtem Luftfahrt-Konzern Lufthansa-Gruppe ausfallen. Ein Grund ist, dass man sich während der Corona-Zeit von tausenden Flugbegleitern getrennt hat und dies im Falle der Kernmarke mit attraktiven Abfindungen in teils sechsstelliger Höhe forciert hat. Gleichzeitig wurde die Gesellschaft Germanwings, die zahlreiche Flüge für Eurowings absolviert hat, unter Protest der Gewerkschaften eingestellt, das Personal entlassen. „Die Probleme im Lufthansa-Konzern sind hausgemacht“, sagt die Gewerkschaft Ufo (Unabhängige Flugbegleiter-Organisation). Ausbaden müssten dies nun die Mitarbeiter und die Passagiere.

Stabilisierung erst im Winter erwartet

Lufthansa-Chef Carsten Spohr und seine Vorstands-Kollegen haben allein für Europa mehrere Tausend Neueinstellungen angekündigt. Allerdings: „Dieser Kapazitätsaufbau wird sich erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken könne.“

Am Dienstag wieder Staus vor Kontrollstellen

Unterdessen gab es auch am Dienstag wieder ab morgens extrem lange Warteschlangen in den Check-in-Bereichen des Düsseldorfer Flughafens, aber auch vor den Sicherheitskontrollen. Die sind seit vielen Wochen wegen des extremen Personalmangels beim zuständigen Sicherheitsdienstleister DSW ein Nadelöhr. Passagiere sind wegen stundenlanger Wartezeiten genervt, es gab bereits Tumulte und Handgreiflichkeiten. Am Dienstag waren die Schlangen nach Angaben von Özay Tarim von der Gewerkschaft Verdi erst gegen 10.30 Uhr abgebaut. Für den Nachmittag wird erneut mit Staus vor den Kontrollstellen gerechnet.

Am Wochenende wird es wieder voll

Am Montag gab es in Düsseldorf 63.000 ankommenden und abfliegenden Passagieren, für Dienstag waren 56.000 Passagieren prognostiziert, für Mittwoch 58.000. Sehr voll wird es wieder am zweiten Ferien-Wochenende (3./4. Juli), wenn nach Flughafen-Angaben insgesamt 178.000 Fluggäste erwartet werden.

Zur LH-Group gehören die Fluggesellschaften Lufthansa, Eurowings, Austrian, Swiss und Brussels Airlines. Mehr als 100.000 Menschen sind weltweit für die Gruppe tätig.