Düsseldorf. Wird Düsseldorfer Flughafen zum deutschen Modellprojekt? Fluggastkontrolle soll wieder vom Staat übernommen werden.
Der Düsseldorfer Flughafen könnte bundesweites Modellprojekt werden für eine veränderte Sicherheitsabfertigung für Passagiere. Das jedenfalls schlägt die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) dem federführenden Bundesinnenministerium vor. Martens reagiert auf das seit Monaten andauernde Chaos bei der Sicherheitskontrolle abfliegender Passagiere, das sich nach den Osterferien weiter verschärft hat. Wegen von Personalmangels bei dem für die Bundespolizei tätigen Sicherheitsdienstleisters DSW kommt es zu extrem langen Warteschlangen, Menschenmassen knubbeln sich zu Stoßzeiten in der Flughafen-Halle, es gibt Wartezeiten von bis zu zwei Stunden, Passagiere verpassen Flüge. Auch die Mitarbeitenden der DSW sind wegen steter Unterbesetzung und sich häufender Schikanen in der Betriebsratsarbeit frustriert und wütend. In einem zweiten zusätzlichen privaten Sicherheitsdienstleister wird nun die Lösung gesehen.
„Sie wollen viel Geld des Staates bei wenig eigener Leistung“
„Aber dies alles geht am Grundproblem vorbei“, sagt Zanda Martens (SPD). „Das Problem liegt in der Gewinnerwartung der Privaten, sie wollen viel Geld des Staates bei wenig eigener Leistung. Deshalb gehört die Luftsicherheit zurück in staatliche Hand!“ Die Probleme mit Wartezeiten an Flughäfen treten mittlerweile bundesweit auf und werden zur Haupturlaubszeit noch weiter ansteigen. „Solche katastrophalen Zustände sind nirgendwo hinnehmbar“, so Zanda Martens, die im Rechtsausschuss des Bundestags Berichterstatterin für Fluggastrechte ist. Jetzt müsse schnell ein neuer Anfang her: „Der Düsseldorfer Flughafen bietet sich für ein Modellprojekt an, um die Rückführung der Luftsicherheitsaufgaben in die öffentliche Hand zu testen. Und wenn wir ehrlich sind: Schlimmer wird‘s nimmer.“
Wegweisend für alle deutschen Flughäfen?
So könne herausgefunden werden, ob die Luftsicherheitsaufgaben beim Staat wieder besser aufgehoben seien. „Wenn das Projekt erfolgreich ist, kann es wegweisend für die Regelung an allen deutschen Flughäfen sein“, ist sich Zanda Martens sicher. „Der Airport DUS mit seinem starken Anteil an Urlaubsreisenden eignet sich als Modell und kann zum Vorbild werden!“
„Nicht nur kurzfristige Notoperationen“
Die Ausgestaltung eines solchen Modellprojektes obläge dem Bundesinnenministerium. „Die Zeichen stehen günstig mit einer neuen, sozialdemokratischen Ministerin seit dieser Legislaturperiode“, so Martens, die auch Mitglied im Aufsichtsrat des Airports ist. „Fluggästen, Airport-Mitarbeitenden und dem Ruf des gesamten Standorts sind wir es schuldig, hier nicht nur kurzfristige Notoperationen zur Überbrückung der Missstände darzustellen, sondern langfristige, tragfähige Lösungen zu finden.“
Der von ihr geforderte Modellversuch könne mit den dann wieder voll motivierten Mitarbeitenden zum Erfolg führen. Allerdings: Das Bundesinnenministerium hat sich bisher trotz der bundesweiten Schlagzeilen über das Chaos am Düsseldorfer Flughafen äußerst zurückgehalten geäußert.
Auch Oberbürgermeister fordert schnelle Lösung
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller fordert unterdessen eine schnelle Lösung des Abfertigungsproblems und übte indirekt auch Kritik an der Bundespolizei.
Unterdessen erwartet die Gewerkschaft Verdi auch an Pfingsten wieder extrem lange Wartezeiten vor den Kontrollstellen am Flughafen.