Düsseldorf. Oberbürgermeister besorgt über extreme Wartezeiten. Ursache sei die unzulänglichen Abwicklung der Sicherheitskontrollen. Kritik an Bundespolizei.
Die dramatische Situation an den Fluggastkontrollen des Düsseldorfer Flughafen haben die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt aufgeschreckt. Oberbürgermeister Stephan Keller zeigt sich besorgt über die immer wieder entstehenden langen Schlangen und deutlichen Verzögerungen an den Sicherheitskontrollstellen. Aufgrund der zahlreichen Beschwerden und kritischen Medienberichte hat er sich vom Flughafen über die aktuellen Hintergründe berichten lassen.
Samstag fehlten laut Verdi 140 Mitarbeiter
Wie mehrfach berichtet, hat das im Auftrag der Bundespolizei tätige private Sicherheitsunternehmen DSW zu wenig Mitarbeiter und kann das notwendige Personal für die Sicherheitsschleusen nicht stellen. Die Folgen sind chaotisch: Massen von Passagieren, die in der Flughafen-Halle vor den Kontrollstellen warten. Bis zu zwei Stunden. Es kam bereits zu Handgreiflichkeiten und Pöbeleien unter genervten Passagieren, einige haben wegen der langen Wartezeit Flüge verpasst.
Vergangenen Samstag stauten sich die Passagiere bereits um 5.20 Uhr in der Halle. Laut Gewerkschaft waren 140 DSW-Mitarbeiter weniger eingesetzt als für die hohe Anzahl an Fluggästen erforderlich wäre. Das Flughafen-Chaos könnte laut Verdi auch über Pfingsten anhalten.
Keller: Zustand ist nicht mehr zu vermitteln
„Die aktuelle Situation mit langen Schlangen vor den Sicherheitskontrollen ist mit einer Belastung für alle am Prozess Beteiligten verbunden, insbesondere für Fluggäste und Beschäftigte“, sagte OB Keller am Sonntag Abend nach seinem Gespräch mit Verantwortlichen. „Die Ursache liegt alleine in der unzulänglichen Abwicklung der Sicherheitskontrollen. Düsseldorf ist mit dieser Problematik leider kein Einzelfall. Trotzdem ist dieser Zustand an einem der größten internationalen Flughäfen Deutschlands Außenstehenden nicht zu vermitteln und muss sich schnellstmöglich ändern.“
Keller werde sich in den nächsten Tagen mit den Verantwortlichen der Bundespolizei in Verbindung setzen und die Forderung der Geschäftsführung des Düsseldorfer Flughafens nach einem zweiten Sicherheitsdienstleister erneuern. Ein zweites Unternehmen, so die Forderungen auch vom Flughafen, soll die überforderte DSW unterstützen.
OB: Zweiter Sicherheitsdienstleister muss kommen!
Indirekte Kritik übte der Oberbürgermeister an der Informationspolitik der Bundespolizei, die öffentlich bisher wenig Klartext gesprochen hat, eher beschwichtigend wirkte, nur von Ausnahmen in Stoßzeiten sprach und auf gute Erfahrungen in den Osterferien verweist. Keller: „Der Flughafen steht mit der Bundespolizei auf verschiedenen Ebenen im Dialog, hat aber von ihr aktuell keinerlei Information darüber, welche Pläne sie zur Aufstockung des Dienstleister-Personals verfolgt. Flughafen und Stadt kennen auch die vertraglichen Regelungen nicht, die die Bundespolizei mit ihrem Dienstleister für die Sicherheitskontrolle getroffen hat“, sagte Keller. „Aus Sicht des Flughafens ist ein zweiter Sicherheitsdienstleister am Standort Düsseldorf unabdingbar, um die Ursache der angespannten Situation an den Sicherheitskontrollstellen zu beheben.“
Mit seinem Hinweis auf die „unzulängliche Abwicklung der Sicherheitskontrolle“ kritisierte Keller zwischen den Zeilen ebenfalls die Bundespolizei. Denn die erwartet mehr Anstrengungen von Flughafen und Airlines, sogar weniger Abflüge zu bestimmten Zeiten, damit nicht zu viele Passagiere gleichzeitig an den Sicherheitsschleusen stehen. Eine Forderung, die für viele Passagiere unverständlich ist: Denn früher gab es die Abfertigungsprobleme nicht.
Keller machte deutlich: „Der Flughafen steht in engem Austausch mit den Airlines und weiteren beteiligten Partnern, um gemeinsam Maßnahmen abzustimmen, die helfen, den Passagierprozess in Spitzenzeiten zu entzerren. Dazu gehört unter anderem die Vorverlegung des Check-ins auf 3 Uhr an verkehrsreichen Tagen.“
Verdi: „Das ist gescheitert“ und die „Bundespolizei hilflos“
Die Bundespolizei, für die das private, gewinnorientierte Unternehmen DSW tätig ist, steht auch in der Kritik der Gewerkschaft Verdi. Die weist schon seit Monaten auf den Personalmangel bei DSW hin und die daraus entstehende Arbeitsverdichtung für die Mitarbeiter der Fluggastkontrolle. Die Krankheitsquote liegt laut Verdi bei den etwa 1000 DSW-Mitarbeitern am Düsseldorfer Flughafen bei 20 Prozent. Verdi-Sekretär Özay Tarim: „Anscheinend ist es der Bundespolizei völlig egal, dass hier jeden Tag Beschäftigte aber auch die Fluggäste in Geiselhaft genommen werden.“ Die Firma DSW ist für Verdi-Mann Özay Tarim gescheitert und die zuständige „Bundespolizei ist hilflos“. Und das alles erst zu Beginn der Sommerreisezeit, so Tarim. Da der Personalmangel so schnell nicht aufzuholen sei, erwartet er Schlimmes für den Sommer – für die Mitarbeiter an den Sicherheitsschleusen und die Fluggäste.