Düsseldorf. Immer wieder kommt es am Düsseldorfer Flughafen zu Schlangen. Ein Imagedesaster, das die Airport-Chefs zunehmend nervt. Freitag wieder Chaos.
Was bisher nur an vereinzelten Tagen zu Stoßzeiten für Unmut am Flughafen sorgte, ist inzwischen ein tägliches Ärgernis: Zu Stoßzeiten lange Warteschlangen abfliegender Passagiere vor den Sicherheitskontrollen, die sich durch die Check-in-Halle ziehen. Wartezeiten von 30, 40 und 60 Minuten mit chaotischen Verhältnissen sind keine Seltenheit. Am Freitag, 20 Mai, haben Passagiere nach eigener Aussage sogar mehr als 90 Minuten. Denn der zuständige Sicherheitsdienstleister DSW hat nicht genug Personal und erfüllt seinen Vertrag mit der Bundespolizei nicht. In der Halle drängten sich am Freitag so viele Menschen, dass ein Fluggast sogar von „Stadion-Atmosphäre“ sprach. Laut Gewerkschaft Verdi hätten Freitag 72 Arbeitsstationen für Fluggastkontrolle alleine am Flugsteig C gegeben – nur 12 wären besetzt gewesen. „Viel zu wenig für die Menschenmassen“, so Verdi-Sekretär Özay Tarim. Er kritisierte die Bundespolizei erneut: „Die Mitarbeitenden und auch die Fluggäste werden in Geiselhaft genommen. So etwas wie heute haben ich noch nie erlebt.“ Unter den wartenden Passagieren soll es erneut zu Pöbeleien und Handgreiflichkeiten gekommen sein. Am Abend waren vermehrt Bundespolizisten und Flughafen-Mitarbeiter in der Flughafen-Halle. Menschenmassen drängten sich auch am Freitag um 20.45 Uhr in der Halle. Alle Abflüge waren verspätet.
Desaster und Image-Problem für Flughafen
Für den Flughafen Düsseldorf ist das seit Tagen andauernde Chaos ein riesiges Desaster, das Image wird immer schlechter. Dabei ist der Airport gar nicht für sie Sicherheitskontrollen zuständig. Das ist Aufgabe der Bundespolizei, für die wiederum das privatwirtschaftliche Unternehmen DSW tätig ist.
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Bei den Düsseldorfer Flughafen-Chefs wird die Stimmung angesichts der katastrophalen Lage vor den Sicherheitsschleusen gereizter. Die in den vergangenen Monaten gezeigte Zurückhaltung gegenüber der für die Sicherheit verantwortlichen Bundespolizei bröckelt. Nach Informationen der NRZ wurde vor einigen Tagen ein Brandbrief an Dieter Romann geschickt, den Chef des Bundespolizeipräsidiums. Zum Inhalt wurde nichts bekannt.
Situation liegt am Dienstleister der Bundespolizei, sagt der Airport
Der Flughafen, so teilte er auf Anfrage unserer Redaktion mit, arbeite mit seinen Partnern fortlaufend daran, den Ablauf des Passagierprozesses operativ zu verbessern. Zurückzuführen sei die aktuelle Situation an den Sicherheitskontrollstellen „aber auf den Personalmangel beim Dienstleister der Bundespolizei“, hieß. Sauer ist der Flughafen, weil entgegen ursprünglicher Pläne kein zweites Sicherheitsunternehmen als Unterstützung der überforderten DSW beauftragt wird.
100 Kräfte pro Schicht zu wenig
„Aus unserer Sicht ist ein zweiter Sicherheitsdienstleister am Standort Düsseldorf unabdingbar. Nur auf diesem Wege lässt sich die Ursache der angespannten Situation an den Sicherheitskontrollstellen beheben“, sagte Flughafen-Geschäftsführer Thomas Schnalke. „Nach unserer Erkenntnis hat der jetzige Dienstleister der Bundespolizei teilweise über 100 Kontrollkräfte pro Schicht weniger im Einsatz als nach den Planungsdaten nötig wären. Daher fehlt uns das Verständnis, warum der Auswahlprozess für einen zweiten Dienstleister aktuell nicht weiter geht.“
Wann entspannt sich die Situation?
Wann sich die Situation entspannt, wissen weder Flughafen noch Bundespolizei. Laut Gewerkschaft Verdi, die die Interessen der Fluggastkontrolleure vertritt, wird es aufgrund des anhaltenden Personalmangels und des steigenden Passagieraufkommens zu den kommenden Feiertagen und der Sommerreisezeit noch schlimmer werden als bisher schon.
Der Flughafen sieht die Gefahr und verstärkt den Druck auf die Bundespolizei. Die wiederum gibt den an den Dienstleister DSW weiter. „Wir drängen den Dienstleister, alle Maßnahmen zu treffen, um zusätzliches Personal zu bekommen“, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin. Das jedoch sei wegen der schwierigen Arbeitsmarktlage schwer. Der einzige Weg zur Entspannung der Situation sei momentan, die Prozesse zu optimieren.
So können Passagiere helfen
Für Passagiere gilt: Frühzeitige Anreise, möglichst wenig oder kein Handgepäck, schnell zur Kontrolle zu gehen, frühzeitiges Leeren der Hosentasche sowie Ablegen von Gürteln und Jacken nicht erst an der Sicherheitsschleuse. Außerdem müsse man auf Durchsagen und Passagier-Einweiser setzen. Das aber ist nicht die Aufgabe der Bundespolizei: „Wir setzen darauf, dass unsere Partner das machen“, so der Bundespolizei-Sprecher. Dass dies klappen könne, haben die reisestarken Osterferien mit zahlreichen Optimierungsprozessen gezeigt.
Doch weil es derzeit schlechter als besser wird, müssen sich Flugreisende zu Stoßzeiten morgens und ab nachmittags weiter auf überdurchschnittlich lange Wartezeiten einrichten.