Düsseldorf. Neben den Warteschlangen vor den Sicherheitskontrollen müssen Flugpassagiere in Düsseldorf nun auch an anderer Stelle viel Geduld mitbringen.
Wer geschäftlich oder privat vom Düsseldorfer Flughafen wegfliegen will, sollte viel Geduld und ein gut-gefülltes Lunch-Paket mitbringen. Wegen chronischen Personalmangels bei den Sicherheitsfirmen dauert es teilweise mehrere Stunden, bis man die Kontrollen in der Abflughalle passiert hat.
Doch nicht nur oben gibt es große Verzögerungen. Unten in den Ankunfthallen kommt es nun ebenfalls vermehrt zu Wartezeiten an der Gepäckausgabe. Dies bestätigten uns auch mehrere NRZ-Leser, die an den Pfingst-Feiertagen bei ihrer Ankunft am Flughafen bis zu zwei Stunden auf ihre Koffer warten mussten. „Dass es zu Wartezeiten kommt, ist nun auch an der Gepäckausgabe der Fall. Wir bekommen diesbezüglich immer mehr Rückmeldungen von Passagieren“, sagt Özay Tarim, Gewerkschaftssekretär bei der Verdi und zuständig für den Bereich Flughafen.
Verdi: Ursachen liegen in der Ausgliederung
Die Situation bei der Gepäckausgabe sei mittlerweile „ähnlich wie oben bei den Sicherheitskontrollen“, berichtet auch Tarims Gewerkschaftskollege Andrej Bill. „Das wird bei einigen Uhrzeiten sichtbar, vor allem in den Stoßzeiten“, so der Gewerkschaftler. Dies habe mehrere Ursachen, meint Bill: „Das liegt vor allem daran, dass die eigentlichen Aufgaben des Flughafens immer mehr an die privaten Anbieter Avia Partner und Acciona ausgliedert werden.“
Diese privaten Firmen unterbieten sich dann im Preiskampf, worunter die Qualität der Mitarbeitenden leide. „Die Airlines suchen sich die Firmen für die Bodenabfertigung aus. Und in den meisten Fällen nehmen sie die günstigste. Das sind Firmen, die dann massiv am Lohn, an der Personenstärke und am qualifizierten Personal sparen“, erklärt der Verdi-Mann.
Mittlerweile besitze der Düsseldorfer Flughafen neben dem Airport Berlin-Brandenburg „eine Sonderstellung“, weil die Bodenabfertigung in Düsseldorf komplett ausgegliedert und in private Hand gelegt werden soll. „Das ist schon in Berlin komplett in die Hose gegangen. Dort gab es einen ‘baggage collapse’ und das ging sogar soweit, dass sich viele Politiker dafür eingesetzt haben, dass die Privatisierung dort rückgängig gemacht wird“, so Bill.
Teillizenz für 2023 ausgeschrieben
Die Flughafen Düsseldorf GmbH (FDG) hat erst Ende März eine weitere Teillizenz für die Koffer- und Bodenabfertigung ausgeschrieben. Im April 2023 soll ein Dienstleister dann für das Be- und Entladen von Flugzeugen sowie das Gepäck der Flugpassagiere komplett zuständig sein. Wer den Zuschlag bekommt steht Stand heute jedoch noch nicht fest. Theoretisch könnte die geplante Ausgliederung seitens der FDG auch noch zurückgenommen werden.
Damit würde sich die Situation nicht verbessern, glaubt Gewerkschaftssekretär Bill: „Der Flughafen würde seine eigenen Aufgaben dann gar nicht mehr selbst übernehmen. Das Problem dabei ist, dass oftmals auf Personal gesetzt wird, dass für diese Arbeit gar nicht qualifiziert ist.“
Und die Angestellten, die aktuell für das Gepäck zuständig sind, gehen laut Bill „auf dem Zahnfleisch“. Das Problem: Selbst wenn die Firmen neues Personal einstellten, könnten sie nicht sofort anfangen, bei der Abfertigung zu helfen: „Man kann nach Einstellung nicht sofort loslegen. Die neuen Mitarbeiter müssen minimum zwei Wochen eingearbeitet werden. Es handelt sich bei ihrer Arbeitsstelle ja um den Sicherheitsbereich. Da muss erst einiges gezeigt werden“, erklärt Andrej Bill.
Vieles erinnert an 2017
Die derzeitige Situation erinnere dabei an das Jahr 2017. Damals gab es ebenfalls erhebliche Verzögerungen bei den Sicherheitskontrollen und der Gepäckabfertigung. „Das war damals auch ein totales Chaos, und auch damals gab es teilweise einen Koffer-Kollaps. Manche Touristen und Geschäftsleute hatten während ihres gesamten Aufenthaltes kein Gepäck.“
Fünf Jahre später ist die Situation ähnlich, eine nahende positive Veränderung sieht Bill nicht: „Es wird sich in den nächsten Wochen und Monaten sogar noch weiter zuspitzen.“ Fluggäste brauchen in Düsseldorf also weiterhin viel Geduld.