Dinslaken. Die Neutor-Galerie wirbt mit Kernöffnungszeiten bis 20 Uhr. Mittlerweile schließen die Läden aber uneinheitlich. Über Gründe wird nicht gern geredet.

Die Deichmann-Filiale in der Dinslakener Neutor-Galerie erweitert ihre Öffnungszeiten. Ab März soll die Filiale wieder montags bis samstags von 10 bis 20 Uhr geöffnet sein. Eine gute Nachricht für das Einkaufszentrum – und die Kunden. Denn von 10 bis 20 Uhr – das sind die Kernöffnungszeiten der Neutor-Galerie. Eigentlich sollten alle Geschäfte mindestens in diesem Zeitraum geöffnet sein – mit diesem Versprechen ging das Einkaufszentrum 2014 an den Start. Das ist aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr bei allen Geschäften der Fall. Deichmann etwa hat aktuell in der Woche bis 19 Uhr und am Samstag bis 18 Uhr geöffnet.

Die Öffnungszeiten in der Neutor-Galerie sind spätestens seit den Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr einheitlich. Eine ganze Reihe Geschäfte hat wochentags bis 19 Uhr geöffnet, einige bis 20 Uhr. An den Samstagen sind einige Geschäfte um 18 Uhr, andere um 19 oder 20 Uhr geschlossen. Morgens öffnet der Netto bereits um 7 Uhr, C&A um 9.30 Uhr.

Das sind Gründe für die unterschiedlichen Öffnungszeiten

Auf der Homepage wirbt die Neutor-Galerie weiter mit Kernöffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr. Darunter ist aber nun dieser Hinweis zu finden: „Leider schließen einige unserer Geschäfte momentan aus betrieblichen Gründen bereits ab 18 Uhr. Wir danken für Ihr Verständnis.“ Ansonsten möchte sich das Management der Galerie dazu nicht äußern. Die Öffnungszeiten seien ein „schwieriges Thema“, das man aber „auf der Agenda“ habe, erklärt Center-Manager Tobias Agthe ungewohnt einsilbig.

Auch die Geschäfte selbst geben sich auf die Frage nach den Gründen für die uneinheitlichen Öffnungszeiten eher wortkarg. Die Öffnungszeiten des Expert-Marktes – wochentags bis 19 Uhr – seien seit einigen Jahren unverändert und entsprächen den Öffnungszeiten der anderen Filialen, erklärt Inhaber Dr. Birger Gröblinghoff.

Deichmann will die Öffnungszeiten in der Neutor-Galerie Dinslaken wieder erweitern.
Deichmann will die Öffnungszeiten in der Neutor-Galerie Dinslaken wieder erweitern. © NRZ | aha

Die Tara-M-Filiale habe erst während der Corona-Pandemie in der Neutor-Galerie eröffnet, erklärt Inhaber Mike Hillenbach. „Wir haben uns von unserer Seite aus dem angepasst, was wir mit der Eröffnung vorgefunden haben und sind mit diesen Öffnungszeiten auch sehr zufrieden.“ Die Zeiten – Tara M schließt ebenfalls um 19 Uhr – halte er zudem für den Standort Dinslaken auch für „richtig“. Tara M habe ein „beratungsintensives Sortiment“, diesen Service möchte man den Kundinnen und Kunden „auch jederzeit bestmöglich bieten“, so Hillenbach. „Dies ist bei der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt natürlich ebenfalls deutlich besser möglich, wenn unser Geschäft bis 19 Uhr geöffnet ist.“ Weil es in der Neutor-Galerie „viele unterschiedliche Geschäfte und Gastronomiebetriebe“ gebe, sei es „schwierig, einen Konsens für alle zu finden.“

Deichmann habe die Öffnungszeiten sowohl an Wochentagen als auch am Wochenende verkürzt – und sie damit „an die Kundenfrequenz in der Neutor-Galerie in den Abendstunden“ angepasst, erklärt eine Sprecherin. Die erneute Ausweitung ab März sei „passend zur erwarteten Kundenfrequenz in der Galerie im Frühjahr und Sommer“ erfolgt.

10 Jahre Neutor-Galerie

Das Einkaufszentrum Neutor-Galerie wurde im November 2014 eröffnet und hat gerade erst sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. An der Stelle hatte zuvor das Hertie-Kaufhaus gestanden. Die Neutor-Galerie wird aktuell in der ersten Etage umstrukturiert. Hier wird unter anderem eine große Terrasse für die Gastronomie angebaut.

Das sagt der Handelsverband

Die „Thematik der einheitlichen Öffnungszeiten ist in der Tat für den Einzelhandel sehr wichtig“, erklärt Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Handelsverbandes NRW Niederrhein. „Gerade in Konkurrenz zum Online-Handel, der immer erreichbar ist, sollte der Kunde verlässliche Informationen haben, wie die Öffnungszeiten der jeweiligen Geschäfte sind.“ Verbindliche Kernöffnungszeiten für alle Geschäfte seien grundsätzlich zu begrüßen, „damit Kunden nicht vor geschlossenen Türen stehen und dem stationären Einzelhandel eventuell verärgert den Rücken kehren“, so Lewitzky – das gelte sowohl für die Innenstadt als auch für Einkaufszentren. Allerdings sind die Grundvoraussetzungen sehr unterschiedlich: „Große Filialunternehmen geben hier in der Regel einheitliche Öffnungszeiten für ihre Betriebe vor“, so Lewitzky, für kleinere Einzelhändler aber seien „ausgedehnte Öffnungszeiten aus personellen Gründen häufig problematisch.“

Die Kundenfrequenz in den Abendstunden sei zudem „standort- und branchenabhängig sehr unterschiedlich“. Ob sich eine Öffnung betriebswirtschaftlich lohne, „wird daher von den Unternehmen in der Regel durch Frequenzmessungen selber ermittelt“, so Doris Lewitzky.

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Uneinheitliche Zeiten auch in der Fußgängerzone

Auch in der Dinslakener Innenstadt gab es bereits mehrere Anläufe, die kunterbunten Öffnungszeiten der Geschäfte zu vereinheitlichen. Einige Geschäfte schließen sogar mittags oder an ganzen Tagen. Nach der Eröffnung der Neutor-Galerie wandte sich die Werbegemeinschaft Dinslaken diesbezüglich an die Händler, die Stadtverwaltung appellierte 2018 an die Geschäfte, an den Samstagen länger und einheitlich geöffnet zu halten.

Laut Axel Wolff, zweiter Vorsitzender der Werbegemeinschaft sowie Inhaber von Foto Wolff und der Gaststätte Maaß, sind aber „die Kosten nicht mehr zu bewältigen“. Das Online-Kaufverhalten der Bürger „setzt allen Einzelhändlern schwer zu“, sagt er. Die Ketten hätten zudem eigene Vorgaben. „Trotz vielfacher Aufrufe ist es einfach nicht möglich, alle unter einen Hut zu bringen“, so Axel Wolff.