Dinslaken/Voerde/Hünxe. Sechs Apotheken haben im Kreis Wesel geschlossen. Das bedeutet für Kunden immer weitere Wege. So ist die Situation in Dinslaken, Hünxe, Voerde.
Sie sind an 365 Tagen im Jahr erreichbar – und das rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen: Apotheken. Sie erfüllen mit der Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln eine wichtige staatliche Aufgabe. Dennoch sinkt die Zahl der Apotheken bereits seit 25 Jahren und erreichte Ende 2024 einen Tiefpunkt: Im Kammerbezirk Nordrhein – einem der größten Kammerbezirke Deutschlands – gab es erstmals weniger als 2000 öffentliche Apotheken. Das geht aus einer Pressemitteilung der Apothekerkammer Nordrhein hervor.
Die Folgen: Die Wege für die Patienten werden weiter, vor allem im Notdienst, und die verbliebenen Apotheker und Apothekerinnen haben weniger Zeit, um sich um die Patienten zu kümmern. Auch der Kreis Wesel gehört zur Apothekerkammer Nordrhein. Im Jahr 2024 standen einer Neueröffnung sechs Schließungen gegenüber. Somit sind aktuell noch 86 Apotheken im Kreis Wesel (Stand 31.12.2024) in Betrieb. Zehn Jahre zuvor waren es noch 107.
Noch gibt es keine Apotheken-Schließungen in Dinslaken, Hünxe und Voerde
Dinslaken, Voerde und Hünxe sind von den Apotheken-Schließungen im Kreis Wesel nicht betroffen, wie Lukas Heuking, Apotheker in Dinslaken-Hiesfeld und Pressesprecher für die Apotheken der drei Kommunen, im Gespräch mit der NRZ berichtet: „Toi, toi, toi, wir haben keine Verluste gemacht.“ Zwar ist Heuking froh, dass in Dinslaken, Voerde und Hünxe keine Apotheke zugemacht hat, Grund für Optimismus ist das in seinen Augen aber keineswegs. „Alle ächzen unter der Belastung“, weiß der Apotheker. „Entwarnung würde ich nicht geben.“ Der Grund dafür sind die steigenden Kosten, etwa für hochpreisige Arzneimittel, die immer mehr würden und vorfinanziert werden müssen, sowie Lohnerhöhungen und gestiegene Stromkosten.
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Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, fasst die Lage so zusammen: „ Zu wenig Honorar, zu viel Bürokratie, schlimme Lieferengpässe bei Medikamenten und der auch bei uns herrschende Fachkräftemangel – die Bedingungen, eine Apotheke zu führen oder gar neu zu eröffnen, werden immer schlechter.“ Dabei sei die Liste der Vorteile, die Apotheken gegenüber ausländischen Versendern oder Internetplattformen haben, lang. Hoffmann führt die persönliche Beratung, direkte Verfügbarkeit von Medikamenten und individuell hergestellte Arzneimittel an. „Dennoch fühlen wir uns auch in diesem Bereich von der Politik im Stich gelassen“, so der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein.
Apotheken fehlt die Anerkennung der Politik
Auch Lukas Heuking macht darauf aufmerksam, dass die Anerkennung der Politik gefehlt habe – und Anerkennung schlage sich auch in Geld nieder. „Wir wurden zwei Jahre nicht an die Inflation angepasst“, erklärt der Dinslakener Apotheker. Eine Anpassung würde jedoch helfen. Zudem erhielten Apotheken immer noch ein Honorar wie vor 20 Jahren, konstatiert Dr. Armin Hoffmann. Für den Präsidenten der Apothekerkammer Nordrhein „ein absolutes Unding angesichts enorm gestiegener Kosten in allen Bereichen. Dass der Gesetzgeber hier gegensteuern muss, liegt auf der Hand. Und hier lassen wir uns künftig nicht mehr mit der Aussage, dass kein Geld da wäre, abspeisen.“
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Lukas Heuking ist ebenfalls der Meinung, dass finanzielle Hilfe notwendig ist: „Apotheken brauchen Unterstützung in Form von Geld.“ Schließlich gehören Apotheken zu einem lebenswerten und gesunden Umfeld dazu, meint der Apotheker. Ob eine oder zehn Apotheken – die Kosten für die Krankenkassen seien die gleichen. „Weniger Apotheken machen das System weder günstiger noch besser“, weiß Lukas Heuking. Und noch etwas steht für ihn fest: „Wir werden immer der erste Ansprechpartner in Gesundheitsfragen sein.“